Vorbereitung des Geländes für die Anlage des Gewässers - Foto: Hans-Jürgen Stork
Der mühsame Weg zum Krötenschutz
Laichen statt Sterben
In Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Bezirks Reinickendorf wurde seit 2009 vor Beginn der Erdkrötenwanderung ein 800 Meter langer Leit- und Fangzaun entlang des Waldrandes aufgebaut, von dem aus das „NABU-Krötenteam“ morgens und abends die Amphibien über den Hermsdorfer Damm in Wasserstellen des Fließtals getragen hat. Fast 4.000 Amphibien konnten in der ersten Laichsaison 2009 gerettet werden.
Die Verkehrsverluste hielten sich in Grenzen, nahmen jedoch in den Folgejahren wieder zu (Abb. 7, S. 13). Die hohen Verluste im Jahr 2011 waren durch Lücken im Fangzaun und auch durch neue Wanderwege der Amphibien am östlichen Zaunteil eingetreten. Im Mai 2012 mussten Ehrenamtliche des NABU Berlin feststellen, dass in einem stark frequentierten Teil des Gebiets kein Fangzaun aufgestellt worden war. Die UNB konnte die fehlenden Zaunteile nicht mehr rechtzeitig aufstellen.
Laichen statt Sterben
Im September 2012 wurde von der Bezirksgruppe (BG) Reinickendorf die Idee eines Ersatzlaichgewässers an den zuständigen Stadtrat herangetragen. Der Bau eines solchen Gewässers im Hermsdorfer Forst konnte eine Lösung des Artenschutzproblems sein.
Das Bezirksamt und auch das Forstamt Tegel wurden um Unterstützung gebeten.
Bis zur nächsten Krötensaison war noch ein halbes Jahr Zeit. „Bedenkenträger“ fanden sich reichlich – ohne aber eigene Ideen einzubringen.
Der von der NABU-Bezirksgruppe Reinickendorf vorgelegte Bericht über die Bestandsentwicklung (2009 - 2012) sollte 2013 durch ein zusätzliches Gutachten überprüft werden, dessen abschließende Empfehlung sich ebenfalls für ein Ersatzlaichgewässer aussprach.
Eine rechtliche Prüfung durch die Oberste Naturschutzbehörde hatte bereits im Herbst 2012 keine Bedenken bezüglich des Boden- und Grundwasserschutzes für den Bau eines Ersatzlaichbiotops im Wald geäußert. Die BG Reinickendorf konnte das zuständige Naturschutzamt in Reinickendorf von der Sinnhaftigkeit des Projektes überzeugen. Das neue Gutachten und die Einsicht, dass der Arbeitsaufwand für eine Krötenzaunbetreuung langfristig zu hoch sei, führten zur Zustimmung im Naturschutz- und Forstamt.
Kurze Zeit danach kam es zum Baustart des Ersatzlaichbiotops an der von der Bezirksgruppe Reinickendorf vorgeschlagenen Stelle. Die wenigen Bäume auf dem Bauplatz waren schnell gefällt, das Geld kam aus einer Ausgleichsmaßnahme, der Stadtrat informierte die Anwohner bei einer Versammlung.
Hundertprozentige Steigung für Erdkröten? Nicht zu schaffen!
Nach Pfingsten 2014 rückten die Bagger an, hoben eine Grube aus und standen bis Ende September wieder still. Zum Erstaunen aller Waldbesucher und Anwohner erhob sich dann um eine ca. ein Meter tiefe Abgrabung eine schüsselartige Wallanlage. Eine dicke Teichfolie wurde in den Oberrand des Walles eingefaltet, der durch eine weitere Sandauflage um weitere 30 Zentimeter erhöht wurde.
Innerhalb der BG Reinickendorf fragte man sich, „wie denn eine Krötendame mit ihrem Männe auf dem Rücken“ die fast 100 prozentige Steigung zum Gewässer überwinden könne und erhob schließlich Bedenken gegenüber dem Bauherren. Eine Abmilderung des Hanganstiegs (auf 1:6 der zu erwartenden Zuwanderungsseite) wurde veranlasst. Ein Geländer auf dem Damm soll künftig interessierte Besucher rund um den Teich lenken.
Das erste Wasser kommt... und geht
Mitte November lief aus einem Hydranten das erste Wasser. Der Wasserspiegel befand sich schließlich 80 Zentimeter über dem Niveau der Waldfriedenstraße.
Anfang Februar 2015 war nicht mehr zu übersehen, dass das Teichwasser deutlich abgesunken war. Offenbar ist das Wasser über den Teichrand gekrochen. Kapillarkräfte bewirkten den Wasserverlust - es musste nachgefüllt werden.
Erstbezug für die Amphibien 2015
Die Fangzäune für 2015 mit über 40 Eimern sind inzwischen wieder aufgestellt. Auf Leitzäune, die die Amphibien zum spontanen Besiedeln des neuen Laichangebots führen könnten, wurde verzichtet. Alle beim Wandern gefangenen Amphibien sollen im Teich eingesetzt und vorerst kurzzeitig bis zum Ablaichen am Verlassen des Biotops gehindert werden. Der leichte Zwang lässt sich nicht vermeiden. Alle sich aus den Kaulquappen entwickelnden Jungkröten und -frösche werden auf das Geburtsgewässer geprägt und bleiben ihm in den folgenden Jahren treu für das eigene Laichgeschäft.
Die Mitglieder der BG Reinickendorf werden auch zukünftig einen ehrenamtlichen Dienst am Amphibienzaun und am Laichteich leisten – auch um die weitere Entwicklung zu verfolgen.
Wie gut die Kröten das 450 Quadratmeter große Ersatzbiotop letztlich annehmen, soll ein wissenschaftliches Monitoring klären.
Das Ersatzlaichbiotop wurde aus einer Ausgleichsmaßnahme mit rund 150.000 Euro finanziert. Die ökologische Baubegleitung übernahm Dr. Catrin Rudad, Landschafts- und Umweltplanung.
28. April 2015
Ältere Beiträge zum Thema:
29. Juni 2013 - Das Naturschutzamt Reinickendorf und das Forstamt Tegel wollen die vom Naturschutzbund in Reinickendorf im September 2012 eingereichte Projektidee zur Einrichtung eines Kröten-Ersatzlaichgebietes noch in diesem Herbst realisieren. Mehr →