Sträucher statt Meisenknödel!
Wintervögeln lieber natürliche Nahrung anbieten
Viele Berliner*innen möchten mit Vogelfutter aus Samen, Nüssen oder Haferflocken den Wintervögeln durch die kalte Jahreszeit helfen. Berechnungen zufolge geben die Deutschen dafür rund 15 bis 20 Millionen Euro aus. Doch leider hilft die Zufütterung nur wenigen, nicht im Bestand bedrohten Gartenvögeln und ist somit kein Ausgleich für andere Vogelschutzmaßnahmen. Wir empfehlen daher, heimische Wildsträucher zu pflanzen und zu pflegen. Deren Früchte und Beeren sind die beste natürliche Nahrungsquelle für Wildvögel. Darüber hinaus bieten Sträucher Vögeln Schutz, und im Sommer ernähren ihre Blüten und Blätter Insekten, von denen wiederum viele Vögel leben.
Nur 10 bis 15 häufige Vogelarten profitieren von Vogelfutter
Die Winterfütterung ist neben dem Aufhängen von Nistkästen wohl die beliebteste Form des Vogelschutzes. Studien zeigen, dass die Vogelfütterung in Städten und Dörfern jedoch nur 10 bis 15 Vogelarten zugutekommt, darunter Meisen, Finken oder Rotkehlchen, deren Populationen zumeist stabil sind.
Keine dieser Arten ist in ihrem Bestand gefährdet. Von wenigen Ausnahmen abgesehen erreicht das Füttern rund ums Haus also nicht diejenigen Vögel, die im Mittelpunkt notwendiger Schutzbemühungen stehen oder stehen sollten.
Das Vögelfüttern ist jedoch eine einmalige Möglichkeit, Vögel aus nächster Nähe zu beobachten, vor allem für Kinder oder körperlich eingeschränkte Menschen. Daher kann die Winterfütterung vor allem bei Menschen in der Stadt für wichtige Naturerlebnisse sorgen und Artenkenntnis vermitteln.
Dabei sollte jedoch unbedingt auf das richtige Futter (Körner- oder Weichfutter) und die Hygiene am Futterplatz geachtet werden.
Beeren für hungrige Zugvögel
Verschiedene Sträucher können Vögeln jedoch ebenfalls – wenn nicht besser – ein üppiges Nahrungsangebot im Winter bieten. Besonders beliebt bei Vögeln sind Sträucher mit reichem Fruchtansatz wie der Gewöhnliche Schneeball oder Weißdorn, denn Beeren sind auch ein wichtiger Wasserlieferant im Winter.
Auch das bunte Pfaffenhütchen ist nicht nur ein Farbtupfer an grauen Wintertagen, sondern bietet Vögeln schmackhafte Früchte. Nicht umsonst wird es auch „Rotkehlchenbrot“ genannt! Manche Vertreter, wie der Strauch-Efeu – die Altersform der bekannten Kletterpflanze –, trägt sogar bis ins Frühjahr hinein Früchte und ist somit essenziell für hungrige Zugvögel wie die Mönchsgrasmücke.
Neben bunten Beeren und Früchten sind Sträucher für Meisen, Rotkehlchen und Co. wichtiger Rückzugsort und Schlafplatz – und das nicht nur im Winter. Dornige Sträucher bieten zudem Schutz gegen Hauskatzen oder andere Prädatoren. Um die Berliner*innen für die hohe ökologische Bedeutung von Sträuchern zu sensibilisieren, haben wir im Frühjahr die Kampagne “Natürlich Strauch!” gestartet, in deren Rahmen bereits fast 1.500 Gehölze gepflanzt wurden.
Kommende NABU-Termine zum Thema Wintervögel
- Wasservogelzählung am Tegeler See, 17. Dezember 2022, 9-13 Uhr, Anmeldung: agflughafensee@nabu-berlin.de
- Bundesweite Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“, 6.-8. Januar 2023
- Wintervogelwelt im Großen Tiergarten mit Derk Ehlert, 8. Januar 2023, 10.30-12 Uhr, Anmeldung: lvberlin@nabu-berlin.de
- Vogelbeobachtung am Tempelhofer Feld, 10. Januar 2023, 8.30-9.30 Uhr, Anmeldung: lvberlin@nabu-berlin.de
- Berliner Wintervögel kennenlernen, Online, 17. Januar 2023, 18.30-20 Uhr, Anmeldung