Blühende Hundsrose - Foto: Jens Scharon
Auf den Spuren der Wildrosen
Rosenführung auf dem Biesenhorster Sand
25. August 2020. Während eines Rundgangs auf dem Biesenhorster Sand fallen im Frühsommer die blühenden und im Spätsommer die fruchtenden Rosensträucher auf, die an den bekannten Hagebutten zu erkennen sind. Durch unsere langjährigen Arbeitseinsätze und der damit verbundenen Zurückdrängung verschiedener Neophyten wurden Flächen aufgelichtet und vorhandene Rosen freigestellt. Rosen sind für eine Vielzahl von Tierarten wichtige Nahrungspflanzen. Seien es die Hagebutten für Vögel, die Blätter als Raupennahrung und die pollenhaltigen Scheibenblüten für verschiedene Insekten. Rosen sind, zumindest für Laien, schwer zu bestimmen. Die meisten einheimischen Arten sind selten und wurden in die Rote Liste und Gesamtartenliste der etablierten Farn- und Blütenpflanzen von Berlin aus dem Jahr 2018 aufgenommen.
Was lag also näher, als sich die Rosen des Biesenhorster Sandes von einer Expertin vorstellen zu lassen. Dankenswerterweise nahm Dr. Birgit Seitz vom Botanischen Verein von Berlin und Brandenburg, einem der ältesten naturkundlichen Vereine in unserer Region, unsere Einladung an und stellte uns die Rosen des Biesenhorster Sandes vor.
Erste Lehre: Rosen bestimmt man, wenn die Hagebutten vorhanden sind, nicht wenn die Rosen blühen. Zweitens: Ohne zu wissen wo sich der Griffelkanal der Hagebutten, oder „der Butte“ wie Dr. Seitz immer sagte, befindet und ohne eine Messluppe, mit der man die Größe des Griffelkanals messen kann, ist eine Bestimmung nicht möglich.
Die Schwierigkeiten bei der Bestimmung sind u.a. auf die komplizierten und vielfältigen Fortpflanzungsmechanismen der Rosen zurückzuführen. Da die Arten miteinander hybridisieren können und die Merkmale unterschiedlich weitervererbt werden, kann es bei Wildrosen zu regional variierenden Merkmalsausprägungen kommen, die eine Bestimmung zusätzlich erschweren.
Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet, traten wir an die ersten Rosen heran: Blätter drüsenlos bis schwach drüsig und unbehaart Stachel-hakig, wir haben eine Art aus der Untersektion Hundsrosen vor uns. Griffelkanal < 1 mm, eine Hundsrose (Rosa canina), Griffelkanal um 1 mm, eine Falsche Hundsrose (Rosa subcanina). Die Falsche Hundsrose gehört in Berlin zu den gefährdeten Arten. Die Häufigkeit und großen Bestände dieser Art machen einen Wert des Biesenhorster Sandes aus, schätzte die Expertin ein. Später fanden wir zumindest noch eine Pflanze der in die gleiche Sippe gehörenden Graugrünen Rose (Rosa dumalis), die in Berlin vom Aussterben bedroht und eine Zielart des Florenschutzes ist. Vertreter der weiteren Sippen Flaum-, Wein- und Filzrosen waren bis auf eine Pflanze der zu den Filzrosen gehörenden Sherards Rose (Rosa sherardii) nicht zu finden. Letztere gehört in Berlin ebenfalls zu den gefährdeten Arten.
Gefährdet sind die heimischen Rosen u.a. durch Beschattung, Verdrängung durch konkurrenzstärkere Arten, wie z. B. Schlehe (Prunus spinosa), und die Eutrophierung der Standorte. All dem versuchen wir durch unsere Einsätze entgegen zu wirken, auch wenn das bei der Eutrophierung nur eingeschränkt möglich ist, da ein Großteil des Nährstoffeintrags über die Luft erfolgt.
Beim Verlassen des Biesenhorster Sandes wurde uns noch die Pimpinell-Rose (Rosa pimpinellifolia) in einer im Randbereich erfolgten Heckenanpflanzung vorgestellt. Diese Art gehört nicht zu den in unserer Region einheimischen Arten. Um ungewolltes Verdrängen einheimischer Arten und Herkünfte oder Hybridisierungen mit gebietsfremden Sippen zu vermeiden, dürfen mit Beginn des Jahres 2020 nach § 40 (4) des Bundesnaturschutzgesetzes nur noch gebietsheimische Arten in der freien Landschaft ausgebracht werden.
Noch einmal recht herzlichen Dank an Frau Dr. Seitz, für diese interessante Führung. Wir werden uns jetzt sicherlich an die Bestimmung so mancher neu aufwachsender Rose auf dem Biesenhorster Sand wagen.
Jens Scharon
Sprecher der Bezirksgruppe Lichtenberg