Waldzustandsbericht 2019 belegt erhebliche Folgen des Klimawandels
Mehr Ressourcen für den Erhalt grüner Freiflächen erforderlich
Berlin, 27. November 2019. „Dieser Pressetermin ist normalerweise eine Routineveranstaltung“, sagte Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) am Mittwoch bei der Präsentation des Waldzustandsberichts in der Senatsverwaltung am Köllnischen Park. „Diesmal ist es kein gewöhnliches Zusammenkommen“, führt sie weiter aus. Noch nie habe sie so „alarmierende“ Zahlen präsentieren müssen.
Mehr als ein Drittel aller Probebäume der Erhebung im Land Berlin zeigen im Jahr 2019 deutliche Schäden. Die Waldfläche mit den Schadstufen 2-4 hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Auch die Absterberate ist auf 2 Prozent gestiegen. Nur knapp jeder zehnte Waldbaum in Berlin ist demnach gesund. 2018 war es noch mehr als jeder Vierte. Vor allem Laubbäume sind betroffen. Zwei Dürrejahre in Folge haben ihre deutlichen Spuren hinterlassen. So etwas habe es geschichtlich noch nie gegeben, betont Elmar Lakenberg, Leiter der Berliner Forsten.
Die Anstrengungen, um den Berliner Wald dauerhaft erhalten zu können, sollen deshalb deutlich erhöht werden. So soll die Entwicklung vielfältiger, naturnaher und laubholzreicher Mischwälder im Rahmen einer ökologischen Waldbewirtschaftung dabei weiter in den Fokus rücken. Nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) und des Naturlandverbandes – sollen diesen Herbst 335.000 Bäume autochtoner Arten in den Berliner Wäldern gepflanzt werden. Dafür sollen zehn neue Stellen und vier neue Ausbildungsplätze bei den Berliner Forsten geschaffen werden.
Wir sehen uns durch den dramatisch schlechten Zustand des Berliner Waldes in der dringenden Forderung bestätigt, mehr finanzielle und personelle Ressourcen für den Erhalt ökologisch wertvoller Wälder aufzuwenden. Aber auch Grünflächen, Naturräume und Straßenbäume haben eine entscheidende Funktion für das Stadtklima und müssen unbedingt ebenso gesichert werden. Der Schutz des Stadtgrüns muss bei anstehenden Bauvorhaben mitgedacht werden, damit Kaltluftkorridore erhalten und gleichzeitig Trittsteine für Tier- und Pflanzenarten und somit die Artenvielfalt bewahrt werden können.
Laut Robert-Koch-Institut starben in 2018 hitzebedingt rund 490 Menschen. Wir können es uns nicht leisten, auf Schatten spendende Straßenbäume und temperatursenkende Grünflächen zu verzichten. Die Stadtplanung muss die sich wandelnden Bedingungen endlich in ihre Planungen einbeziehen und alle Potenziale für das Bauen in die Höhe und die Nutzung bereits versiegelter Flächen ausschöpfen. Für die Sicherung der wertvollen Grünflächen müssen die Naturschutz- und Stadtgrünverwaltungen zudem mit deutlich mehr Personal und Mitteln ausgestattet werden. Diese Forderung hat der NABU Berlin deutlich im Rahmen der Haushaltsverhandlungen formuliert. Das Gesetz zum Haushalt wird zeigen, wie wichtig dem Senat der Erhalt der verbliebenen grünen Lungen Berlins wirklich sind.