Wiese Med-Park - Foto: BG Reinickendorf
AG Biodiversität
Projekte und andere Aktivitäten für Artenvielfalt in Reinickendorf
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Ackerrand Lübars - Foto: BG Reinickendorf
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Pflanzaktion am 18.11.2022 - Foto: BG Reinickendorf
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Arbeitseinsatz - Foto: BG Reinickendorf
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Pflanzaktion Bio Company - Foto: Dana Lorenz
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Blumenzwiebel-Pflanzaktion - Foto: Barbara Neuhaus
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Blumenzwiebeln stecken auf dem Max-Beckmann-Platz - Foto: Daniela Lorenz
Das wichtigste war zunächst, die gewählten Volksvertreter aller Parteien von der Notwendigkeit zum Handeln zu überzeugen und entsprechende Anträge in die Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einzubringen.
Erstes Ziel erreicht
2018 hat die BVV Reinickendorf wichtige Beschlüsse gefasst:
- die Anlage von Wildblumenwiesen und fruchttragenden Sträuchern, umweltorientierte Gestaltung von Grünanlagen und deren Pflege, um Bienen, Schmetterlinge und andere sogenannte Bestäuber vor dem Aussterben zu bewahren
- eine insektenfreundliche und gebietseigene Bepflanzung auf dem Grünflächenareal zwischen Waidmannsluster Damm, Buddestraße und Karolinenstraße, entsprechend dem Vorschlag der AG Biodiversität, modellhaft vorzunehmen
- bei Neupflanzung von Bäumen gezielt geeignete Obstbäume auf öffentlichen Grünflächen zu pflanzen
- Baumscheiben, auch mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, bienen- und insektenfreundlich zu gestalten.
Veränderungen im Bezirk
- 2018 hat das Straßen- und Grünflächenamt Reinickendorf (SGA) in Absprache mit der AG Biodiversität eine insektenfreundliche Wildblumenwiese von ca. 1000 qm am Medical Park in Tegel angelegt, die nur einmal im Jahr gemäht wird. Die jährlichen Bestandsaufnahmen der AG haben ergeben, dass sich trotz anhaltender Trockenheit der Pflanzenbestand gut entwickelt hat.
- Das Grünflächenareal zwischen Waidmannsluster Damm, Buddestraße und Karolinenstraße und andere umliegende Flächen werden seitdem nur1-2 Mal gemäht.
- Mit der Medical-Park-Klinik hat die AG vereinbart, dass die Hang- und Ebenflächen, die sie pflegt, ebenfalls nur einmal im Jahr gemäht werden. Dort hat die AG eine große Anzahl blühender Arten ermittelt. Dies lässt darauf schließen, dass hier eine vernachlässigte Wildblumenwiese vorliegt, die sich so sehr schnell reaktivieren ließ.
- Seit dem Beginn der Aktivitäten der AG wurden vom SGA etliche öffentliche Grünflächen zur extensiven Pflege bestimmt, also zur einmaligen Mahd im Jahr, damit sich die dort wachsenden Kräuter und Wildblumen im Laufe des Jahres entwickeln können
Projekte und Aktivitäten
Wildblumenbeete an der Bio Company Heinsestraße
Die Bio Company in der Heinsestraße in Hermsdorf hat auf Anregung der AG und mit ihrer Hilfe eine Bepflanzung mit insektenfreundlichen Stauden auf ihren Grünflächen vorgenommen und ein Bienenhotel aufgestellt. Die Flächen werden von der Bio Company gepflegt. Sie entwickeln sich sehr gut. Auch das Bienenhotel wurde trotz nicht optimaler Lichtbedingung von Wildbienen angenommen.
Zwei Baumscheiben in der Fellbacher Straße, nahe Fellbacher Platz
2019 haben wir auch zwei Baumscheiben gegenüber den Beeten der Bio Company übernommen und dort Wildblumen gepflanzt. Der Bestand entwickelt sich dort sehr langsam, weshalb wir dort viel Zeit mit Pflege und Ergänzungen der Pflanzungen verbracht haben.
Georg-Herwegh-Gymnasium
Das Gymnasium hat zusammen mit der AG im Rahmen einer Projektwoche am Gelände der Schule eine Wildblumenwiese angelegt, so wie bienenfreundliche Gehölze gepflanzt.
Große Pflanzaktion von Blumenzwiebeln für Frühjahrsblüher im Bezirk 2019
Im September 2019 pflanzte die AG Biodiversität zusammen mit ca. 50 Reinickendorfer Bürgerinnen und Bürgern, unter ihnen auch Kinder, und der Jungen Union auf 13 öffentlichen Grünflächen in Reinickendorf, unter anderen auch Baumscheiben ca. 10.000 Blumenzwiebeln, die im Frühjahr den ersten Insekten Nahrung bieten sollten.
