Das NABU-Schutzgebiet „Kiesgrube am Dachsbau“
Ein Naturkleinod in Heiligensee
15. Januar 2010 - Der frische Schnee brachte es an den Tag. Der Dachs war unterwegs. Was schon vermutet wurde und an Spuren von langen Krallen im Sand vor einem vermeintlichen Fuchsbau erken- nbar schien, hat sich nun bei einer Kontrollbegehung im Schutzgebiet bestätigt. Über 20 cm hoch war der lockere Schnee, durch den ich den Bau an einem Erdhügel erreichte. Vom Eingang am oberen Rand des Hügels fand ich eine richtige Rutschbahn nach unten.
Die Spuren eines wohl aufwärts gestiegenen Tieres wiesen die Eindrücke scharfer Krallen auf. Ich folgte einer Spur, die vom Bau wegführte, auf den zugefrorenen Mittelfeldteich. Es ging am Ufer entlang zur anderen Seite – und hier wurde es im niedergedrückten Schnee klar. Hier hatte ein Dachs markiert und seine scharfen Krallen durch die urin-gelbe Fläche gezogen.
Dachse haben die Gewohnheit, ihr Hinterteil fest auf den Boden zu drücken und sich dabei kreisend zu bewegen. Sie sondern dabei aus dem Stinkloch (Drüse) ein Sekret ab, das als Duftmarke (Mitteilung an die Artgenossen) zu bewerten ist. Dachslosung wird meist in kleinen Gruben abgesetzt und ist im Herbst und Winter von den gefressenen Früchten verschiedenartig gefärbt.
20.01.2010, Dr. Hans-Jürgen Stork
Teich ohne Leben
Wertvolle Lebensgemeinschaft in Reinickendorfer Schutzgebiet vergiftet!
Das Wasser des großen Mittelfeldbeckens, wie der Teich im NABU-Schutzgebiet "Kiesgrube am Dachsbau" in Heiligensee offiziell heißt, ist mindestens seit Anfang Juli letzten Jahres vergiftet. Stockenten und Blessrallen meiden das Gewässer. Fische und Kleinlebewesen sind daraus verschwunden. Kein Graureiher erscheint mehr am Ufer. "Ich sehe keine Wellenbewegung von Fischen mehr", berichtete seinerzeit Joachim Strunk, Fischerei-Experte beim NABU. "Der Eisvogel, der sich von Fisch ernährt, ist weg, das einst stattliche Schilf am Ufer schwächlich, vergilbt und abgeknickt."
Vor zwanzig Jahren wurde das Mittelfeldbecken in zwei umfangreichen Gutachten als Gewässer mit hoher Gewässergüte (II) eingestuft. Nach einem Gutachten von Grabowski und Moeck von 1988 waren das Mittelfeldbecken und seine Uferzone mit 89 Tierarten einer der artenreichsten Teiche Reinickendorfs. Es wurden neun Fisch-, drei Amphibien-, 15 Muschel- und Schnecken-, drei Wasserwanzen-, drei Süßwassermilben-, 20 Libellen-, acht Käfer- und zwei Eintagsfliegenarten sowie Zuckmücken, Stechmücken und Köcherfliegen nachgewiesen, dazu Stockenten, Zwergtaucher, Eisvogel und Graureiher. Die submerse Wasserflora wies mit Tausendblatt und Hornblatt gute Bestände auf. – Diese Lebensgemeinschaft wurde im Sommer 2006 vernichtet.
Joachim Strunk alarmierte die Umwelt- und Naturschutzbehörden im Bezirksamt Reinickendorf. Das Stadtplanungsamt bestellte einen Limnologen (Fachmann für Binnengewässer) nebst Tauchern, die Anfang August in Anwesenheit von NABU-Naturschützern und eines Behördenvertreters Untersuchungen vornahmen. Wasser-Analysen erbrachten an der Oberfläche des Gewässers nur einen sehr niedrigen Sauerstoffgehalt, der in vier Metern Tiefe vollends gegen Null tendierte, während Wasser aus dieser Tiefe einen üblen Geruch verströmte. Vor allem die Ammonium-Werte lagen weit höher als normal in einem vom Grundwasser gespeisten Teich. Im Grundwasser unter dem westlich angrenzenden Feld ermittelte eine beauftragte Bodenexpertin noch ein halbes Jahr später hohe Ammonium- und Nitratwerte, die aus einer dort langjährig genutzten Mistdeponie stammen.
