Die Ackerhummel
Friedfertiger Kulturfolger
Merkmale
Die zu den Taschenherstellern zählende Ackerhummel gehört zu den langrüsseligen Vertretern der Gattung Bombus. Sie wird mit ihrem gelblichen bis fuchsbraunen Brustpelz und der hellen, struppigen Streifenbehaarung am Hinterleib und aufgrund ihrer sehr variablen Körpergröße oft für eine solitär lebende Bienenart gehalten. Vereinzelt treten auch Exemplare mit grauschwarzem Brustabschnitt auf.
Die Ackerhummelkönigin erreicht eine Körperlänge von 15 - 18 mm, die Größe der Arbeiterinnen variiert noch stärker von 9 - 15 mm, abhängig vom jeweiligen Schlupfzeitpunkt der Tiere. So sind die bereits im Frühjahr schlüpfenden Artgenossinnen aufgrund schlechterer Futterversorgung in der Regel deutlich kleiner als die Sommerhummeln. Die Königinnen sind anhand der Körpergröße häufig kaum von den größeren Arbeiterinnen zu unterscheiden. Die Männchen erreichen mit 12 - 14 mm dagegen eine relativ einheitliche Größe.
Eine Verwechslungsgefahr besteht unter Umständen mit der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis). Diese Art tritt in sehr vielen möglichen Farbvarianten auf, so dass in bestimmten Fällen insbesondere Ackerhummelindividuen mit geringerer schwarzer Behaarung am Hinterleib mit ihr verwechselt werden können. Verwechslungen mit weiteren Hummelarten bestehen aufgrund der charakteristischen Färbung der Ackerhummel meist nicht, gewisse Ähnlichkeiten bestehen jedoch mit der etwas helleren, größeren und dichter behaarten Mooshummel (Bombus muscorum).
Verbreitung
Die Ackerhummel ist in ganz Deutschland bis in einer Höhe von etwa 1700 Metern beheimatet und eine der hier am häufigsten anzutreffenden Hummelarten überhaupt. Die Art ist über ganz Europa verbreitet, seit 2010 spätestens auch auf Island. In Mitteleuropa lebt die Unterart Bombus pascuorum floralis.
Lebensraum
Die Art ist in diversen Lebensräumen anzutreffen, häufig auch im Siedlungsbereich. Sie bevorzugt insbesondere Wälder und Waldränder sowie Park- und Gartenanlagen, man findet sie allerdings auch häufig auf Wiesen, Weiden, Brachland, Böschungen, Gräben und Straßen-, Weg- und Feldrändern. Auch Hummelnistkästen werden von der Ackerhummel gerne bevölkert.
Vorkommen und Lebensweise
Die Ackerhummel ist ein Nestbauer und Nestbezieher und bildet sehr langlebige Völker, die bis zu 150 Tiere umfassen. Eine Generation beginnt bereits ab Anfang April mit dem Erscheinen der Königin und überdauert in der Regel bis Ende Oktober, in manchen Fällen sogar bis in den Dezember hinein. Die Flugzeit der Jungköniginnen sowie der Männchen erstreckt sich von Mitte August bis Ende Oktober. Die Arbeiterinnen erscheinen schließlich ungefähr 4 Wochen nach der Gründung des Nestes und fliegen bis November.
Bereits recht zügig nach ihrem Auftauchen aus dem Winterquartier im Frühling und der ersten Nektaraufnahme beginnt die Königin mit der Suche nach geeigneten und trockenen Standorten zum Nestbau. Hierbei kommen vorzugsweise oberirdisch gelegene Plätze, wie z.B. verlassene Nistkästen und Vogelnester, aber auch Heuhaufen, Komposthaufen, Grasbüschel, Moospolster, Krautschichten und trockenes Laub in Betracht. Auch in Gebäuden wie Ställen, Scheunen und auf Dachböden wird genistet. Unterirdische Standorte wie alte Mäusenester werden seltener gewählt. Hat die Königin einen geeigneten Standort gefunden, verwendet sie zum Nestbau selbst gesammelte Materialien aus der Nähe, meist Moos oder Gras, und ihren Speichel. In diesem Nest legt die Ackerhummelkönigin in mehreren napfartigen und mit Pollen gefüllten Gefäßen Proviant zur Brutversorgung an. Die Ackerhummel zählt aufgrund der Form ihrer Pollenaufbewahrung wie die meisten langrüsseligen Hummelarten zu den sogenannten Taschenmachern. Um die Brut einfacher und schneller versorgen zu können, legt sie um die Näpfe herum kleine Wachstaschen an, die ebenso zur Lagerung von Pollen dienen. Auf diese Weise entsteht sukzessive eine etwa 2 cm durchmessende blasige Konstruktion.
