Greifvogel-Kollision am Checkpoint Charlie
Wildvogelstation rettet verletzten Mäusebussard
1. Juli 2020 - In der Nähe des Checkpoint Charlie wurde ein hilfsbedürftiger Mäusebussard gefunden. Der Jungvogel lag flugunfähig am Boden. Mitarbeitende der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin führten die Erstuntersuchung durch und stellten lediglich ein leichtes Hämatom am linken Flügel fest, das wahrscheinlich durch ein Anflugtrauma entstanden ist.
„Verletzungen dieser Art sind bei juvenilen Mäusebussarden nicht ungewöhnlich“, erklärt Marc Engler, Greifvogelexperte der NABU-Wildvogelstation. „Die Jungvögel müssen die Strukturen und Gefahren ihres urbanen Lebensraumes erst noch kennenlernen. Kollisionen mit urbanen Strukturen, Glasfassaden oder Verletzungen bei der Jagd auf Beute fallen da immer wieder an“. Für den verletzten Mäusebussard, der nahe des Checkpoint Charlie aufgefunden worden war, verlief die Kollision mitten im Großstadtdschungel glimpflich. Mitarbeitende des NABU Berlin brachten ihn in die Wildvogelstation in Marzahn-Hellersdorf. Da der Vogel nach dem Anflugtrauma keine schwerwiegenden Einschränkungen aufwies, hat er sich schnell erholt und konnte bereits wenigen Tagen Aufenthalt in der Wildvogelstation wieder in die Freiheit entlassen werden.
"Dank eines flächendeckenden Beringungs- und Monitoring-Programms zu Mäusebussarden in Berlin war der Brutstandort bereits bekannt und der Vogel konnte wieder dorthin zurückgesetzt werden“, erläutert Engler, der gleichzeitig Leiter des Programms ist. Dieses zielt darauf ab, die Anpassung von Mäusebussarden im urbanen Lebensraum besser zu verstehen. Zum Zeitpunkt seiner Verletzung war der Jungvogel bereits eigenständig überlebensfähig. Allerdings stehen juvenile Mäusebussarde auch noch mehrere Wochen nach Ausflug aus dem Nest in Kontakt mit den Alttieren und interagieren mit diesen. Der Vogel wurde daher in den Baum, in dem er als einziges Jungtier aufwuchs, zurückgesetzt.
Zukünftig wird sich der Verbleib des Vogels durch einen am Bein angebrachten Kennring der Vogelwarte Radolfzell – eine Art Personalausweis – nachvollziehen lassen. Beringungen dieser Art ermöglichen wertvolle Datensammlungen, anhand derer Verbleib, Entwicklung und Etablierung junger Mäusebussarde im hektischen Stadtgebiet von Berlin erforscht werden können.
Unsere Wildvogelstation pflegt jährlich hunderte Wildvögel und entlässt sie wieder in die Freiheit. Um diese Hilfe auch weiterhin möglich zu machen, ist sie auf Spenden angewiesen. Auch Wildvogel-Patenschaften können übernommen werden.