Die Hoffnungen der Naturschützer auf eine zügige Aufklärungsarbeit durch das Bezirksamt Reinickendorf wurden zunächst schwer enttäuscht. Joachim Strunk und Dr. Hans-Jürgen Stork, Sprecher des NABU Reinickendorf, erhielten auf ihre telefonischen und schriftlichen Anfragen nur knappe Auskünfte und beschwichtigende Erklärungen: Zur Fertigstellung seines Gutachtens mangele es dem Hydrologen an Zeit Eine Fäkalien-Einleitung von außen sei ausgeschlossen Umkippende Gewässer gebe es in jedem heißen Sommer Auch ein Fischereiexperte aus Potsdam teile diese Einschätzung Der für Umweltfragen zuständige Bezirksstadtrat berief sich auf seine Mitarbeiter und wiegelte in einer Sitzung des Umweltbeirats im September 2006 noch ab: Die Kräfte der Natur würden schon alles wieder richten ...
In einem Schreiben des Stadtplanungsamts wurden einige Hypothesen des NABU zwar bestätigt – eine Umkehrung der Fließrichtung des Grundwassers sei durchaus möglich, und es könne aus dem Bereich der Felder ins Mittelfeldbecken geströmt sein –, doch sorge die Filterfunktion des Ackerbodens dafür, dass Fäkalien von dort gehaltenem Vieh oder Düngemittel ohne Folgen für das zurückfließende Grundwasser und den Teich bleiben würden. Überhaupt sei die jahrelange Nutzung des Ackerrandes als Mistdeponie dem Stadtplanungsamt nicht bekannt. Und dies trotz mehrfacher Hinweise von NABU-Mitarbeitern!
"Wenn das Bezirksamt Reinickendorf auch keinen Verursacher der Ammonium-Anreicherung finden mag, so hat doch der NABU seine begründeten Vermutungen", erklärte daraufhin NABU-Sprecher Stork, ein auch in Wasserchemie bewanderter Biologe. "Seit fast 20 Jahren betreut der NABU das Schutzgebiet am Dachsbau, und seit fast zwanzig Jahren kennen wir die Mistdeponie auf dem Acker, ohne freilich regelmäßig auf die davon ausgehenden Gefahren geachtet zu haben. Inzwischen aber wissen wir, dass das Grundwasser unter diesem Acker vor einer Belastung durch organischen Dünger aus der Landwirtschaft geschützt werden muss."
Umfangreiche Recherchen des NABU rund um das Mittelfeldbecken haben nun ergeben, dass aus dem seit mindestens zwei Jahrzehnten immer wieder auf besagtem Feld abgelagerten Mist zumal bei Regen Gülle in den Untergrund versickerte und in der Regel nach Südwesten hin unbemerkt abfloss, wobei in Boden und Grundwasser unter z. T. anaeroben Bedingungen ein Harnstoffabbau zu Ammonium und über Nitrit auch zu Nitrat erfolgte.
Der NABU Berlin vermutete, dass sich auf Grund der längeren Hitze- und Trockenheitsperiode im Mai, Juni und Juli 2006 der Wasserspiegel des Teiches durch Verdunstung um über 30 cm absenkte. Dadurch erhielt das Mittelfeldbecken eine Vorfluterfunktion und die Fließrichtung des Grundwassers kehrte sich um. Es gelangte Ammonium (NH4) enthaltendes Wasser in den Teich, wo die NH4-Konzentration durch die Verdunstung auf drei Milligramm pro Liter anstieg. Infolge der hohen Wassertemperaturen von 23 bis 26°C überschritt wiederum die Konzentration des freigesetzten Ammoniaks den für tierisches Leben noch erträglichen Grenzwert von 0,01 mg/l und ließ es absterben. Ammonium aus anthropogenen Quellen (z.B. der Landwirtschaft) wurde in das Gewässer eingebracht und führte zu hohem Eutrophierungsgrad (z.B. NH4 5mg/L, hohe NO3-Werte nach Oxidation), und zu starkem Wachstum submerser Pflanzen und Algen.
