Verwaist auf dem BER
Turmfalken-Geschwister auf Rollfeld gefunden
18.06.2020: Der Flughafen Berlin-Brandenburg hat zwar immer noch nicht den Betrieb aufgenommen, auf dem knapp 1500 Hektar großen Gelände ist dennoch bereits einiges los. Ein Turmfalken-Brutpaar hatte sich beispielsweise in dieser Saison den Hauptstadtflughafen für die Aufzucht seiner Jungen ausgesucht. Die beiden Alttiere konnten ihre Jungvögel jedoch nicht aufwachsen sehen. Die Elternvögel sowie eines von drei Jungtieren wurden am 8. Juni tot auf einem Rollfeld aufgefunden.
Die genaue Todesursache der Vögel konnte nicht ermittelt werden. Zwei der insgesamt drei Jungvögel überlebten den Unfall. Aufgefunden wurden sie von der Flughafenabteilung „Bird & Wildlife Control“, die die beiden Turmfalken zunächst in die Kleintierklinik der Freien Universität in Zehlendorf zur Erstversorgung brachte. Danach kamen die Jungvögel in die Wildvogelstation des NABU Berlin, wo sie derzeit betreut und auf die Wiederauswilderung vorbereitet werden.
Als die beiden Jungvögel elternlos aufgefunden wurden, waren sie schon recht flugfähig und befanden sich in der sogenannten „Bettelflugphase“. In dieser Phase verlassen die Jungvögel das Nest und fliegen ihren Eltern hinterher, während diese jagen. Haben die erwachsenen Vögel ein Beutetier gefangen, jagen die Jungtiere ihnen die Beute wieder ab. Für die Jungvögel ist die Bettelflugphase ein Training, mit dem sie ihre Jagdtechniken verbessern und sich auf die selbständige Nahrungssuche vorbereiten können.
Turmfalken sind Kulturfolger und die häufigste Falkenart in Berlin. Sie ernähren sich typischerweise zu 80-90 Prozent von Mäusen, die mithilfe des charakteristischen „Rüttelflugs“ gefangen werden. Dieser bemerkenswerte Jagdstil erfolgt bevorzugt über offenen Flächen und zeichnet sich durch kräftiges Flügelschlagen aus. Dieses Flügelschlagen ermöglicht es dem Tier, in der Luft zu stehen, bei der richtigen Gelegenheit das Beutetier zu fixieren und pfeilschnell herabzustürzen, um es zu fangen. Neben einem Rückgang von geeigneten Nistplätzen macht auch eine zunehmende Nahrungsknappheit den Turmfalkenbeständen in Berlin zu schaffen. Mäuse werden als Beutetiere zunehmend weniger, sodass bei manchen Vögeln die Nahrung zur Hälfte aus Kleinvögeln besteht.
In einer Metropole wie Berlin gibt es für Wildvögel zahlreiche Gefahrenquellen. Die Wildvogelstation des NABU Berlin pflegt hilfsbedürftige Wildvögel und wildert die Mehrzahl von ihnen wieder aus. Allein im letzten Jahr versorgte die Station rund 1100 Wildvögel, von denen etwa 90 Prozent wieder in die Wildnis entlassen werden konnten. Bitte unterstützen Sie diese wichtige Arbeit mit einer Spende oder übernehmen Sie eine Wildvogel-Patenschaft.