Forderungen des NABU Berlin
Position zur Nachnutzung des Flughafens Tegel
Naturschutz
Aufgrund ihrer besonderen Biotopausstattung und Artenvielfalt sind die westlichen Flughafenflächen sowie der Anschluss an das Gebiet vom Vogelschutzreservat Flughafensee als Vorranggebiete für den Naturschutz zu sehen. Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG) wird gefordert. Gerade die großen, zusammenhängenden Flächen sind von entscheidender Bedeutung, da verschiedene Arten einen großen Raumbedarf haben. Gleichzeitig stellen die Flächen einen wesentlichen Baustein im westlichen Biotopverbund Berlins dar.
Waldsukzession ist zu verhindern
Auf den Heide- und Trockenrasenstandorten sind eine Baumsukzession zu verhindern und die Flächen offen zu halten. Für eine konsequente Zurückdrängung von Robinie und Traubenkirsche am Rande des Forstes Jungfernheide ist zu sorgen. Eine Aufforstung großer Flächen wird abgelehnt, da die wertvollen Standorte dadurch äußerst stark beeinträchtigt wären. Der äußerst magere Standort eignet sich darüber hinaus nur sehr begrenzt zur Waldbildung im eigentlichen Sinne. Wald würde, ähnlich wie große Gebäude, mitten in der Frischluftschneise mittel- bis langfristig die Klimafunktion des freien Feldes beeinträchtigen.
Grundwasserschutz
Waldflächen wirken sich darüber hinaus ungünstig auf die Grundwasserneubildung im Bereich des Wasserwerks Tegel aus. Eine Erweiterung des Wasserschutzgebietes Jungfernheide/Tegel erscheint im Zusammenhang mit der Qualitätssicherung der Grundwasserneubildung sinnvoll. Aus diesem Grund lehnt der NABU Berlin sämtliche Industrieansiedlungen im Gewerbegebiet bzw. auf den Flächen für die naturverträgliche Nutzung ab, die gemäß der SEVESO-II-Richtlinie eine potentielle Belastung des Grundwassers bedeuten würden.
Besucherlenkung und Naturerlebnis
Die Zuwegung für Freizeitsuchende wird über das westliche Flugfeld mit wenigen, gezielten Wegeverbindungen unter Einbindung der bestehenden Rollbahnen verlängert und bindet somit die Naherholungsräume Jungfernheide und Tegeler Heide mit den Kleingartenkolonien am Hohenzollernkanal ein. Im südlichen Bereich des Flughafensees werden Einrichtungen mit Naturbeobachtungsmöglichkeiten geschaffen und an dieses Wegenetz angebunden. Als Badebereich des Flughafensees ist nach wie vor ausschließlich das Nordufer vorzusehen.
Gewerbe und Industrie
Die weitläufigen, bereits bebauten und versiegelten Flächen im Bereich der Terminals können für Gewerbeansiedlungen und Einrichtungen eines Wissenschaftsparks ausgewiesen werden. Ein Solar-Großkraftwerk ist nicht vorzusehen, stattdessen sollten die Gebäude mit dem Einsatz von integrativer Photovoltaik genutzt werden. Anlagen zur energetischen Nutzung von Biomasse oder der gezielte Anbau von nachwachsenden Rohstoffen wird abgelehnt, da die notwendige Biomasse nicht aus dem unmittelbaren Umfeld besorgt werden kann und größere Dimensionen solcher Anlagen naturschutzfachlich äußerst umstritten sind.
Klimaschutz
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass alle Städte Deutschlands in den nächsten Jahren mit steigenden Temperaturen im Innenbereich infolge des Klimawandels zu kämpfen haben werden. Eine Bebauung der Gewerbeflächen oder auch der Flächen für Erholung und naturverträglicher Nutzung, darf die Frischluftzufuhr zur Stadt nicht behindern (Höhe und Ausrichtung der Gebäude). Des Weiteren werden Gründächer gefordert, um den Flächenverlust teilweise wieder auszugleichen. Wärmeemissionen produzierende Betriebe sind energetisch zu nutzen.