Gefährdungsursachen
Was gebäudebewohnende Vogel- und Fledermausarten bedroht
Sanierung von Gebäuden
Sanierungsarbeiten am Haus sind eine der Hauptursachen für den Verlust der Lebensstätten der gebäudebewohnenden Vögel und Fledermäuse.
Aktuell werden viele Gebäude nachträglich mit einer verbesserten Wärmedämmung ausgestattet, um so den Energieverbrauch beim Heizen zu reduzieren.
Was den Klimaschutz voranbringt, kann mitunter den Artenschutz gefährden. Bei energetischen Sanierungen gehen viele der kleinen Nischen verloren, die von den Gebäudebewohnern genutzt werden.
Die Fassaden werden mit einer zusätzlichen Dämmschicht ausgestattet und damit alle Lücken verschlossen. Nach Abschluss der Baumaßnahmen bieten die gedämmten, glatten Hausfassaden Vögeln und Fledermäusen keinen Unterschlupf mehr.
Teilweise wird bei Sanierungsarbeiten bewusst darauf geachtet, dass anschließend keine Vögel mehr in das Gebäude eindringen können. Dafür werden Vogelschutzgitter genutzt, die an den Entlüftungen der Dachkästen- und Drempel angebracht werden. Vogelschutz bedeutet in diesem Fall nicht Schutz der Vögel vor tödlichen Fallen im oder am Haus, sondern Schutz des Gebäudes vor den Vögeln. Grund für diese Ablehnungshaltung ist die Angst vor Dreck und ansteckenden Krankheiten durch die tierischen Untermieter. Diese Ängste sind jedoch unbegründet, denn es wird weder zu starker Verunreinigung durch die Tiere kommen, noch besteht die Gefahr einer Krankheitsübertragung.
Ausbau und Umnutzung von Gebäuden
Auch der Ausbau der Dachetagen zu Wohnungen oder das Aufstocken der Gebäude kann den Tieren zum Verhängnis werden. Denn gerade im Dachbereich befinden sich viele Strukturen, die sich als Nistplatz für Vögel oder als Quartier für Fledermäuse anbieten.
Andere Umbaumaßnahmen zerstören unter Umständen bestehende Quartiere und Nester. In den Berliner Randbezirken befinden sich oft noch alte, zum Teil seit vielen Jahren ungenutzte landwirtschaftliche Betriebe. Stallanlagen und Scheunen haben oft eine Vielzahl an Nist- und Versteckmöglichkeiten und somit einen besonders hohen Wert für die Tierwelt. Die allzeit geöffneten Gebäude bieten auch Arten wie die Rauchschwalbe einen Unterschlupf. Sie baut ihr napfförmiges Nest am liebsten in Gebäuden wie Stallungen, die zu jeder Zeit geöffnete Ein- und Ausflugsmöglichkeiten hat.
Die alten Ställe und Scheunen werden oft zu Wohngebäuden oder hermetisch verschlossenen Lagerräumen umgenutzt. Dabei wird das Gebäude mitunter stark verändert und zuvor bestehende Nischen gehen verloren.
Abriss von Gebäuden
Ein Teil, der nicht mehr genutzten landwirtschaftlichen Gebäude wird auch vollständig abgerissen insbesondere, wenn sie schon stark verfallen sind. Aber auch intakte Wohnhäuser werden dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für modernere Neubauten zu schaffen.
Beim Gebäudeabriss gehen in großer Zahl Quartiere für Gebäudebrüter und gebäudebewohnende Fledermäuse verloren. Stehen Gebäude vor dem Abriss bereits länger leer und werden sie dadurch für Höhlen- und Nischenbrüter noch attraktiver. Umso dramatischer sind die Folgen des Abrisses für die Tierwelt.
Aufgrund ihrer zum Teil sehr versteckten Lebensweise wird die Anwesenheit von Gebäude bewohnenden Arten - insbesondere von Fledermäusen - oft nicht bemerkt. Wird vorab keine Begutachtung durch eine fachkundige Person vorgenommen, gehen unter Umständen wichtige Fledermausquartiere oder Nistplätze verloren.