Starke Sonneneinstrahlung über Wochen (wie in 2006) führte im auch stark erwärmten Wasser täglich zu einer hohen Photosyntheserate und zu einer extremen Absenkung der CO2-Konzentration.
Die Absenkung der CO2-Konzentration kann kurzzeitig und täglich zu einer extremen Erhöhung des ph-Wertes bis zu pH 10 führen! Hohe Temperaturen und hohe pH-Werte führen zur Umwandlung von Ammonium zu Ammoniak.
Ammoniak im Wasser ist schon in geringen Konzentrationen tödliches Gift für alle Kiemenatmer - für Fische, Krebse, Schnecken, Muscheln, u.a.
Infolge der hohen Wassertemperaturen von 23°C bis 26°C und des erhöhten pH-Wertes überschritt wiederum die Konzentration des freigesetzten Ammoniaks den für tierisches Leben noch erträglichen Grenzwert von 0,01 mg/L und ließ es absterben.
Diese Hypothesen des NABU wurden von dem Limnologen Alexander Limberg von der Senatsverwaltung Umweltschutz im Frühjahr 2009 noch einmal bestätigt.
Unterdessen brachte das Studium alter Akten an den Tag, dass der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV), der Vorläufer des NABU, bereits am 29.8.1988 gegen die Ausbringung von Gülle und Mist auf das Feld neben dem Schutzgebiet protestiert hat. Wie aus einem Schreiben des Bezirksamts Reinickendorf Abt. Bauwesen-Grünflächenamt vom 17.1.1989 hervorgeht, wurde daraufhin dem verantwortlichen Landwirt verboten, Gülle und Mist auf dem Acker neben dem Schutzgebiet zu lagern. Begründet wurde dieses Verbot mit dem Schutz des Untergrundes. – Der NABU Berlin hat die betreffenden Unterlagen den zuständigen Behörden im BA Reinickendorf zur erneuten Kenntnisnahme vorgelegt.
Endlich erste konkretere behördliche Maßnahmen!
Wer sie veranlasst hatte, konnte nicht herausgefunden werden.
Bereits im August 2006 wurde der große Misthaufen bis auf einen Rest beseitigt, später Sand aufgetragen, der Acker umgebrochen und alles mit Gras eingesät, doch erst Ende Oktober 06 kam es endlich zu einer Begehung der Problemflächen mit Vertretern der Stadtplanungsamtes (im Bezirk zuständig für stehende Gewässer), der Umweltverwaltung (zuständig für Boden- und Grundwasserschutz), des NABU und eines Gutachterbüros; der Vertreter des Umweltamtes stellte Rammkern-Sondierungen in Aussicht. Die Hypothesen des NABU, was das Umkippen des Mittelfeldbeckens verursacht haben könnte, wurden zunächst wieder als abwegig verworfen und erst nach längeren Diskussionen Einflüsse der jahrzehntelang betriebenen Mistdeponie nicht mehr gänzlich ausgeschlossen. Eine Sanierung des Gewässers, dessen desolater Zustand immerhin bestätigt wurde, sah das Stadtplanungsamt zwar als dringlich an; nach Aussage des Umweltamtes hingegen hatten sie keine besondere Priorität. Immerhin teilte das Amt noch Ende November mit, dass dem Landwirt jetzt erneut untersagt worden sei, Mist an der Westseite des Schutzgebietes abzulagern.
Am 8. Dezember nahm dann ein Gutachterbüro die erwähnten Rammkern-Sondierungen sowie Proben-Entnahmen für Boden- bzw. Grundwasseranalysen an vier Standorten vor, fertigte ein Gutachten und überstellte es noch im Dezember dem Umweltamt. Am 16.1.2007 konnte noch keine Auskunft über den Inhalt des Gutachtens gegeben und wegen des bevorstehenden Umzuges der Sachbearbeiterin auch die gesetzlich zugebilligte Akteneinsicht noch nicht gewährt werden. Am 5.2. wurde telefonisch die gleiche Auskunft erteilt, denn nun sei alles verpackt. Erst ein offizielles Schreiben mit Bitte um Akteneinsicht sorgte schließlich dafür, dass das Gutachten am 22.2.07 dem NABU zugesandt wurde. Und es bestätigtdie vom NABU aufgestellten Hypothesen!