Im Herbst 2021 hat die Gruppe am Max-Beckmann-Platz in Hermsdorf die Pflanzung mit weiteren Krokussen und Narzissen aufgestockt.
Insektenfreundliche Wiesen und Beete im Göschenpark (Volkspark Wittenau)
Die AG Biodiversität hat im Frühjahr 2018 mit dem Grünflächenamt Reinickendorf folgende Maßnahmen vereinbart, die weitestgehend realisiert wurden:
- die Trockenwiese im Osten des Parks nur einmal zu mähen
- die Sportfläche in der Parkmitte: den Rasen kurz zu halten, bis auf einige Randstreifen
- die Feuchtwiese wie die Trockenwiese zu behandeln
- die Beete am östlichen Eingang mit Wildrosen zu bepflanzen
- Schilder mit Erklärungen zu den Maßnahmen aufzustellen
- Beete am westlichen Eingang mit schattenverträglichen Stauden zu bepflanzen
- Totholz -und Natursteinhaufen an geeigneten Stellen anzulegen, um Kleintieren wie Amphibien oder Igeln und Insekten Rückzugs- und Nistplätze zu bieten. Die Wiesenflächen werden von uns mehrmals jährlich untersucht und der Aufwuchs festgehalten. Im ersten Jahr haben sich ca. 30 Arten angesiedelt, inzwischen sind es über hundert.
- Für die Fläche von ca. 200 qm wurde regionales Saatgut verwendet.
- Als Umrandung wurde ein Blumenbeet mit bienenfreundlichen Stauden angelegt und mit Totholz eingefasst.
- Eine Sandfläche für nistende Wildbienen haben wir freigehalten.
- Die AG hat 2 Bienenhotels, die inzwischen gut angenommen worden sind und 2 bienenfreundliche Sträucher gespendet.
- Die Fläche wird einmal im Jahr gemäht und von der AG und dem HSC gemeinsam gepflegt.
- Wir haben dort schon mehr als 30 Arten von Wildblumen ermittelt.
Infoabend zum Thema „Mehr Blumen für Wildbienen in Gärten und auf Balkonen“
Im Februar 2020 veranstaltete die AG in der Humboldtbibliothek in Tegel eine Infoveranstaltung mit Fokus auf mehr Artenvielfalt in den Gärten und auf Balkonen. Das Interesse war sehr groß. Ca. 150 Gäste kamen und waren von den Vorträgen sehr begeistert. Sie nahmen das umfangreiche Infomaterial und Tüten mit Saatgut gerne mit.
Projektgruppe Vogelnistkästen
Seit Herbst 2021 kümmert sich die Projektgruppe um die ca. 120 Nistkästen, die ihr zur Pflege übergeben wurden, 60 davon im Park des Humboldt-Schlosses, 60 auf der Halbinsel Reiherwerder. Sie wurden 1972 von Herrn Giese aufgehängt. Er hat sie seitdem betreut, also gesäubert, repariert und die Daten jedes Nistkastens erfasst. Zu finden sind dort die Nester von Kleibern, Schnäppern und vor allem Meisen. Herr Giese hat sich 2021 entschlossen, aufgrund seines Alters, die Betreuung an uns weiterzugeben. Noch ist er bei den Reinigungsarbeiten dabei und wir profitieren von seinem umfangreichen Wissen. Wir kontrollieren, ob die Nistkästen intakt sind und im Herbst säubern wir sie, um sie für die nächste Brutsaison vorzubereiten. Das geschieht per Hand nach Herrn Gieses ausgeklügeltem System. Die Datenerfassung erfolgt zunehmend digital nach dem Vorbild und in Zusammenarbeit mit der AG Vogelschutz der Bezirksgruppe Tiergarten, die dort an die 1000 Nistkästen betreut.
Zusammenarbeit mit der Emil-Fischer-Schule, Wittenau
Im Rahmen unseres Kooperationsprojektes mit der mehrfach als Europäische Umweltschule ausgezeichneten Emil-Fischer-Schule, dokumentieren wir seit 2021 den Pflanzenbestand auf den Wiesen und in diesem Jahr erstmals auch auf den begrünten Dächern der Schule. Dabei wird die aufwachsende Vielfalt der Blütenpflanzen und Moose beobachtet, ihre Ausbreitung verfolgt, pflanzensoziologisch eingeordnet und bewertet. Die bereits vorhandene Artenvielfalt soll erhalten bleiben und durch geeignete Maßnahmen gefördert werden. Die Ergebnisse werden mit dem Technischen Leiter der Schule besprochen und auf der Webseite der Schule veröffentlicht.
