Der Asiatischen Hornisse auf der Spur
Invasives Insekt erstmals in Berlin nachgewiesen
Mitte September entdeckte Nadia Zabalawi, Servicekraft aus dem Restaurant „Landhaus“ in Berlin-Schöneberg, ein Insekt, das ihr merkwürdig vorkam. Das Tier labte sich an einer Quarkspeise, und geistesgegenwärtig stülpte Zabalawi ein Glas darüber. Damit war ihr der erste Fang einer Asiatischen Hortnisse (Vespa velutina) in Berlin gelungen, eines Insekts, das auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten steht.
Die aus Südostasien stammende Hornissenart breitet sich seit Anfang der 2000er Jahren in Europa aus. Da sie sich auch von Honigbienen ernährt, kann sie bei Imkereien großen Schaden anrichten. Es steht befürchten, dass sie auch einheimische Insekten dezimieren wird.
Die Nachricht vom Schöneberg erreichte umgehend uns, den Hymenopterendienst des NABU Berlin, der im Auftrag des Senats das Monitoring der Asiatischen Hornisse in der Stadt umsetzt.
Die Frage war nun, ob es sich um ein verschlepptes Einzeltier handelte, oder ob wir es mit einer Nestgründung im Stadtgebiet zu tun hatten. Deshalb riefen wir die Öffentlichkeit zur Mithilfe auf. Mit Erfolg: Schon m nächsten Tag erreichten uns Bilder eines weiteren Tiers, etwa 700 Meter vom ersten Fundort entfernt.
Es hatte sich also nicht um ein Einzeltier gehandelt. Wir waren jetzt auf der Suche nach einem Nest der invasiven Hornissen, das es möglichst schnell zu finden galt, bevor die jungen Königinnen zum Paarungsflug ausschwärmen und eigene Völker gründen könnten.
Erfolg der Hornissen-Detektive
Systematisch kartierten wir in den folgenden Tagen blühende Efeupflanzen in der Nähe der Fundorte und stießen tatsächlich auf weitere Hornissen. Um sie zu ihrem Nest zurückzuverfolgen, versuchten wir, die Tiere an künstliche Futterstellen zu gewöhnen. Kennt man nämlich den Zeitraum, den individuell markierte Hornissen benötigen, um von der Futterstelle zum Nest und wieder zurückzufliegen, lässt sich die Entfernung zum Nest relativ genau abschätzen.
Parallel verfolgten wir den Ansatz, Hornissen mit Miniatursendern zu markieren. Doch bevor die Technik zum Einsatz kommen konnte, spürte die Familie, die den Zweitfund gemeldet und sich daraufhin den Hornissen-Detektiven angeschlossen hatte, das Nest auf.
Ausgangspunkt der erfolgreichen Jagd war eine Futterstelle im Garten der Familie. Anhand der über An- und Abflüge geschätzten Entfernung und der Flugrichtung gelang es, das Nest zu lokalisieren. Es hing – schwer zu erkennen – in rund 20 Metern Höhe in einer Rosskastanie.
Am Tag darauf wurde das Nest vom Hymenopterendienst mit freundlicher Unterstützung der Berliner Feuerwehr aus der Baumkrone geborgen und giftfrei abgetötet. Wir beobachteten keine frei fliegenden Drohnen, die in der Regel schon vor den neuen Königinnen aktiv sind. Somit stehen die Chancen gut, die Ausbreitung dieses Volks erst einmal verhindert zu haben. In den folgenden Tagen wurden noch vereinzelte Arbeiterinnen gesichtet, die sich aber nicht selbst vermehren können.
Text: Stephan Härtel, 17.10.2023