Neubau mit glatten Fassaden
Nach dem Abriss folgt der Neubau. Glas, Stahl und Beton prägen das Bild moderner Architektur. Hier finden Vögel und Fledermäuse kaum geeignete Strukturen für Lebensstätten. Die Fassaden sind zu glatt und es fehlt an Nischen und Hohlräumen, in die sich Spatz, Zwergfledermaus und Co einnischen können. Solche Neubauten sind aus Sicht des Artenschutzes wertlos.
Bisher werden selten freiwillig Vogel- und Fledermauskästen an die bzw. in die Fassade eingearbeitet. Dies würde jedoch ein großer Fortschritt für den Artenschutz in der Stadt darstellen. Bei Neubauten gibt es derzeit keine gesetzlichen Verpflichtungen. Daher beschäftigen sich viele Beteiligten der Baubranche leider nicht mit dem Thema der Lebensstätten bei Neubauten.
Den tierischen Untermieter kann jedoch in der Regel vergleichsweise einfach geholfen werden. Wird der Artenschutz frühzeitig in der Baumaßnahme mitgedacht, lassen sich ohne viel Aufwand passende Ersatzlebensstätten am Gebäude anbringen, die den Tieren einen alternativen Unterschlupf bieten. Diese Ausgleichsmaßnahmen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) sogar verpflichtend durchzuführen. Essentiell ist außerdem der richtige Termin für den Baustart. So kann vermieden werden, während der Sanierungen zum Beispiel auf ein Mauerseglernest mit mehreren Jungvögeln zu treffen.
Genauere Informationen zu den Hilfsmaßnahmen für Vögel und Fledermäuse Sie hier.
Verlust von Nahrungsgebieten
Neben offensichtlichen Gefährdungsursachen, wie die Vernichtung der Niststätten und Quartiere, geraten viele Arten unter Druck, weil sie zunehmend Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche haben. Geeignete Nahrung ist für sie eine immer knapper werdende Ressource.
Die Fluginsektenfresser unter den Gebäudebrütern - wie Mauersegler, Schwalben und Fledermäuse - haben es wegen der abnehmenden Insektendichte immer schwerer ausreichend Nahrung zu finden. Vor allem wenn der Nachwuchs im Nest wartet, können die Elterntiere gar nicht genug Insekten fangen, um die hungrigen Mäuler zu stopfen.
Die rückläufigen Zahlen der Insekten hängen in der Regel mit fehlenden Futterpflanzen, aber auch ein Mangel an Wasserstellen und Nistmöglichkeiten erschweren es den kleinen Tieren. In Gärten und Grünanlagen haben die Menschen häufig ein übertriebenes Reinlichkeitsbedürfnis: Alles muss sauber und ordentlich aussehen. Laub, Totholz und Wildwuchs wird entfernt.
Um den Gebäudebewohnern zu helfen, sollte man also den Insekten helfen. Mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen können die Insekten geschützt werden. Ob selteneres Mähen des Rasens oder das Anpflanzen regionaler Pflanzen – oft können kleine Veränderungen schon viel bewirken.
Vögel und Glas - ich sehe was, was Du nicht siehst
Vögel nehmen reflektierende und durchsichtige Glasflächen nicht als Hindernisse wahr. Wenn Vögel im Flug gegen Scheiben prallen, verletzen sie sich oft schwer oder sterben. Dieses Problem trifft nicht nur die Gebäudebrüter. Auch viele andere Vögel werden von den unsichtbaren Wänden bedroht, vor allem während des Vogelzugs kommt es häufig zu Vogelschlag. Die städtischen Feinde von Vögeln sind transparente Bushaltestellen, Wintergärten, Lärmschutzwände, spiegelnde Fassaden – die gesamte Palette an Gestaltungselementen, die die moderne Glasarchitektur zu bieten hat.
Jährlich verlieren nach Schätzungen der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz ca. 4 Millionen Vögel allein in Berlin ihr Leben aufgrund einer Kollision mit Glas. Und es werden laut Bundesregierung jedes Jahr mehr!
Die allseits bekannten Greifvogelsilhouetten, die auf Fenster geklebt werden, sind nachweislich unwirksam! Besser ist es, auf geprüfte und damit nachweislich wirksame Markierungen zu setzen.
Weitere Informationen sind auf der Website www.vogelglas.info zu finden.
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