In der Regel legt die Königin auf ein solches Napfgefäß zwischen 5 und 15 Eier ab. Den nach bereits 3 - 5 Tagen schlüpfenden Larven dient dieser Vorrat als erste Nahrungsquelle, bis sie sich ungefähr 1 Woche später getrennt in gelbliche, pergamentartige Kokons verpuppen, um schließlich weitere 7 - 14 Tage später als adulte Arbeiterinnen zu schlüpfen. Ihre Aufgaben bestehen fortan im Nestbau und der Brutpflege, so dass die Königin das Nest nicht mehr verlassen muss und sich eigens der Eiablage widmen kann. So wächst das Ackerhummelvolk bis August allmählich auf eine Größe von 60 - 150 Arbeiterinnen. Das Nest hat zu diesem Zeitpunkt den maximalen Durchmesser von bis zu 20 cm erreicht. Nun schlüpfen gleichzeitig mit den Männchen auch die ersten Weibchen mit vollentwickelten Eierstöcken. Meist um den Oktober herum gehen die Völker schließlich zugrunde. Nur die zuletzt geschlüpften und befruchteten Weibchen, die Jungköniginnen, überdauern in ihren Winterquartieren, um im anschließenden Frühjahr erneut einen Hummelstaat zu gründen.
Die Ackerhummel gilt dabei als ein guter Rückkehrer: Indem sich die Jungkönigin beim Abflug die Position des Mutternestes einprägt, ist es ihr möglich, im nächsten Jahr als Königin wieder am gleichen Ort zu nisten. So tritt ein Ackerhummelvolk nicht selten über Jahre an einem Niststandort immer wieder auf.
Das steht auf dem Speiseplan
Die Ackerhummel ernährt sich ausschließlich vegetarisch und besucht bei ihrer Nahrungssuche eine Vielzahl von Blütenpflanzen. Da die Art jedoch zu den Kurzstreckenfliegern gehört, entfernen sich die Hummeln bei der Suche nach Pollen und Nektar selten mehr als 100 Meter vom Nest. Zu den bevorzugten Pflanzen zählen u.a. Schwarznesseln (Ballota), Taubnesseln (Lamium), Wicken (Vicia), Wiesen-Klee (Trifolium pratense), Rot-Klee (Trifolium repens), Brombeeren (Rubussect. Rubus), Himbeeren (Rubusidaeus), Johannisbeeren (Ribes) sowie alle heimischen Obstbäume.
Gefährdung & Schutzstatus
Die Art ist wie alle heimischen Wildbienenarten in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. Es ist verboten, die Nester zu beschädigen oder zu zerstören sowie einzelne Individuen zu töten, zu verletzen oder zu fangen.
Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit ist die Art noch überall in Deutschland häufig anzutreffen und gilt derzeit als nicht gefährdet.
Brutparasiten
Die Nester der Ackerhummel werden im Vergleich zu anderen Hummelarten weniger häufig von den Faltern der parasitären Wachsmotte (Galleria melonella) besucht. Häufig kann jedoch die Feld-Kuckuckshummel (Bombus campestris), deren Hauptwirt die Ackerhummel ist, als Sozialparasit beobachtet werden.
Umsiedlung von Ackerhummeln durch den Hymenopterendienst
Hummeln schlüpfen klimabedingt immer früher. Weil dann oft noch Pollenmangel herrscht, greifen die pelzigen Insekten, wie eine neue Studie im Fachjournal Science zeigt, nun offensichtlich zu einer bisher noch nicht bekannten und innovativen Methode. Mehr →