Schwalbenfreundlicher Hauptbahnhof?
In der Tiefgarage des Hauptbahnhofs brüten Rauchschwalben
Der Zugang zu den Nestern erfolgt durch die Autozufahrten, so dass die Schwalben einen längeren Weg bis dorthin zurücklegen müssen. Die Kotspuren am Boden verraten, wo die Rauchschwalben umherfliegen, wo sie ihre Ruheplätze, möglicherweise Schlafplätze, und ihre Nester haben. Am 20. Juli wurden mind. 40 Rauchschwalben in der Tiefgarage beobachtet und mind. 10 Nester auf Lampen aber auch den Sprinkleranlagen gefunden. Neben Nestern mit brütendem Altvogel, Nester mit Nestjungen war der Großteil der Nester leer.
Ab Anfang April treffen die meisten Rauchschwalben aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten an den Brutplätzen ein. Vorwiegend im Mai beginnt die Eiablage, Mitte Juni fliegen die ersten Jungvögel aus. Jungvögel der Zweit- und Folgebruten können bis in den September in den Nestern angetroffen werden. Die Rauchschwalbe ist eine Art, die eng an Ställe mit Tierhaltung gebunden ist bzw. war. Dort fand sie genügend Insekten als Nahrung für den Nachwuchs.
Neben der Nahrung ist feuchtes Erdmaterial für den Bau des Nestes notwendig, der am Rand von Pfützen oder Gewässern aufgenommen wird. Mit dem Rückgang der Tierhaltung ging auch der Brutbestand der Rauchschwalbe zurück, so dass sie in Deutschland, Brandenburg und Berlin zu den gefährdeten Arten gehört. Der Brutbestand für Berlin wird mit ca. 800 Revieren angegeben. Gerade in Berlin wurden in der Vergangenheit immer häufiger Nester in der Nähe von Gewässern, unter Brücken und Steganlagen gefunden.
Für den Hauptbahnhof ist bemerkenswert, welche langen Wege die Schwalben mit Nistmaterial zu den Neststandorten und später mit dem Futter zu den Jungvögeln zurücklegen müssen. So wurde ein Nest mit Jungvögeln auf der von der Einfahrt entferntesten Seite der Zufahrt gefunden.
In der nächsten Brutsaison sollen genauere Details dieses Brutplatzes untersucht werden. Hoffentlich duldet die DB die Nester, wobei bei einigen schon heute Konflikte zu erkennen sind. Einige Nester befinden sich auf der Sprinkleranlage.
Bleibt der Hauptbahnhof ein „Schwalbenfreundliches Haus“? Nicht nur für die im Brutbestand abnehmende Rauchschwalbe wäre es wünschenswert. Auch der NABU könnte an dem großen Gebäude sicherlich viele Plaketten zur Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ anbringen.
Text: Katrin Koch und Jens Scharon