In den lockeren Talsandböden des Untersuchungsgebietes lagen nach dem boden- und grundwasserkundlichem Gutachten vom 18.12.06 keine auffallenden Verunreinigungen durch Ammonium, Nitrat und andere anorganische Stoffe vor. Dagegen waren im oberflächennahen Grundwasser – in 2,50 m Tiefe unterhalb der Mistlagerflächen – Anreicherungen von Ammonium und Nitrat zu finden, die an Verhältnisse wie unter Rieselfeldern erinnerten. Noch Anfang Dezember strömte dieses Grundwasser mit erkennbarem Gefälle Richtung Mittelfeldbecken. Andere Bohrlöcher erbrachten keine Hinweise auf Altlasten mit Ammonium oder Nitrat. – Wie aber muss das mit Nitrat und Ammonium belastete Grundwasser erst im heißen Sommer "06 zum Mittelfeldbecken geströmt sein, als dessen Wasserstand durch Verdunstung um 30 cm abgesenkt war!
NABU fordert konsequentes Handeln der zuständigen Stellen!
Der NABU hat im Laufe der letzten acht Monate erfahren müssen, wie schwerfällig eine für Umweltschutzfragen zuständige Verwaltung reagiert, wenn in der Berliner Landschaft eine massive Umweltschädigung für einen Lebensraum, hier ein kleines Gewässer, eintritt. Die wenig sachgerechte Aufteilung der Ressorts im Bezirksamt Reinickendorf und die Trennung von Umwelt- und Naturschutz, die kaum einer sachdienlichen Kommunikation dient, führen zu einem für den Bürger unverständlichen Zuständigkeitswirrwarr und willkürlichen Prioritätssetzungen. Dass inzwischen auf EU-, Bund- und Länderebene bindende Vorschriften für den Schutz von Boden und Grundwasser vor Verunreinigungen durch landwirtschaftliche Emissionen existieren, scheint noch wenig bekannt. Eine Bereitschaft, über eventuell komplexere Zusammenhänge gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern nachzudenken, wurde kaum deutlich. Dagegen fallen eine wenig vernetzte Denk- und Herangehensweise und eine isolierte Faktenbeurteilung nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in den beauftragten Gutachten auf, wenn es um die Beurteilung einer komplexen Umweltproblematik geht.
Die Belastung des kleinen Gewässers Mittelfeldbecken ist mitnichten aufgehoben. Nur gelegentlich lassen sich einzelne Kleinkrebse, deren Vorformen im Schlamm der Uferzone überdauert haben mögen, im Teichwasser nachweisen. Gleichzeitig wimmelt es in diesem Vorfrühling in benachbarten Teichen in Heiligensee (Erlengrabenteich, Bummpfuhl) bereits von großen Populationen unterschiedlicher Hüpferlinge, Wasserflöhe, Mückenlarven, Eintagsfliegen-Larven, Wasserasseln etc.
Der NABU Berlin kann sich mit den bisherigen Maßnahmen zur Sanierung des wertvollen Lebensraumes nicht zufrieden geben. Ein Kiesteich ist keine "von Menschen in die Landschaft gesetzte Wunde, die am besten zugeschüttet wird" (Zitat aus dem Reinickendorfer Umweltamt), sondern eine ökologisch wertvolle Biozönose von Menschenhand, eine Gemeinschaft von Organismen verschiedener Arten von Pflanzen und Tieren in einem Biotop.
Der NABU Reinickendorf stellt mit Genugtuung fest, dass er die Umweltbehörde veranlassen konnte, sich für zuständig zu erklären, und dass er genügend Anhaltspunkte zu genaueren Untersuchungen gegeben hat. Ob die zuständigen Behörden in Reinickendorf eine Verfolgung der Umweltschädigung nach dem Verursacherprinzip veranlassen wollen, mag politisch entschieden werden. Die Kontrolle möglicherweise umweltschädigenden Verhaltens landwirtschaftlicher Betriebe auf Berliner Flächen sollte zukünftig aber wieder als wichtige Aufgabe angesehen werden.
