Artenvielfalt am Flughafensee
Bildergalerie bedrohter Arten
Artenvielfalt am Flughafensee
Bilder bedrohter Arten
Seit Bestehen der AG Vogelschutzreservat Flughafensee kartieren Mitarbeiter jährlich mit bis zu zehn Begehungen die Brutvogelreviere im Reservat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Laufe von 25 Jahren entstand die wohl älteste und zuverlässigste Datenreihe zu Brutvögeln in Berlin.
Bis Dezember 2008 wurden insgesamt 204 verschiedene Vogelarten beobachtet. Jährlich lassen sich bis zu 134 verschiedene Arten feststellen, davon durchschnittlich 59 Arten, die im Reservat brüten.
Die Zahl der Brutvögel Vögel schwankt mit dem Wasserstand des Sees: In trockenen Jahren fallen fast alle Wasservögel als Brutvögel aus, da die Flachwasserzonen komplett trocken fallen. Dennoch stieg die Zahl der beobachteten Brutvogelreviere seit 1983 um mehr als ein Drittel, was allerdings der Zunahme ohnehin häufiger Waldarten wie des Rotkehlchens geschuldet ist. Pflegemaßnahmen gelten also besonders der Förderung der seltenen Habitate wie Heide, Trockenrasen und Steilufer.
Stetig steigende Zahlen weisen Röhricht bewohnende Arten wie der Teichrohrsänger auf. Zwischen 1984 und 2007 stieg der Bestand brütender Teichrohrsänger von 3 auf 35 Paare.
Langstreckenzieher gehen zurück. Der Pirol ist seit 8 Jahren im Reservat nicht mehr beobachtet worden. Die Ursachen sind bereits auf den Zugwegen und im afrikanischen Winterquartier zu suchen. Auch die Zahl der Bodenbrüter im Reservat, besonders Arten des Offenlandes, nimmt ab. Die Beobachtungen im Vogelschutzreservat decken sich hierbei mit europaweiten Trends.
Bilder bedrohter Arten
Vogelarten, die auf der Berliner "Roten Liste" stehen
Martin Semisch, Mitglied der AG Vogelschutzreservat, hat die Artenvielfalt im Reservat seit Jahren fotografisch dokumentiert. Hier zeigen wir Ihnen einige seiner besten Bilder. Die Angaben zu den Gefährdungskatagorien beziehen sich auf die "Rote Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten von Berlin" aus dem Jahr 2003. Die Aufnahmen können durch einen Klick aufs Bild vergrößert werden.
Der Zwergtaucher (Podiceps ruficollis)
(Kategorie V: Vorwarnliste)
Der Bestand des Zwergtauchers hat sich abhängig vom Wasserstand auf zwei bis drei Reviere eingependelt. Brutgebiete sind der Flachwasserbereich sowie das Nordbecken. Das Revervat ist für den Nordwesten Berlins eines der wichtigsten Brutgebiete.
Die Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus)
(Kategorie 1: vom Erlöschen bedroht)
Seit 1998 wird mindestens ein Brutpaar mit ein bis zwei Jungvögeln in der Flachwasserzone beobachtet. Es ist eines der wenigen, in manchen Jahren sogar das einzige Brutgebiet dieser Vögel in Berlin, was für die Qualität der Lebensbedingungen im Reservat spricht. Allerdings liegt der Flughafensee am Nordrand des Verbreitungsgebietes dieser Art, so dass das Vorkommen jederzeit erlöschen kann.
Der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)
(Kategorie 2: stark gefährdet)
Flussregenpfeifer haben vor etwa 20 Jahren im Vogelschutzreservat gebrütet. Der Bestand schwankt sehr stark, da Brutplätze nur sehr kurze Zeit zur Verfügung stehen. Zur Zeit brüten keine Vögel dieser Art im Reservat, die Mitglieder der AG bemühen sich aber, wieder geeignete Brutflächen (vegetationsarme, ebene Sand- oder Kiesflächen) zu schaffen. Diese aufwändigen Arbeiten werden gegenwärtig vom relativ hohen Wasserstand behindert.
Der Eisvogel (Alcedo atthis)
(Kategorie 2: stark gefährdet)
In der Regel brüten jährlich ein bis zwei Paare im Reservat. Die relativ milden Winter der letzten Jahre begünstigen das Brutverhalten, so dass in den letzten beiden Jahren sogar Schachtelbruten beobachtet wurden. Pro Jahr werden mindestens 15 Tiere flügge. Die AG unterstützt die Brut der Eisvögel durch die Bereitstellung von Steilwänden zum Bruthöhlenbau. Das Reservat ist eines der wenigen Brutgebiete in Berlin, in denen sich der Eisvogel erfolgreich fortpflanzt und daher für den Bestand in Berlin und Brandenburg von großer Bedeutung.
