Der Kirschlorbeer
Angepasster Allrounder oder ökologisch wertlose Plage?
Kirschlorbeer ist unter uns Naturschützer*innen schon so etwas wie ein Schimpfwort. Auch in Berlin ist er allgegenwärtig und wächst vor sich hin ohne jegliche wichtige ökologische Aufgaben zu erfüllen. Bestenfalls kann er als Unterschlupf für Vögel fungieren, Blütenstände und Früchte sind jedoch für die meisten Vögel und Insekten wertlos.
Seine Vorteile
Seit der Kirschlorbeer oder die Lorbeerkirsche Einzug in unsere Gärten und Parkanlagen gehalten hat, erfreut er sich immer größerer Beliebtheit.
Der immergrüne Strauch besticht mit seinem schnellwachsenden, glänzenden immergrünen Laub. Gartencenter versprechen einen Höhenzuwachs von 40 bis 50 Zentimeter pro Jahr. Nur wenige Pflanzen pro Laufmeter sind notwendig, da sie auch in die Breite stark wachsen. Prunus laurocerasus ist zudem anspruchslos, robust gegen Schädlingsbefall, trockenheitsverträglich, winterhart und bietet das ganze Jahr über Sichtschutz und einen ordentlich abgegrenzten Garten. Hinzu kommt noch sein unschlagbar günstiger Preis – also eigentlich ein optimaler Heckenstrauch für immer heißer und trockener werdende Sommer.
Was ihn zum unbeliebten No-Go-Strauch bei Naturfreund*innen macht
Was die Händler*innen jedoch lieber für sich behalten ist, dass die stark Wasser ziehende Pflanze hochgiftig ist, das Beschneiden mühsam und die Samenverbreitung ein großes Problem für die heimische Natur darstellt. Seine blausäurehaltigen Blätter sind nahezu unkompostierbar und er muss immer wieder nachgeschnitten werden. Angesägte Blätter verfärben sich braun und ein gerader Schnitt mit der elektrischen Heckenschere eher nicht zu empfehlen. Da muss der/die Gärtner*in schon mit der Handschere ran.
Fatal für die Natur wird es eigentlich erst, wenn Vögel die Samen des aus Vorderasien stammenden invasiven Gewächses in Naturschutzgebiete tragen, oder wenn Grünschnitt unsachgemäß entsorgt wird. Weil die Blätter auf dem Komposthaufen so schlecht verrotten, werden sie gern am Waldrand oder anderswo in der Natur entsorgt. Zwar ist das verboten, aber leider zu einer beliebten Unsitte geworden. Das hat fatale Folgen für Ökosysteme wie den Wald. Dort verdrängt die Lorbeerkirsche dann schnell heimische Pflanzen, die Nahrung für die Insekten bieten. Sein Umfeld verarmt und wir werden bald mit großem Aufwand Schadensbegrenzung leisten müssen.
Nicht gleich ausreißen
Doch bevor Sie jetzt Ihren Kirschlorbeer wütend ausgraben: Ein Strauch ist ein Strauch und auch wenn es ökologisch wertvollere Wildsträucher gibt, müssen Sie nicht gleich zur Motorsäge greifen. Als Nahrungsquelle ist er immer noch besser als Forsythie, Rhododendron und Zierkirsche. Im dichten Wuchs finden auch einige Vögel Schutz, Amseln und Drosseln fressen sogar seine Beeren.
Blausäure enthalten übrigens alle Prunus-Gewächse und auch die einheimische Traubenkirsche ernährt im Vergleich weniger Tiere als andere Sträucher und ist giftig.
Der Kirschlorbeer kommt nicht selten in der Gesellschaft von Gabionenzaun und Schottervorgarten als grüner Kubus daher und ist vielleicht auch deshalb bei Naturfreund*innen so verhasst.
Bei Neupflanzung bitte Alternativen wählen!
Sollten Sie aber über Neupflanzungen nachdenken, informieren Sie sich bei vertrauenswürdigen Händler*innen oder schauen Sie sich auf unseren Webseiten zum Thema heimische Wildsträucher um. Es gibt nämlich viele wunderschöne Alternativen, von der Felsenbirne, über den Weißdorn bis hin zur Schlehe. Auch Heckenrosen, Beerensträucher oder Weiden eignen sich als Randbepflanzung. Und was gibt es Schöneres, als einen Singvogelkindergarten, einen Wildbienenimbiss oder eine Naschhecke für uns und unsere Kinder im eigenen Garten zu haben?
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