Sanieren tut Not
Für eine sachgerechte Sanierung des Mittelfeldbeckens als Biozönose sieht der NABU Berlin dringenden Handlungsbedarf:
Der NABU Berlin und seine Reinickendorfer Bezirksgruppe informieren jetzt erstmals die Öffentlichkeit über die Vergiftung des Mittelfeldbeckens in Heiligensee, nachdem die zuständigen Behörden acht Monate lang Gelegenheit für Hilfsmaßnahmen hatten. Wir fordern die Behörden auf, die genannten Maßnahmen zur Sanierung des Teiches anzupacken. Sie könnten eine exemplarische Aufarbeitung eines überschaubaren Umweltproblems unter ganzheitlichen Gesichtspunkten sein. Der NABU ist gern zur Kooperation bereit, erwartet aber auch, dass die Kommunikation zum Problemfeld deutlich verbessert wird!
7. März 2007
Inzwischen ist erkennbar, dass die Behörden recht hilflos vor dem Unheil stehen und auch wohl keinen Anlass für weitere Maßnahmen sehen. Der NABU Reinickendorf erkennt an, dass keine Mistablagerung mehr dich an seinem Schutzgebiet erfolgt. Registriert aber durchaus, dass der Landwirt keine der EU-weit gültigen Auflagen für Mistlagerung erhalten hat. Seit dem Herbst 2006 liegt ein Kuhmisthaufen wechselnder Höhe ununterbrochen auf dem lockeren Talsandboden westlich der Erpelgrundschule. Eine Anreichung des oberflächennahen Grundwassers mit Gülle etc. kann auch heute nicht ausgeschlossen werden.
Der NABU muss wohl auf die heilenden Kräfte der Natur setzen, die bei der regelmäßig durchgeführten Biotoppflege im Schutzgebiet am Dachsbau erkennbar werden.
30.11.2009
Überraschende Entdeckung im Schutzgebiet
Moorfrösche in lebendurchwimmelten Flachwasserteichen, doch hinsichtlich umgekipptem Mittelfeldbecken lässt Behördenhandeln weiter auf sich warten.
Bei der jüngsten Biotoppflege haben acht Er- wachsene und drei Kinder am letzten Wochenende (24. März 2007) noch einmal die Ufer der Flach- wasserteiche und die wieder offenen Trocken- rasenflächen "geputzt". Bei herrlichem Sonnen- schein gab es allerhand zu entdecken. In den bereits leicht erwärmten Flachwasserteichen wimmelte es nur so von Kleinkrebsen (Wasser- flöhen und Hüpferlingen). Ein Wasserskorpion faszinierte Jung und Alt. Im Planktonnetz fanden sich zwei verschiedene Wasserkäfer-Arten, ein Fischegel, Larven von Köcherfliegen, Libellen, Eintagsfliegen und Büschelmücken sowie drei Schneckenarten entdeckt.
Drei Erdkröten hatten das Flachwasser bereits zum Laichen entdeckt – und dann, dicht am Ufer, ein Braunfrosch – nein, zwei: Fest hält das Männchen ein von Laich dickes Weibchen umklammert. Die feuchte Haut des Liebhabers schimmert bläulich – typisch für nur eine Amphibienart zur Paarungszeit: Das sind eindeutig Moorfrösche! Nur kurz das Pär- chen in der menschlichen Hand bewundert, dann schnell in sein Element zurückgesetzt. Für alle an- wesenden Naturschützer ein besonderes Erlebnis, das ihren Arbeitseifer noch erhöhte - am Dachsbau wurde diese Art bislang noch nicht gesichtet.
