Biber regulieren den Wasserstand
Tegeler Fließtal profitiert von Biberbauten
An der Fließbiegung kurz vor dem St.-Joseph-Steg in Tegel kann man schon vom Wanderweg aus einen etwa 30 cm hohen Damm aus unterschiedlich dicken Ästen sehen, an dem sich das Wasser des Tegeler Fließes aufstaut. Schlamm und Lehm sorgen für die Dichtheit des Dammes. Es gibt keine Zweifel: Hier waren Biber aktiv, um ihren Lebensraum ausreichend feucht zu halten und damit den Unterwassereingang ihrer Burg durch die Stauung weiter nutzen zu können.
Biber arbeiten für Wasserbüffel
Auch weiter oberhalb, am Eichwerder Steg, konnte man schon stillstehende Wasserflächen mit erhöhtem Wasserstand des Fließes beobachten. An einem Zufluss aus dem Moorgebiet des ehemaligen Großen Hermsdorfer Sees, dem Wickhofgraben, wurde ein ähnlich hoch gebauter Staudamm kurz vor der Mündung ins Tegeler Fließ entdeckt. Er verzögert den Abfluss von Wasser aus dem Moor und wirkt so dessen Austrocknung entgegen.
Hier haben es die Biber leicht gehabt, den zwei Meter breiten Graben zu sperren und damit auch das große Gebiet westlich der brandenburgischen Eichwerder Moorwiesen vor sommerlichen Wasserverlusten zu sichern.
Mit ganz natürlichen Mitteln wurde so auf Berliner Gebiet des Tegeler Fließtals dasselbe erreicht, was die Stiftung NATURSCHUTZFOND Brandenburg in den letzten Wintern maschinell geschafft hat. Ausufernde Weidenbüsche wurden entfernt, flache Teiche ausgehoben und mit dem daraus gewonnenen Moorboden alle ehemaligen Entwässerungsgräben um die Sandinsel Eichwerder und weiter östlich verstopft.
Ein neuer Steg durch das Moor macht den zurückgewonnenen Lebensraum erlebbar. Kraniche und jetzt auch Bekassinen, deren charakteristischen Ruf man schon am Eichwerder Steg hören kann, haben diesen Lebensraum angenommen. Aus dem Rückstau am Eichwerder Steg kann darauf geschlossen werden, dass die Biber auch zwischen der Brücke am Freibad und dem Eichwerder Steg einen Damm direkt ins Fließ gesetzt haben.
Fließtal-Biber ab 2002
Im Jahr 2002 habe ich erstmals den Fließtal-Biber nachgewiesen, als eine Nachbarin mich auf ihren Apfelbaum mit dem typischen uhrglasförmigen Biberschnitt im Garten am Hermsdorfer See hinwies. Wenig später wurde auch die Biberburg unter einer Trauerweide am Nordufer des Sees entdeckt.
Vom Tegeler See aus, wo schon Biberansiedlungen bekannt waren, hatte sich das große Nagetier in das Tegeler Fließtal vorgewagt und den Hermsdorfer See trotz einiger Sperren im Gewässer erreicht.
Ein Anwohner hat mit einer Fotofalle interessante Videoszenen von der nachtaktiven Biberfamilie aufgenommen.
Die Aufnahmen zeigen auch, dass Biber und der dämmerungsaktive Bisam dicht nebeneinander wohnen können. Im Laufe der letzten Jahre hat sich der Bibernachwuchs weiter ausgebreitet, besiedelt inzwischen das Moorgebiet des ehemaligen Großen Hermsdorfer Sees, Fließabschnitte im Bereich des Köppchensees und eben auch den unteren Talabschnitt bei Tegel.
Die Futtergewinnung im Wohnbereich der Biberfamilien hat bisher nur zu wenigen Schäden geführt.
Naturbelassene Sumpfgärten und die Moore bieten mit ihren Weiden, Pappeln und anderen Gewächsen der Weichholzaue reichlich nachwachsende Nahrung. Gartenbesitzer akzeptieren den Biber als Nachbarn.
Sprecher NABU Reinickendorf