Vom Flughafen zum Naturschutzgebiet
Hoffnung auf Aussöhnung von Ökologie und Ökonomie
Der Staatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg über die Nutzung der Berliner Flughäfen ist eindeutig: zuerst wird der Flughafen Tempelhof geschlossen – so geschehen in 2011 – und dann der Otto-Lilienthal-Flughafen in Berlin-Tegel, sobald der Großflughafen BER fertig gestellt ist. Da sich die Arbeiten an letzterem voraussichtlich noch bis mindestens 2017 verzögern, hat sich auch die Stilllegung von Tegel verschoben. Doch das heißt nicht, dass dort abgesehen vom Flugbetrieb nichts passiert ist.
Bereits bei der Entstehung des Vogelschutzreservats 1983 hatte ein Gutachten die Ausweisung der Flächen als Naturschutzgebiet empfohlen. Mit der anstehenden Schließung rückt die Realisierung der Empfehlungen nun näher. Neben dem Erhalt der wertvollen Naturausstattung sollten das Vogelschutzreservat und die angrenzenden Waldflächen mit den Landschaften und Gewässern im Nordwesten Berlins besser vernetzt werden.
Die Forderungen des NABU Berlin zum Schutz der Flächen von derzeit bereits bestehendem Vogelschutzreservat Flughafensee und den angrenzenden Freiflächen des Flughafens Tegel wurden weitestgehend im aktuell gültigen Flächennutzungsplan (FNP) aufgenommen. Es ist vorgesehen, die Offenlandbiotope zu erhalten, auf denen sich ausgedehnte Trockenrasen- und Heidegesellschaften angesiedelt haben. Diese Biotope konnten sich durch die regelmäßigen Pflegearbeiten zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs entwickeln. Wie bereits in Tempelhof haben sich hier vom Flugbetrieb unbeeindruckt seltene Vogelarten wie Braunkehlchen, Feldlerche und Schafstelze angesiedelt. Alleine 38 Feldlerchenreviere konnte 2003 und im Jahr 2006 sogar 45 festgestellt werden. Durch Mahd und eine angepasste Beweidung mit Schafen, Rindern, Koniks und Ziegen kann ihr Lebensraum erhalten und ein vielfältiges Mosaik aus unterschiedlich hohen Bewuchsformen und –dichten geschaffen werden.
Unterschiedliche Interessen sorgen für Irritationen
Auf dem Flughafen Tegel soll eine Aussöhnung von ökonomischen und ökologischen Interessen durch frühzeitige Beteiligung und Diskussion erreicht werden. Der abgestimmte Flächennutzungsplan sowie der sog. Masterplan TXL sind das Ergebnis dieses langwierigen Abstimmungsprozesses, der zwischen 2008 und 2013 erfolgt ist.
Mit der Diskussion um die Olympiabewerbung Berlins für die Sommerspiele 2024/28 bekam diese abgestimmte Flächennutzung wieder ungewollte Dynamik. In der Olympiabewerbung hat sich das Land Berlin dafür ausgesprochen auch ins Landschaftsschutzgebiet, welches die Pufferzone zum neuen Naturschutzgebiet bilden soll, temporäre Sportstätten anzusiedeln.
Ein Vorgehen und eine Planung, die der NABU Berlin mit aller Konsequenz ablehnt.
Der NABU Berlin lehnt eine Olympiabewerbung des Landes Berlin ab. Rainer Altenkamp (1. Vorsitzender) befürchtet eine weitere Verdichtung Berlins auf den derzeit noch vorhandenen Freiflächen zulasten von Natur- und Klimaschutz. „Gerade für olympische Sportstätten besteht ein großer Raumbedarf, so dass die letzten Berliner Freiflächen noch stärker als bisher in den Fokus für Bauprojekte geraten“, erläutert Altenkamp.
Darüber hinaus ist zu befürchten, dass durch eine Olympiabewerbung zu viele personelle Ressourcen gebunden werden. Altenkamp weiter: „Vor allem die Abteilung Naturschutz kommt bereits heute kaum noch ihren Pflichtaufgaben nach. Wir fordern daher, dass anstatt in die Bewerbung, besser in eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung der Naturschutzbehörden investiert wird.“
Alleine für die Bewerbung sollen rund 50 Mio. EUR ausgegeben werden, ohne dass es eine Garantie für deren Erfolg gibt. „Der NABU Berlin lehnt es ab, dass Mittel in diesem Umfang für ein nachweislich nicht nachhaltiges Projekt ausgegeben werden“, stellt Rainer Altenkamp klar.
Der NABU Berlin bezieht eindeutig Stellung zu den Plänen einer Nachnutzung des Geländes des Flughafens Tegel nach dessen Stilllegung. Er plädiert für ein ausgewogenes Verhältnis von ökonomischer Nutzung und Naturschutzinteressen. Mehr →
Die Kolonie der geschützten Saatkrähen am Flughafen Tegel beeinflusst den ersten Bebauungsplan für das Flughafengelände. Dr. Hans-Jürgen Stork kommentiert den aktuellen Stand der Planungen zum Erhalt von Flugkorridoren und Nahrungsfreiflächen. Mehr →