Der Spätblühenden Traubenkirsche geht es an den Kragen - Foto: Alexandra Rigos
Bei Sonnenschein im Schilfgürtel
Pflegeeinsatz am Flughafensee mit tatkräftigen Helfer*innen
Unkundige mag es überraschen, aber praktischer Naturschutz kann viel mit Rupfen, Hacken und Sägen zu tun haben. Das zeigte sich einmal mehr am vergangenen Sonntag, als ein gutes Dutzend ehrenamtlich Aktive des NABU Berlin zusammenkamen, um Spätblühender Traubenkirsche, Pappelschösslingen und anderen Gehölzen zu Leibe zu rücken, die sich auf den wertvollen Heide- und Trockenrasenflächen des Vogelschutzreservats am Flughafensee breit machen. Corona konform zogen die Aktiven in kleinen Teams los und hielten während der Arbeit reichlich Abstand voneinander.
Ließe man die Gehölze ungestört wachsen, würde sich zwar eine andere Art Natur entwickeln, wie AG-Leiter Frank Sieste erklärte. Diese allerdings gefiele eher häufigen Arten wie Amsel und Rotkehlchen, während die seltenen Arten wie Zwergdommel und Braunkehlchen, die das Naturparadies am Flughafen Tegel so einzigartig machen, langfristig keine Chance mehr hätten. Und so kamen neben Spaten und Astschere auch Axt und sogar eine Motorsäge zum Einsatz, um den Fortbestand der Offenflächen zu sichern.
Bis in die Schilfgürtel der Uferzonen hatte sich die invasive Spätblühende Traubenkirsche schon ausgebreitet. Zeitweise waren die NABU-Helfer*innen im Schilf kaum noch auszumachen. Das Gehölz, das ursprünglich aus Nordamerika stammt, zu roden, ist eine Sisyphusarbeit, da es aus Wurzelausläufern immer wieder austreibt. Bei schönstem Herbstwetter machte aber selbst diese Aufgabe Spaß. Ein anderes Team kontrollierte den Zaun, der das sensible Gebiet umgibt, und reparierte mehrere Stellen, an denen sich Hunde oder Wildschweine unter dem Drahtgeflecht durchgezwängt hatten.
Seit mehr als 30 Jahren betreut die AG Flughafensee des NABU Berlin das Vogelschutzreservat, dessen Zukunft nun nach der Schließung des Airports auf dem Spiel steht. Da der Begriff „Vogelschutzreservat“ keinen gesetzlichen Schutzstatus bedeutet, hat der NABU Berlin eine Petition an Umweltsenatorin Regine Günther gestartet, damit diese das Gebiet endlich unter Naturschutz stellen soll. Mehr als 5.000 Bürger*innen haben bereits unterzeichnet. „Wir freuen uns wahnsinnig über diese breite Unterstützung“, sagt AG-Leiter Frank Sieste, „denn es ist höchste Zeit, das Naturparadies zu sichern.“