Einsatz für die Kreuzkröte
Naturschützer*innen pflegen Habitate am Pankower Tor
Berlin – 15. Februar 2022. Eines der größten Laichgewässer auf der Brachfläche ist nichts anderes als eine kaum knietiefe Pfütze auf Beton. Was für Uneingeweihte nicht gerade nach Natur aussieht, behagt den Kreuzkröten sehr. In der Natur legt diese Pionierart ihren Laich nämlich gern in Wassertümpeln ab, wie sie zum Beispiel auf zeitweise überschwemmten Kiesbänken entstehen. Da aber die meisten Bäche und Flüsse heutzutage reguliert sind, gibt es solche Lebensräume in der Natur kaum noch. Als Ersatz haben die Kreuzkröten daher menschengemachte Habitate entdeckt, zum Beispiel Kiesgruben oder eben Brachgelände wie hier am Pankower Tor.
Damit die seichte Pfütze nicht verschlammt und schließlich verschwindet, schieben die Helfer*innen – ausgerüstet mit Gummistiefeln und Schneeschiebern – das Sediment aus dem Teich hinaus. Im nächsten Schritt gilt es dann, den Kreuzkröten an den kahlen Ufern etwas Schutz durch dornige Äste zu verschaffen. Denn leider haben Krähen das Laichgewässer als Takeaway-Imbiss entdeckt und picken in der Saison systematisch den Krötennachwuchs weg.
Anders stellt sich die Lage an den drei oder vier weiteren Tümpeln am Pankower Tor dar: Ihre Ufer sind bewachsen, und die Aktiven müssen das dichte Gestrüpp wegschneiden. Denn allzu dicht bewachsene Gewässer behagen der Kreuzkröte nicht. Sie ist nämlich von Natur aus konkurrenzschwach, kann sich also schlecht gegen andere Arten durchsetzen. Genau deshalb nutzt sie Pfützen und Tümpel, die für andere Amphibien nicht in Frage kommen. Hier kann die Kreuzkröte ihre Stärke ausspielen: Ihr Nachwuchs entwickelt sich extrem schnell, so dass die Jungkröten die temporären Gewässer längst verlassen haben, wenn diese im Sommer austrocknen.
Dank vieler helfender Hände ist der Frühjahrsputz an den Laichgewässern schnell erledigt. Ohne diese Pflege geht es nicht, denn dann würden die Tümpel auf Dauer verschwinden. Wohl deshalb behauptet Investor Kurt Krieger, der am Pankower Tor unter anderem einen Möbelmarkt errichten will, die Art habe hier langfristig ohnehin keine Überlebenschance. Damit führt er die Öffentlichkeit aber in die Irre: Würde die Population tatsächlich umgesiedelt, müsste man an ihrem neuen Lebensraum ebenfalls auf Dauer pflegend eingreifen.
Bislang zeigen die Kreuzkröten am Pankower Tor jedenfalls keinerlei Ermüdungserscheinungen: Stolze 600 Tiere wurden beim Monitoring 2021 registriert. Damit ist diese einzige und letzte Berliner Population eine der größten bundesweit.