Wild- und Heilkräuter im naturnahen Garten
Einfach mal wachsen lassen...
Wieso sieht man einem Garten auf den ersten Blick an, dass er ‚naturnah’ ist? Ganz einfach, er ist natürlich schön und harmonisch. Auffällig ist seine Artenvielfalt und wenn man genau hinsieht und und -hört, merkt man: Hier ist richtig was los! Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer schwirren, brummen und summen umher. Einjährige Sommerblumen bieten reichlich Nektar und Nahrung. Ein Naturgarten strahlt Gelassenheit aus und viele heimische Pflanzen wachsen ungezwungen neben ihren natürlichen Nachbarn. Vögel, Igel, Spitzmäuse, Kröten kommen zu Besuch und das, weil der naturnahe Garten ein Stückchen Natur bietet, in dem jeder und jedes eine Existenzberechtigung hat, leben darf und kann. Exotische Pflanzen braucht ein naturnaher Garten nicht, da sie oft sehr pflegeintensiv und für Insekten wertlos sind!
Wildkräuter sind keine Unkräuter
Vor allem jene Wildkräuter, die als Unkraut verrufen sind besitzen wertvolle Inhaltsstoffe und sind wegen ihrer großen Widerstandskraft von hohem Wert für den naturnahen Garten.
Wie der Löwenzahn. Er ist einer der ersten Frühblüher im Jahr und enorm wichtig für Hummeln und Wildbienen, die meist sehr zeitig im Jahr unterwegs sind. Lassen Sie ihn wachsen und entfernen Sie ihn nicht gleich mit Stumpf und Stiel! Ob Sie ihm dann erlauben, sich ungeniert auszusamen, können Sie immer noch entscheiden. Aber selbst ehe er als Pusteblume aufgeht, gibt es Abnehmer, die seine Samen sehr schätzen. Der Stieglitz freut sich, wenn er sich daran bedienen kann.
Auch für uns ist der Löwenzahn nützlich. Wir können ihn in unsere Frühjahrskur mit einbeziehen. Er ist wie viele andere Wildkräuter sehr gesund, regt Leber, Galle, Nieren an und enthält viel Vitamin C. Unter Obstbäume gepflanzt, schließt er den Baumwurzeln den nötigen Eisengehalt des Bodens auf, der oft durch einen Kalküberschuss für andere Pflanzen nicht aufnehmbar ist. Außerdem gibt er verjaucht einen hochwertigen Dungguss ab, da er reich an Kalium, und anderen Mineralsalzen wie Kalzium, Mangan, Natrium sowie Kieselsäure und Schwefel ist und Vitamin C enthält. So wirkt er wachstumsregulierend und verbessernd auf die Fruchtqualität.
Wie mit dem Löwenzahn geht es uns mit vielen der bunten ‚Wilden’. Brennessel, Beifuß, Beinwell, Goldrute, Gundermann, Honigklee, Johanniskraut, Kamille, Klette, Königskerze, Nachtkerze, Schafgarbe, Schlüsselblume, Wegerich und Wegwarte, um einige zu nennen.
Auch die Ringelblume darf nicht fehlen, wenn sie auch nicht wild vorkommt. Sie alle finden seit jeher Anwendung in den Heilpraktiken der Menschheit. Freuen wir uns also, wenn sie sich freiwillig in unserem Garten ansiedeln. So entstehen Pflanzengemeinschaften von hohem Wert für unsere heimische Tierwelt, die durch ihre natürliche Schönheit bestechen.
Artenvielfalt im naturnahen Garten
Bei der naturnahen Gartengestaltung entscheidet sich der Gärtner für die Artenvielfalt. Je mehr, desto besser. Er greift allenfalls regulierend ein, wenn die eine oder andere Pflanzenart Überhand zu nehmen droht. Das fordert einige Toleranz und auch Geduld, jedoch wird beides reichlich belohnt. Dass er auf chemische Pestizide und mineralische Dünger verzichtet, versteht sich von selbst.
Blumen im naturnahen Garten sind vornehmlich ungefüllt, Sträucher sind heimische Vogelschutz- gehölze, wie Weißdorn, Schlehe, wolliger Schnee- ball, Pfaffenhütchen, Eberesche, etc. Sie sind hervorragend an unsere Wachstumsbedingunen angepasst und somit pflegeleicht. Im naturnahen Garten wird mit der Natur und nicht gegen sie gegärtnert. Ganz nach Charles Darwin, der vor fast 200 Jahren schon feststellte: "Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.“ Und dass wir mit diesem Reichtum auch unsere Gesundheit unterstützen können, ist ein wunderbarer Nebeneffekt. Literatur zu Rezepten gibt es zu Hauf.
Diese Wildkräuter dürfen im Naturgarten nicht fehlen:
Beinwell
Beinwell (Symphytum officinalis) gehört zu der Familie der Rauhblattgewächse und blüht weiß oder violettblau. Er bevorzugt feuchte Stellen.
Er hat einen hohen Gehalt an Kieselsäure und Kalium, eignet sich also unter anderem hervorragend als Mulch für Kartoffel- und Möhrenkulturen. In der Naturheilkunde wird er wegen seiner wundheilenden Wirkung hoch geschätzt. Er regeneriert das Gewebe, heilt Blutergüsse besonders dort, wo der Knochen direkt unter der Haut liegt, heilt Knochenerkrankungen und stumpfe Verletzungen mit Gewebeverlust und hemmt bösartigen Zellwuchs. Im zeitigen Frühjahr oder späten Herbst hat die Wurzel den höchsten Gehalt an Allantoin, Dann ist die beste Zeit, sie auszugraben.
Ringelblume
Die Ringelblume (Calendula officinalis) ist keine Wildpflanze unserer Heimat, sie kommt nur angebaut in Gärten vor. Sie ist ein wunderbarer Mischkulturpartner für alle Gemüse. Sie hat wertvolle Inhaltsstoffe und ist deshalb wundheilend. Dazu pflückt man die voll geöffneten, trockenen Blütenköpfe. Ringelblumen-Salbe selbst herzustellen ist gar nicht so schwer. Probieren Sie es doch mal aus.
Beifuß
Der Beifuß (Artemisia vulgaris) findet von jeher als entgiftende Pflanze Verwertung in der Naturheilkunde. Diese Eigenschaft kommt ihr auch in unseren Gartenboden zugute. Heutzutage wird sie allerdings nur noch wegen ihrer verdauungsfördernden Wirkung bei fetten Gerichten verwendet.