Deutschlands heimlicher Wappenvogel vom Himmel gefallen
Der traumatisierte Rotmilan ist wieder fit!
Gefunden im hohen Gras
Am 13. Juli fand eine Parkbesucherin, die zur Vogelbeobachtung im Gelände unterwegs war, im hohen Gras des Schlossparks Charlottenburg einen regungslosen Rotmilan. Der offenbar sehr alte, traumatisierte Vogel ließ sich von der beherzten Vogelkennerin widerstandslos aufnehmen und in die Kleintierklinik der Freien Universität bringen. Von dort gelangte er nach der Erstversorgung zur Pflege in die Wildvogelstation des NABU Berlin.
Die Wildvogelstation konnte den Rotmilan mittlerweile wieder aufpäppeln, so dass er am Wochenende bei schönem Wetter endlich wieder in die Freiheit entlassen werden konnte. Mit kräftigen Schwingen hat er sich in den Himmel geschraubt und ist davon geflogen. Wir danken den Paten und Spendern für die finanzielle Unterstützung!
Ausnahmealter
Der Ring am Bein bewies, dass unser Pflegling schon einmal Kontakt zu Menschen hatte: Ein Anruf in der Vogelwarte Hiddensee ergab dann, dass der Rotmilan im Jahr 2002 zusammen mit zwei Geschwistern als Nestling in der Nähe von Ketzin im Havelland in Brandenburg beringt wurde. „15 Jahre ist für einen in Freiheit lebenden Rotmilan ein fast schon biblisches Alter, nur ein geringer Teil der Tiere überlebt so lange,“ erläutert André Hallau, Leiter der NABU-Wildvogelstation. Da der Greifvogel keine schwerwiegenden Verletzungen hatte, liegt die Vermutung liegt nahe, dass er auf der Jagd war und durch eine Kollision zu Boden ging.
Die Mitarbeiter der NABU-Wildvogelstation nahmen den Rotmilan am 17. Juli aus der Kleintierklinik der Freien Universität in ihre Obhut. Bis voraussichtlich Ende der Woche wird er zur Pflege in einer Zimmervoliere gehalten. In dieser stressarmen Umgebung bleibt er, bis er wieder normal frisst und zu Kräften gekommen ist. Das Eingangsgewicht von 880 Gramm deutet darauf hin, dass es sich um einen männlichen Vogel handelt.
Wissenswertes
In Berlin gilt der Rotmilan als ausgestorben. Daher war die Überraschung in der Wildvogelstation über den Fund im Schloßpark Charlottenburg groß. Rotmilane sind überwiegend Europäer, nur im Westen Nordafrikas gibt es einige wenige Brutpaare. Im Februar und März kehren die meisten von Ihnen aus den Winterquartieren im Mittelmeerraum zurück nach Deutschland, Frankreich, Polen und bis nach Weißrussland.
Insgesamt gibt es etwa 19.000 bis 25.000 Brutpaare. Über die Hälfte von Ihnen, etwa 10.000 bis 14.000 Paare, brüten in Deutschland, davon etwa 2/3 in Ostdeutschland.
Damit pflanzt sich über die Hälfte des Weltbestands in Deutschland fort. Wir tragen deshalb eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art. Trotz seines großen Vorkommens in Deutschland gilt der Rotmilan besonders durch die Intensivierung der Landwirtschaft als gefährdet, hier vor allem durch die vermehrte Anwendung von Pestiziden und dem zunehmenden Verlust seiner Nahrungsgrundlage.
Die Pflege und Wiederauswilderung des Rotmilans kostet voraussichtlich 400 Euro. Bitte unterstützen Sie uns, damit wir den hochbetagten Greifvogel nach seiner Genesung wieder in die Freiheit entlassen können: berlin.nabu.de/spenden-und-mitmachen
Sollten mehr als 400 Euro Spenden eingehen, werden wir diese für die Pflege anderer verletzter Vögel in der Wildvogelstation einsetzen.
Pressefotos senden wir Ihnen auf Nachfrage gerne zu.