Planungstool für Architekt*innen

Plug-In für Autodesk Revit „Artenschutz am Gebäude“

Mit dem fortschreitenden Bebauungsdruck in Berlin stehen immer mehr Tierarten vor der Herausforderung, geeignete Lebensräume zu finden. Gebäude und städtische Strukturen müssen jedoch nicht nur zwangsläufig als Verdränger von natürlichem Lebensraum angesehen werden, sondern können als „künstlicher Felsen“ Fortpflanzungs- und Ruhestätten bieten und so aktiv zur Unterstützung der Artenvielfalt beitragen.

Gebäudebrüter wie Haussperlinge, Mauersegler oder Hausrotschwänze nutzen Nischen und Höhlungen an Gebäuden um dort zu schlafen, zu brüten oder ihren Nachwuchs großzuziehen. Auch einige Fledermausarten, wie Zwerg- oder Breitflügelfledermaus, suchen in und an Gebäuden Fortpflanzungs- und Ruhestätten, wobei ihnen oftmals eine Höhlung in der Größe eines menschlichen Daumens genügt. Bei sanierten Gebäuden und Neubauten mit hermetisch abgedichteten Gebäudehüllen und verwendeten Baustoffen wie Beton, Stahl und Glas fehlen oftmals geeignete Schlupflöcher und Hohlräume.             

Fassaden so zu gestalten, dass sie für gebäudebewohnende Vogel- und Fledermausarten attraktiv sind, ist weder kostspielig noch aufwendig. Um Planende und Architekt*innen bei der artenschutzfreundlichen Gestaltung von Gebäuden zu unterstützen, hat das senatsgeförderte Projekt „Artenschutz am Gebäude“ des NABU Berlin gemeinsam mit dem Ingenieurbüro und Software-Dienstleister Kleen & Partner das innovative Revit-Plug-in „Artenschutz am Gebäude“ entwickelt.

Revit ist eine Software, die vor allem von Architekt*innen, Ingenieur*innen und Bauplanenden genutzt wird, um digitale 3D-Modelle von Gebäuden zu erstellen. Das Plug-in ist ein Werkzeug, das in Autodesk Revit integriert ist. Es unterstützt Anwender*innen dabei, geeignete Standorte am Gebäude für Nistkästen und Quartiere für Gebäudebrüter und Fledermäuse zu identifizieren. Diese Auswahl erfolgt auf Basis detaillierter Informationen zu den Anforderungen der jeweiligen Tierarten, wie z. B. Standortbedingungen, Höhenanforderungen und Ausrichtung.

Mit dem Plug-In können Nist- und Quartierkästen auch ohne tiefgehende Fachkenntnisse über Artenschutz sinnvoll in Neubauprojekte integriert werden. So wird es leichter, ökologische Verantwortung direkt in die Architektur einzubinden und einen wertvollen Beitrag zum nachhaltigen Bauen zu leisten.

Funktionsweise und Vorteile des Plug-ins

Die Anwendung vereinfacht die Planung von Lebensstätten durch den Zugriff auf umfassende Informationen zu den Lebensraumansprüchen verschiedener gebäudebewohnender Tierarten, die in urbanen Gebieten vorkommen, wie etwa Mauersegler, Haussperlinge und Fledermäuse. Die Empfehlungen für die Anbringung der Kästen basieren auf einer wissenschaftlichen Studie, die im Rahmen des NABU Berlin Projektes „Artenschutz am Gebäude“ in den Jahren 2020-2022 durchgeführt wurde. Im Rahmen der Untersuchung wurde die Annahme von über 3.000 Nist- und Quartierkästen im Berliner Stadtgebiet untersucht: https://berlin.nabu.de/stadt-und-natur/projekte-nabu-berlin/artenschutz-am-gebaeude/nistkaesten/anbringung/index.html

Bei der Planung der Nist- und Quartierkästen sollten unter anderem folgende Parameter beachtet werden:

Höhenanforderungen: Verschiedene Tierarten bevorzugen unterschiedliche Höhen am Gebäude. So lassen sich zum Beispiel Fledermausquartiere oft in den höheren Bereichen von Gebäuden finden, während Vogelarten wie der Haussperling eher in mittleren Höhen brüten.

Ausrichtung und Sonneneinstrahlung: Auch die Ausrichtung der Lebensstätten spielt eine entscheidende Rolle. Während einige Tierarten eine sonnige Ausrichtung bevorzugen, ziehen andere kühle, schattige Bereiche vor.

Abstände: auch wenn es sich bei vielen gebäudebewohnenden Arten um Koloniebrüter handelt, sollten gewisse Abstände zwischen den Nist- und Quartierkästen eingehalten werden, um für ein gewisses Maß an Privatsphäre zu sorgen.

Benutzerfreundlichkeit und Effizienz

Das „Artenschutz am Gebäude“-Plug-in wurde mit einem klaren Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Effizienz entwickelt. Es integriert sich nahtlos in die Revit-Umgebung und erlaubt es den Planenden, die Anforderungen des Artenschutzes direkt in den Entwurfsprozess einfließen zu lassen. Die interaktive Benutzeroberfläche bietet verschiedene Filtermöglichkeiten, um schnell und unkompliziert geeignete Nist- und Quartierkästen zu finden.

Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung

Mit dem Einsatz des „Artenschutz am Gebäude“-Plug-ins tragen Architekt*innen, Bauvorhabentragende und Planer*innen aktiv zum Schutz gefährdeter Arten bei. In Zeiten des Artensterbens ist es wichtiger denn je, ökologische Verantwortung zu übernehmen. Gebäude, die nicht nur funktional und ästhetisch gestaltet sind, sondern auch Lebensräume für Wildtiere bieten, stellen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in der Stadt dar.

Für wen ist das Plug-in geeignet?

Das Tool richtet sich an:

• Architekt*innen und Planer*innen, die frühzeitig ökologische Überlegungen in ihre Entwürfe integrieren möchten.
• Bauunternehmen, die nachhaltige Bauprojekte realisieren und dabei ökologische Vorgaben berücksichtigen wollen.
• Naturschutzverbände und Kommunen, die Bauvorhaben auf Umweltverträglichkeit und Artenschutz überprüfen und unterstützen.

Egal, ob bei Neubauten oder Sanierungsprojekten – das „Artenschutz am Gebäude“-Plug-in hilft, den Artenschutz einfach und effizient in den Planungsprozess zu integrieren.

Stand: Oktober 2024