Die vor 20 Jahren nach Entwürfen des NABU an- gelegten Flachwasserteiche zeigen, welch vielfäl- tige Lebensgemeinschaften solche Teiche beher- bergen können. Der unmittelbar benachbarte große und tiefe Mittelfeldteich dagegen wirkte noch immer leer und tot. Kescherproben erbrachten nur wenige Hüpferlinge, deren Larven wohl im Schlamm über- wintert haben. Noch gab es keinerlei Anzeichen neuen Lebens infolge natürlicher Selbstheilungs- kräfte. Im nahen Bummpfuhl und im Erlengraben- teich – beide ebenfalls vom Grundwasser gespeist – wimmelte es dagegen von Leben.
Der hohe Wasserstand rührt von den vielen Regentagen der letzten Wochen her, wodurch wohl auch das oberflächennahe Grundwasser angehoben wurde. Im vom NABU abgeteuften Grundwasserloch im Schutzgebiet stand es jetzt 80 cm höher als im letzten Sommer, roch jedoch noch immer nach – Gülle! Der nächste heiße Sommer aber kommt bestimmt.
NABU fordert konkrete Sanierungsmaßnahmen
Deshalb fragt der NABU Berlin weiterhin eindringlich nach konkreteren Maßnahmen der zuständigen Behörden zur Ursachenergründung und vor allem zur Sanierung. Schließlich gibt es ein Umwelthaftungsgesetz, ein Umweltschadensgesetz, dessen novellierte Fassung am 30. April '07 in Kraft tritt, dazu Grundwasser- und Bodenschutzrichtlinien sowie andere einschlägige Verordnungen.
Die Aktiven des NABU Reinickendorf werden am 28. April 2007 um 10 Uhr wieder eine Erkundung im NABU-Schutzgebiet durchführen, um die weitere Entwicklung in den Gewässern und auf den Pflegeflächen der Trockenrasen-Biotope zu erfassen.
29.03.07
Biotoppflege im NABU-Schutzgebiet
Bericht vom Februar-Einsatz
Kinder und Erwachsene haben in diesem Winter fleißig mitgeholfen, im NABU-Schutzgebiet "Kiesgrube am Dachsbau" Flächen mit Sandtrockenrasen vom Aufwuchs junger Robinien und Pappeln freizuschneiden. Auch aufkommende Erlen und Weiden am Rande der Flachwasserteiche konnten beseitigt werden, um für laichfreudige Frösche und Kröten wieder Sonne an die Wasserfläche kommen zu lassen. Kleine Rosenscheren und lange Strauchscheren bissen sich durch das z. T. schon harte Holz. Kratzig erwiesen sich die jungen Robinienzweige.
Die seit drei Jahren ausgelegte Abdeckplanen wurde aufgerollt, und der kahle Sandboden kann jetzt auch wieder von der typischen Flora besiedelt werden.
Dieses kleine Experiment hat gezeigt, dass z. B. das wuchernde Landreitgras Calamagrostis unterdrückt werden kann und dass damit für Silbergras, Sandsegge, Sandnelke und die Orchidee Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis) wieder Freiraum geschaffen wurde.
Aus den dünnen Weidenzweigen konnte Svenja, Markus und ihre Freunde aus der NABU-Kinder- gruppe eine Laubhütte am Rande des kleinen Teiches errichten. Inzwischen hat aber das stei- gende Wasser das Gebäude überflutet und Gum- mistiefel sind nötig. Im Schnee gab es auch sehr viele Spuren zu entdecken. Der Fuchs schien eine besondere Vorliebe für schwitzige Arbeitshand- schuhe zu haben, denn er hat sie wohl aus der Ganzen Umgebung zusammengetragen.
Das Eis des großen Teiches durfte nicht betreten werden, denn das aufsteigende wärmere Grundwasser erzeugte ein interessantes Taumuster auf der Eisdecke. Die Erwachsenen mussten hier natürlich das Problem des durch Gülle aus der Nachbarschaft belasteten Wassers diskutieren und die Gutachten studieren.
In der Mittagspause wurden die Würstchen und Brätlinge viel zu früh auf den Grill gelegt und wären fast verbrannt. Es war eine fröhliche Runde und zum Schluss gab es feine Kekse.
Das Abräumen der abgeschnittenen Sträucher wäre fast vergessen worden, aber mit vielen gleichzeitigen Handgriffen war auch diese Arbeit bald erledigt.