Bruchpilot bekommt Adoptivfamilie
Mauersegler von Wildvogelstation gerettet
Eine Berlinerin hat im Prenzlauer Berg einen abgestürzten Mauersegler-Nestling aufgelesen und zum NABU gebracht. Da der Jungvogel zwar unverletzt war, aber nicht zurück ins Nest gesetzt werden konnte, wurde er in der Wildvogelstation aufgepäppelt und nun per Adoptionsverfahren einem anderen Nest zugesetzt. Seit einigen Jahren können so verwaiste Mauersegler gerettet werden.
Dass Jungtiere aus Nestern stürzen, kommt leider in jeder Brutsaison vor. Hitze oder Nahrungsmangel können Ursachen sein. Sie zurück ins Nest zu setzen, wäre in diesen Fällen zwecklos. Hinzu kommt, dass die Nester in schwindelerregender Höhe oft unerreichbar sind. Ein spezielles Adoptionsverfahren hat sich bei einigen ausgewählten Vogelarten bewährt.
Mauersegler, die zwar gesund, aber noch flugunfähig sind, können per Adoptionsverfahren einem Nest zugesetzt werden. Natürlich ist eine vorherige sorgfältige Begutachtung der potentiellen Ammenfamilie enorm wichtig, um die anderen Jungtiere nicht zu gefährden. Ein erfahrener Blick ist hier vonnöten. Mauersegler legen im Schnitt zwei bis drei Eier. In Nester mit nur einem oder zwei gut entwickelten Küken kann ein Jungtier zugesetzt werden. Außerdem muss der Adoptivvogel in Größe und Gewicht den potentiellen Geschwistern ähneln, damit er nicht zum Futterkonkurrenten wird.
Der Mauersegler wurde nun einer Potsdamer Mauersegler-Kolonie zugesetzt. Seit wir das Adoptionsverfahren an diesem Standort durchführen, hat es erst einen einzigen Fall gegeben, wo ein Jungtier nicht angenommen bzw. wieder aus dem Nest gefallen war – eine gute Quote, wenn man bedenkt, dass das Verfahren seit mehreren Jahren läuft.
Mauersegler sind wahre Flugakrobaten. Kaum eine andere Art ist so perfekt an ein Leben im Luftraum angepasst. Auch geschlafen und gefressen wird im Gleitflug. Nur zum Nestbau und Brüten begeben sich Mauersegler auf festen Boden, d.h. in ihre Bruthöhlen hoch oben an Gebäuden. Sie gehören, wie auch der Haussperling, zu den Gebäudebrütern.
Königsdisziplin der Vogelaufzucht
Immer wieder kommt es vor, dass Mauersegler-Nestlinge abstürzen und verletzt auf dem Boden gefunden werden. Genau wie Schwalben gibt es bei Mauerseglern keine Ästlingsphase, das heißt, sie gehören zu den wenigen Vogelarten, bei denen aufmerksame Vogelfreunde stutzig werden sollten, wenn sie diese am Boden vorfinden. In diesem Fall sollten Sie sich immer an die Wildvogelstation wenden.
Doch die Hand-Aufzucht ist extrem aufwendig. Mauersegler betteln nicht wie Singvögel mit weit geöffneten Schnäbeln. Dieses so typische „Sperren“ ist bei ihnen nicht ausgeprägt. Sie würden vor einer gefüllten Futterschale verhungern. Außerdem sind die Schnäbel sehr empfindlich und so kommt es immer wieder vor, dass unerfahrene Vogelfinder*innen beim Füttern Schnabelverletzungen verursachen. Für die Segler hat das fatale Folgen, vergleichbar mit einem Kieferbruch beim Menschen.
Die Tierpfleger*innen der Station sind geübt im Umgang mit jungen Mauerseglern. In Hochzeiten pflegen sie bis zu 20 Vögel wöchentlich und bereiten sie auf den „Abflug“ oder die Umsiedlung in Adoptivnester vor. Die Pfleglinge müssen fast stündlich von 8-21 Uhr gefüttert werden, mit Heimchen, Mehlwürmern und gekochten Drohnenlarven. Auswildern kann man Mauersegler erst, wenn die Flugfedern lang genug sind (ca. 17 cm) und ein Gewicht von 40g Gramm erreicht wurde.