Verhängnisvolle Jagd
Junger Habicht nach Schulterbruch wieder in Freiheit
Berlin-Marzahn, 21. Oktober 2022 - Ein männlicher Habicht war wohl schon mehrere Tage eingeschränkt in einem Wohngebiet unterwegs, bis er endlich, auf dem Boden kauernd, aufgelesen und zur Kleintierklinik der Freien Universität gebracht wurde. Dort wurden mehrere Frakturen im rechten Schultergürtel (Coracoid und Schlüsselbein/ Clavicula) festgestellt. Die nähere Untersuchung ergab, dass eine konservative Behandlung möglich sei und eine Rehabilitation mit mehrwöchigem Flugtraining gute Heilungschancen versprachen.
Der junge Habicht konnte also in eine Voliere der NABU-Wildvogelstation umziehen und sich in Expert*innen-Hand auf seine Wiederauswilderung vorbereiten.
Verletzungen dieser Art kommen bei juvenilen Habichten häufiger vor. Die Jungvögel sind mit den Gefahren ihres urbanen Lebensraumes noch nicht hinreichend vertraut und so kommt es bei der Jagd auf Beute immer wieder zu Kollisionen mit Autoscheiben, Fenstern oder Glasfassaden.
Vögel erkennen beim Anflug Glasflächen oft nicht, sondern sehen die Bäume, den Park oder die Büsche, die durch das Glas scheinen oder sich darin spiegeln. Dann prallen sie mit hoher Geschwindigkeit gegen die gläsernen Fronten. Mindestens 100 Millionen Vögel sterben in Deutschland pro Jahr durch Glasanflüge an Wohnhäusern, Wintergärten, Bürogebäuden oder Bushaltestellen. In die NABU-Wildvogelstation kommen nur die Vögel, die einen Scheibenanflug überleben und mithilfe von Rehabilitation die Chance haben, in Freiheit zurechtzukommen.
Für diesen Habicht verlief die Kollision noch glimpflich und er konnte sich schnell erholen und nach wenigen Wochen wieder in die Freiheit entlassen werden.
Unsere Wildvogelstation pflegt jährlich hunderte Wildvögel und entlässt sie wieder in die Freiheit. Um diese Hilfe auch weiterhin möglich zu machen, ist sie auf Spenden angewiesen. Wildvogel-Patenschaften können Leben retten!
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Tipp: Fenster nicht blitzblank wienern und mit Mustern bekleben
Besonders gefährlich sind blank geputzte Glasfronten und solche in der Nähe von Gärten, Parks, Grünstreifen, Stadtbäumen und Gewässern – dort, wo sich besonders viele Vögel aufhalten und sich attraktive Vegetation in den Scheiben spiegeln kann. Verzichten Sie auf blank gewienerte Scheiben und lassen Sie den Vögeln zuliebe etwas Staub und Schmutz zu! Für Fenster, die eine besondere Gefahr darstellen, sind kontrastreiche Muster oder Aufkleber eine gute Lösung, um die Glasscheiben für Vögel sichtbar zu machen.
Muster sind allerdings nur dann hilfreich, wenn sie mit geringem Abstand und großflächig angebracht werden, die Abstände zwischen den Markierungen dürfen die Größe einer Handfläche nicht überschreiten (zumindest für Singvögel). Mehr Informationen zu guten, geprüften Mustern finden Sie hier. Vogelsilhouetten reichen nicht aus!
Die Habichte haben zusätzlich zu den Stadtwäldern dicht besiedelte Stadtgebiete als Lebensraum erschlossen und gelernt die Vorteile der Großstadt zu nutzen. Zu Gesicht bekommt man ihn jedoch nur selten. Mehr →