Berliner Wildbienen von Nutztieren überholt
Honigbiene auf Platz Eins
Mehr als 3.600 Meldungen von rund 6.400 Teilnehmer*innen sind bislang beim NABU eingegangen, knapp 400 Meldungen waren es aus Berlin und Brandenburg. Neben einer Einzelmeldung mit 60.000 Honigbienen meldeten die Berliner und Brandenburger Naturfreund*innen rund 1.900 Westliche Honigbienen. Die Steinhummel, bundesweite Siegerin, belegt Platz zwei, der Asiatische Marienkäfer den dritten Platz. Sichtungen von Schmetterlingen gingen mit Ausnahme des Distelfalters (Platz 8 in Berlin und Brandenburg) laut vorläufigem Auszählungsstand bundesweit um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, was auf eine Verzögerung der Blütenausbildung in diesem Jahr zurückgeführt werden könnte.
Immer mehr Berliner*innen halten Honigbienen. Imker schätzen, dass in Berlin derzeit acht Völker pro Quadratkilometer leben. Früher waren es höchstens zwei. Honigbienen sind "Allesfresser", die an vielen Blüten Nektar sammeln und nicht nur an bestimmten Pflanzen, wie viele Wildbienen. „Mit Bienenschutz ist allerdings nicht nur die Honigbiene gemeint. Wir müssen vor allem auch den 298 Berliner Wildbienenarten gute Lebensbedingungen schaffen, denn bereits knapp 40 % dieser Arten sind in ihrem Bestand gefährdet Hauptgründe liegen in der Versiegelung und Bebauung von Brach- und Grünflächen“ so die Biologin.
Wildbienen fördern
Den NABU Berlin erreichen immer mehr Anfragen, was jeder direkt für den Schutz von Insekten tun kann. „Es freut uns, dass die Sensibilität in der Bevölkerung für den Artenschutz und der Wille, dem Insektensterben etwas entgegenzusetzten, auch in der Hauptstadt wächst“, so Sandkühler. Es ist ganz einfach mit wilden Ecken, Blühstreifen, Wildkräuter-Baumscheiben oder einem naturnahen Balkon Insekten gute Lebensbedingungen zu schaffen. Nicht zuletzt wird damit auch Singvögeln und Fledermäusen geholfen.
Viele Projekte widmen sich bereits der Aufklärung an Kitas und Schulen, „doch auch Wohnungsbaugesellschaften, Hauseigentümer und Architekten müssen zum Umdenken angeregt werden“, fordert Sandkühler. Bisher gilt bei der Landschaftspflege: je billiger, desto besser. Auf Artenschutz und Biodiversität wird häufig keine Rücksicht genommen.
Hintergrund
Auch im zweiten Jahr des NABU-Insektensommers erkundeten die Teilnehmer*innen am Liebsten ihre unmittelbare Umgebung. Der häufigste Zählort war das nähere Wohnumfeld, wie der eigene Garten oder Balkon, gefolgt vom Park.
Mit der Mitmachaktion will der NABU eine der artenreichsten Tiergruppen ins Licht der Öffentlichkeit stellen. In Deutschland gibt es etwa 33.000 Insektenarten. Fast 90 Prozent aller Wild- und Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren einen drastischen Rückgang vor allem an der Menge der Fluginsekten festgestellt.
Mit Spannung blickt der NABU nun auf den nächsten Zählzeitraum. Die nächste Insekten-Zählung findet im Hochsommer vom 2. bis zum 11. August statt, wenn die Heuschrecken zirpen und Libellen fliegen.
So geht’s:
Beobachten und zählen ist fast überall möglich: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Das Beobachtungsgebiet soll nicht größer sein als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus. Gezählt wird eine Stunde lang. Insektenbeobachtungen melden kann man unter www.insektensommer.de oder direkt von unterwegs per Smartphone über die NABU-App „Insektenwelt“. Eine Besonderheit der App ist eine fotografische Erkennungsfunktion.
Die Daten der Aktion Insektensommer werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Die Ergebnisse werden vom NABU ausgewertet und zeitnah veröffentlicht. Der Insektensommer findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Im vergangenen Jahr beteiligten sich in beiden Zählräumen zusammen genommen 18.000 Menschen mit über 7.300 Beobachtungen.