Der Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus)
(Kategorie 1: vom Erlöschen bedroht)
Es galt als eine Überraschung, als 1999 der Schilfrohrsänger als Brutvogel beobachtet wurde. Die Flachwasserzone und das Nordbecken bieten gute Bedingungen für die Brut und sind das einzige regelmäßig besetzte Brutgebiet im Westteil Berlins. Die Ursachen dafür, dass in den letzten beiden Jahren keine Brut beobachtet werden konnte, sind nicht sicher auszumachen: Handelt es sich um eine Bestandsabnahme oder nur um eine kurzzeitige Bestandsschwankung?
Der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus)
(Kategorie V: Vorwarnliste)
Ebenfalls in der Flachwasserzone brüten die Drosselrohrsänger, nur ein Revier wurde im Nordbecken festgestellt. Da das Gebiet relativ klein ist, hat sich der Bestand an Brutpaaren in den letzten Jahren auf vier bis sieben Paare eingependelt. Ende der 90er Jahre wurden auch schon maximal elf Reviere beobachtet – das Vogelschutzreservat galt damit als eines der größten Berliner Vorkommen.
Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
(Kategorie 3: Bestand gefährdet)
Wichtig für diese Art sind reich strukturierte Wiesen- und Magerrasenstandorte. Während Ende der 80er Jahre ein Revier in der damals ausgetrockneten Flachwasserzone beobachtet wurde, führte der starke Anstieg des Wasserstandes in den letzten Jahren zu einem Ausweichen in den südlich unmittelbar an das Reservatgelände angrenzenden Bereich des Flughafens Tegel. Dort wurden durch die Gehölzbeseitigung im Rahmen von Pflege- und Flugsicherungsarbeiten geeignete Bedingungen zur Reviergründung geschaffen.
Der Steinschmätzermännchen (Oenanthe oenanthe) (Kategorie 2: Bestand stark gefährdet)
Obwohl die Bestände des Steinschmätzers in ganz Mitteleuropa rückläufig sind, konnte in den vergangenen Jahren ein Brutrevier festgestellt werden. In dieser Zeit fanden im Gebiet südlich des Reservates großflächige Rodungsarbeiten statt. Die hier entstandenen Bodenverletzungen sowie liegen gebliebene Wurzelteller u.ä. stellten geeignete Voraussetzungen für eine Besiedlung dar. Zur Förderung des Bestandes sind aber weitere Heidepflege- und Rodungsarbeiten erforderlich.
Die Schafstelze (Motacilla flava)
(Kategorie V: Vorwarnliste)
Diese Art ist seit mindestens 1997 Brutvogel auf dem an das Reservat angrenzende Flughafengelände. Der Bestand an Schafstelzen entwickelte sich in den vergangenen Jahren leicht positiv. Dieser Trend wird durch Wiesenmahd und das damit verbundene Offenhalten der Brutgebiete unterstützt. Nach dem Einstellen des Flugbetriebes ist es unbedingt erforderlich, das „Zuwachsen“ der Flächen zu verhindern.
Weitere im Reservat beobachtete Brutvögel, die in der Berliner "Roten Liste" genannt werden
- Die Rohrweihe (Circus aeruginosus) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Kuckuck (Cuculus canorus) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Waldkauz (Strix aluco) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Wendehals (Jynx tonquilla) (Kategorie 2: stark gefährdet)
- Der Grünspecht (Picus canus) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Kleinspecht (Dendrocopos minor) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Pirol (Oriolus oriolus) (Kategorie 3: Bestand gefährdet)
- Die Heidelerche (Lullula arborea) (Kategorie 3: Bestand gefährdet)
- Die Uferschwalbe (Riparia riparia) (Kategorie 2: stark gefährdet)
- Der Rohrschwirl (Locustella luscinioides) (Kategorie 2: stark gefährdet)
- Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Gelbspötter (Hippolais icterina) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Die Dorngrasmücke (Sylvia communis) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Die Gartengrasmücke (Sylvia borin) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Grauschnäpper (Muscicapa striata) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Feldsperling (Passer montanus) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Der Baumpieper (Anthus trivialis) (Kategorie: Vorwarnliste)
- Die Bachstelze (Motacilla alba) (Kategorie: Vorwarnliste)
Vogelarten, die nicht auf der "Roten Liste" gefährdeter Arten stehen
Der Haubentaucher (Podiceps cristatus)
Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
Die Bartmeise (Panurus biarmicus)
(nicht bewertet)
Der Neuntöter (Lanius collurio)
Die Wasserralle (Rallus aquaticus)