Hygiene am Futterhäuschen ist das A und O
Wenn Sie Vögel füttern möchten, dann bitte mit Umsicht
Welche*r Naturfreund*in freut sich nicht, wenn man im eigenen Garten ein buntes Treiben vieler verschiedener Vögel beobachten kann? Und gibt es einen besseren Trick, die Tiere anzulocken, als ein regelmäßig befüllter Futterplatz? Leider mehrten sich in den letzen Jahren deprimierende Meldungen über Vogelseuchen, die zahllose Tiere dahinrafften: Erst das Usutu-Virus bei Amseln und die Trichomonaden-Erkrankung „Gelber Knopf“ bei Grünfinken, die beide zu einem deutlichen Rückgang bei den jeweiligen Arten führten. Nun kam in diesem Jahr das Blaumeisensterben dazu, das von dem Bakterium Suttonella ornithocola ausgelöst wird. Die neue Seuche führte dazu, dass bei der „Stunde der Gartenvögel“ 2020 in Berlin etwa 25 Prozent weniger Blaumeisen gesichtet wurden als im Vorjahr.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie macht vielen Menschen bewusst, dass sich auch Tiere leicht an Orten anstecken können, wo viele Individuen zusammenkommen. So gesehen, sind Futterplätze und Vogeltränken ein Risiko für die Gesundheit der gefiederten Besucher. Dieses Risiko fällt umso stärker ins Gewicht, weil ungewiss ist, ob die Vogelfütterung überhaupt zum Artenschutz beiträgt. Dieses Thema wird unter Fachleuten sehr kontrovers diskutiert; manche, wie der bekannte Ornithologe Peter Berthold fordern, Vögel ganzjährig zu füttern, während andere dies sogar für schädlich halten.
Tatsache ist, dass in aller Regel nur zehn bis 15 Arten von der Fütterung am Haus oder im Garten profitieren. Und diese Arten, darunter Amsel, Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen, sind in ihrem Bestand derzeit nicht gefährdet. Eine Ausnahme macht der Haussperling, der mittlerweile in vielen Städten fast verschwunden ist und sich natürlich gern an Futterstellen tummelt. Die relativ wenigen wissenschaftlichen Studien zur Vogelfütterung liefern bislang widersprüchliche Ergebnisse, so dass sich gegenwärtig weder ihr Nutzen noch ihre Nutzlosigkeit oder sogar Schädlichkeit eindeutig belegen lässt.
Ohne jeden Zweifel trägt das Füttern von Gartenvögeln aber zur Umweltbildung – und damit indirekt zum Naturschutz – bei. Wo kann man schließlich bei Kindern besser ein Interesse an Vögeln und Natur wecken als am lebhaft umschwirrten Vogelhäuschen? Für viele Städter*innen ist die Vogelbeobachtung vor der Haustür eine der wenigen Gelegenheiten überhaupt mit der Natur in Kontakt zu kommen. Und nur was man kennt, kann man bekanntlich auch schützen.
Wer also Vögel füttern möchte, sollte dies ruhig tun, aber auf drei Dinge achten: erstens auf das richtige Futter für die jeweilige Art und Jahreszeit, zweitens auf den richtigen Standort der Futterstelle und drittens auf peinliche Hygiene.
Das richtige Futter
Grundsätzlich empfiehlt der NABU, Vögel ausschließlich im Winter zu füttern – und zwar nur in Zeiten, wenn die Nahrung witterungsbedingt tatsächlich knapp ist. Wer trotzdem ganzjährig füttern will, sollte beachten, dass sich Vögel je nach Jahreszeit unterschiedlich ernähren. Im Sommer, wenn sie ihre Jungen aufziehen, benötigen Vögel vor allem Insekten, um den Nachwuchs zu füttern. Im Winter hingegen teilen sich die Kostgänger in drei Gruppen ein:
Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Amseln und Star mögen Obst (auch Rosinen) sowie feine Sämereien, etwa Mohn und Leinsamen. Letztere sind oft in handelsüblichen Futtermischungen enthalten.
Körnerfresserwie Haus- und Feldsperlinge und Finken freuen sich über diverse Sämereien, auch Nüsse und Sonnenblumenkerne.
Andere Vögel, darunter Meisen, Spechte und Kleiber sind Allesfresser. Während sie im Sommer Insekten vertilgen, futtern sie im Winter auch Obst und ihrer Schnabelgröße angepasste Sämereien.
Von Meisenknödeln in Plastiknetzen rät der NABU ab, da sich die Vögel in den Maschen verfangen können. Zudem mehren sich Hinweise, dass sich die überwiegend aus Fett bestehenden Knödel in der Brutzeit negativ auf den Bruterfolg auswirken. Man sollte Meisenknödel also nur im Winter und ohne Netz anbieten – am besten in eigens dafür konstruierten Futtersilos.
Beim Kauf von Vogelfutter sollte man generell auf zertifizierte Ware, vorzugsweise Bio-Produkte, zurückgreifen und Billigangebote meiden, da diese häufig ungeeignete Zutaten enthalten, etwa Samen der invasiven und allergenen Ambrosia-Pflanze.
Wer die regelmäßige Fütterung einstellen will, sollte sie langsam auslaufen lassen, damit sich die Vögel an die veränderte Nahrungsversorgung gewöhnen können.
Der passende Standort
Die Futterstelle sollte idealerweise überdacht und vor Hitze und Nässe geschützt sein. Eine erhöhte und frei stehende Position stellt sicher, dass sich keine Katzen oder andere Prädatoren anschleichen können. Ein Baum oder Strauch in angemessenem Abstand hingegen bietet den Vögeln im Fall einer Attacke Zuflucht.
In der Nähe sollten sich zudem keine Gefahrenquellen wie Glasscheiben befinden. Lässt sich die Nähe zum Fenster nicht vermeiden, schaffen gemusterte Klebefolien Abhilfe.
Kompromisslose Hygiene
Futterhäuser, Silos und Wasserschalen müssen regelmäßig, am besten täglich, gereinigt werden.
Zur Desinfektion sollte man niemals chemische Reinigungsmittel verwenden, sondern heißes Wasser. Bei Vogeltränken empfiehlt es sich, täglich abwechselnd zwei Wasserschalen zu nutzen. Die benutzte Schale spült man entweder mit kochendem Wasser aus oder lässt sie einfach in der Sonne trocknen, denn UV-Licht tötet Trichomonaden zuverlässig ab. Dies ist im Sommer besonders wichtig, da sich diese gefährlichen Einzeller in erwärmtem Wasser schnell vermehren.
Außerdem sollte man nicht zu viel Futter auf einmal anbieten, damit es nicht feucht wird und zu schimmeln beginnt. Futtersilos haben gegenüber klassischen Häuschen den Vorteil, dass die Vögel nicht im Futter herumlaufen und es mit ihrem Kot verschmutzen können. Auch den Boden unter der Futterstelle sollte man sauber halten und herabgefallene Reste abends wegfegen, da sie Ratten, Mäuse oder gar Waschbären anlocken. Wenn möglich, ist es günstig, die Futterstelle von Zeit zu Zeit an einen anderen Ort zu verlagern, da sich am kotverschmutzten Boden Krankheitserreger anreichern können.