Aller (Jagd-)Anfang ist schwer
Juveniler Habicht mit Anflugtrauma in Wildvogelstation
Im Großstadtdschungel Berlin lauern viele Gefahren und Hindernisse. Diese sind in Charlottenburg vermutlich einem weiblichen Habicht beim Jagen nach Beute zum Verhängnis geworden. Die Finder entdeckten das Tier am Morgen des 22. September regungslos und flugunfähig auf dem Gehweg einer Straßenkreuzung. Sie handelten schnell, indem sie das Habicht-Weibchen in die Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin brachten. Diagnose: Neben einer Verletzung des Bandapparats am Handgelenk wurden auch eine Entzündung, sowie eine Einblutung im Auge festgestellt. Diese Art der Verletzungen wird häufig von plötzlich auftretenden, äußeren Gewalteinwirkungen verursacht, nicht selten durch Scheibenanflug oder Zusammenstoß mit Gebäuden. Ein Anflugtrauma ist daher sehr wahrscheinlich. Leider kommen diese bei jungen Greifvögeln gar nicht so selten vor, da bei der Jagd auf Beute die Strukturen und Gefahren in den urbanen Strukturen erst erlernt werden müssen.
Glück im Unglück
Es gibt aber gute Nachrichten: Der junge Habicht ist den Umständen entsprechend noch einmal glimpflich davon gekommen, denn in der Klinik konnten keine Frakturen festgestellt werden. Bis auf zwei gebrochene Stoßfedern wurde auch das Gefieder nicht weiter geschädigt. Mit einem ordentlichen Gewicht von rund 1000g weist er einen guten Allgemeinzustand auf, sodass einer schnellen Genesung und einer zeitnahen Auswilderung nichts im Wege steht.
Traurige Statistik
In Deutschland sterben über 100 Millionen Vögel pro Jahr an einemAnflugtraumata. Besonders aus dem Berliner Stadtgebiet werden der Wildvogelstation dabei Jahr für Jahr eine Vielzahl an Kollisionen von Wildvögeln mit Scheiben und anderen urbanen Strukturen in Beratungsgesprächen über das Bürgertelefon mitgeteilt. Die Erfassung dieser Fälle und anhaltende Auswertungen können dabei in Zukunft helfen, konkrete Zahlen zu liefern, potentielle Hotspots zu erfassen und zur Prävention von Scheibenanflügen im Berliner Stadtgebiet beizutragen. Scheibenanflüge können daher bei der NABU Wildvogelstation telefonisch oder per Mail gemeldet werden. Um Vögel, bei denen eine Chance auf Auswilderung besteht, kümmern sich die Mitarbeiter*innen der Wildvogelstation des NABU Berlin nach wie vor.
Um die Arbeit der Wildvogelstation auch weiterhin möglich zu machen, ist sie auf Spenden angewiesen. Auch Wildvogel-Patenschaften können übernommen werden.