Auf 3 Wiesen wird nun statt acht nur noch zwei Mal im Jahr gemäht. So können die 6 bisher dort entdeckten Pflanzen der „Roten Liste“, wie z.B. der stark gefährdete Finger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites), geschützt und der Aufwuchs anderer seltener Pflanzen ermöglicht werden.
Besonders ausbreitungsstarke Neophyten auf dem Schulgelände werden rechtzeitig durch unsere Mitglieder erkannt und können zeitnah entfernt werden.
Auch bei der Auswahl geeigneter Standorte für die Anlage eines Kräuterbeetes und eines Sandhaufens als Nisthilfe für Wildbienen, sowie bei der Anschaffung von Nistkästen für Mauersegler stehen wir beratend zur Seite.
Feldlerchen auf den Lübarser Feldern
2022 erschien eine Broschüre über eine dreijährige Bestandserfassung der Feldlerchen auf den Lübarser Agrarflächen, verfasst von unserem erfahrenen Ornithologen Dr. Hans-Jürgen Stork. Ein darin durchgeführter Vergleich zu einer Studie von 1977 zeigt, dass sich die Lerchenbestände seitdem um 50 % reduziert haben!
Den Download zur Broschüre finden Sie hier.
Untersuchung eines Blühstreifens der Feldbegleitflora in Lübars
Im Frühjahr und Sommer 2021 fand eine 5-malige Vegetationserfassung auf einem Ackerrandstreifen im Landschaftsschutzgebiet Lübarser Felder statt. Es wurde eine große Vielfalt ortstypischer und auch eingeschleppter Pflanzenarten ermittelt. 87 Blütenpflanzen- und 11 Moosarten ließen sich pflanzensoziologisch bei den Getreideunkraut-, Mähwiesen-, Hackunkraut-, Ruderal- und Trittpflanzengesellschaften sowie den Stickstoff-Krautfluren einordnen. Es konnten 4 Arten nachgewiesen werden, die in Berlin auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten stehen.
Zur Förderung der Biodiversität sollten bestimmte Pflegemaßnahmen eingehalten und auch standortspezifisch umgesetzt werden. Der Ackerrandstreifen sollte nicht mehr betreten werden. Die am Pflanzenwuchs erkennbare Mineraldüngereinstreu vom Feld her sollte zukünftig unterbleiben.
Unsere Untersuchung auf diesem Ackerrandstreifen kann beispielhaft zeigen, worauf hier und auf vergleichbaren Ackerrandflächen des Lübarser Landschaftsschutzgebietes zu achten und wie erkannten Missständen zu begegnen ist. Zur Steigerung der pflanzlichen Vielfalt ist aus unserer Sicht ein 5 m breiter geschützter Ackerrand in ganz Lübars wünschenswert.
Der vollständige Untersuchungsbericht wurde in einer Broschüre veröffentlicht (Download unter https://berlin.nabu.de/wir-ueber-uns/bezirksgruppen/reinickendorf/index.html).
Wildblumenwiese im Hermsdorfer Sportclub (HSC)
2021 hat die AG auf Wunsch des HSC und mit Hilfe der Mitglieder eine Wildblumenwiese angelegt.
Wildbienenwiese Kurfürstenstraße, Ecke Elsenbruchstraße, Hermsdorf
2021 haben wir eine weitere Wildblumenwiese von ca. 150 qm angelegt. Wir untersuchen die Entwicklung dort kontinuierlich.
Zwei bienenfreundliche Staudenbeete Zeltinger Platz, Frohnau
2021 hat die AG zwei Beete mit bienenfreundlichen Stauden wie Salbei, Frauenmantel, Storchschnabelarten etc. angelegt und pflegt sie zusammen mit dem Straßen- und Grünflächenamt.
Weitere Blumenzwiebelpflanzaktionen im Herbst 2022
Auf vielen Flächen, auf denen bereits Frühblüher gepflanzt worden waren sowie auf unseren Wildblumenwiesen haben wir mit Beteiligung der Reinickendorfer Bürger und anderer NABU-Gruppen die Pflanzungen ergänzt.
Führungen
Führungen bieten wir regelmäßig an. 2022 haben wir mehrere botanische Führungen in Bereichen in Reinickendorf durchgeführt, in denen sich inzwischen die einheimische, insektenfreundliche Flora entwickeln darf.
Auszeichnungen
Umweltpreis Reinickendorf 2020 - 2. Platz für Blumenzwiebelpflanzaktion zur Erhöhung der Biodiversität im Bezirk
Umweltpreis Reinickendorf 2022 - 2. Platz für Pflanzenmonitoring auf verschiedenen biodiversen Flächen in Reinickendorf
Ansprechpartnerin: Daniela Lorenz
Mail: bgreinickendorf@nabu-berlin.de