Geschwächter Star
Pflegling zur Beobachtung in Wildvogelstation
Ein kleiner Star wurde vor einer Scheibe am Boden sitzend von einem Bürger aufgelesen und in die Kleintierklinik in Düppel gebracht. Bei der Erstuntersuchung zeigte er keinen offensichtlichen Verletzungen und auch die weiterführende Diagnostik inkl. Röntgen konnte keinen Aufschluss geben. Nichts deutete auf ein medizinisches Problem hin. Weil der Singvogel jedoch sichtlich geschwächt war, wurde er in der Klinik zur Beobachtung stationär aufgenommen und ein paar Tage beobachtet.
Nicht jeder Vogel hat gravierende Verletzungen und muss lange Zeit gepflegt werden. Häufig ist die Ursache unbekannt und medizinisch lässt sich bei der Aufnahme in die Tierklinik nichts feststellen. Trotzdem müssen alle Patienten bis zur Wiederauswilderung das gleiche Protokoll ablaufen. Bei manchen Pfleglingen dauert der Aufenthalt länger, bei anderen – wie diesem Star – kann schon nach kurzem Aufenthalt grünes Licht gegeben werden.
Unsere Wildvogelstation pflegt jährlich hunderte Wildvögel und entlässt sie wieder in die Freiheit. Um diese Hilfe auch weiterhin möglich zu machen, ist sie auf Spenden angewiesen. Wildvogel-Patenschaften können Leben retten!
Jetzt Patenschaft übernehmen!Sobald der Star etwas zu Kräften gekommen war, konnte er an die Mitarbeiter*innen der Wildvogelstation übergeben werden. In der Station verbrachte er zunächst mehrere Tage unter strenger Beobachtung allein im Käfig. Er fraß gut und konnte schnell an Gewicht zulegen, sodass er bald in die Außenvoliere umziehen konnte.
Um ausgewildert werden zu können, muss der Star wie alle anderen in der Wildvogelstation eingehenden Wildvögel gute körperliche Kondition, eine uneingeschränkte Flugfähigkeit sowie essenzielle Verhaltensweisen, wie eigenständige Futteraufnahme und artspezifische Verhaltensweisen zeigen. Denn für die sogenannte Wildbahnfähigkeit sind unter anderem auch die Fähigkeit, in der freien Wildbahn Futter als solches zu erkennen und aufzunehmen sowie spezielle überlebenswichtige Skills wie z.B. Beutegreifer-Meideverhalten wichtig.
Der Vogel wird bereits in den nächsten Tagen in die Freiheit entlassen und kann schon bald wieder die Berliner Lüfte unsicher machen.
Stars der Stadt
Stare (Sturnus vulgaris) sind in Berlin allgegenwärtig. Am Flugbild, der dreieckigen Flügelform und ihrem schillernd schwarzen Gefieder lassen sie sich leicht ausmachen.
Schnatternd – mit einer erstaunlichen Klang- und Lautvariabilität – sitzen sie gern in großen Schwärmen im Baum. Sie pfeifen, zischen und schnalzen, der Schnabel bewegt sich dabei kaum. Auch die Fähigkeit, andere Vogelstimmen oder Umgebungsgeräusche perfekt zu imitieren und in seinen Gesang einzubauen, machen diesen Singvogel zu einem echten Großstadt-Star.
So kann es schon mal vorkommen, dass man einen Wellensittich tschilpen, ein Martinshorn oder ein Handyklingeln hört und am Ende nur einen kleinen Star auf einer Ampel sitzen sieht. Starenschwärme haben ihren eigenen Dialekt mit für jeden Schwarm individuellen Mustern.
In Berlin stellen die Stare immer wieder ihr Anpassungstalent unter Beweis: Sie nutzen Nistkästen in Parks, Gärten und Friedhöfen. Sie brüten in Hohlräumen unter Dächern, auf Laternen und machen sich Lücken in Fassaden zu eigen. Auch Löcher, die Buntspechte geschaffen haben, nehmen Stare gern für sich in Beschlag. Sie haben neben Insekten, Früchten und Beeren mittlerweile auch Croissantkrümel und Dönerstückchen auf ihrem Speiseplan, wobei die gewürzten Abfälle natürlich ungesund sind für die Vögel.
Sie erobern hier Nischen im städtischen Raum und es ist spannend zu beobachten, wie sie sich anpassen. Aber durch Gebäudesanierungen, durch das Verschwinden von Grünflächen und die Verdichtung der Stadt gehen dem ohnehin gefährdeten Star wertvolle Lebensräume, Brutstätten und Nahrungsquellen verloren.
Während im Südafrikanischen Dschungel deutsche F-Promis um Ehre und noch ein letztes Bisschen Ruhm kämpfen, wollen wir auch unseren echten Star vom Alexanderplatz ins Rampenlicht rücken. Der kämpft nämlich täglich im Großstadtdschungel ums Überleben. Mehr →