Neues Zuhause für verwaiste Mauersegler
Hausverwaltungen und Vermieter*innen können helfen
Mauersegler Kehren im Frühling aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück und läuten mit ihren charakteristischen Rufen den Sommer ein. Fast ihr ganzes Leben verbringen diese charakteristischen, äußerst standorttreuen Sommerboten in der Luft – sie jagen Insekten, schlafen und paaren sich sogar im Flug. Mit 20.000 Brutpaaren weist Berlin die höchste Mauerseglerdichte in ganz Deutschland auf – und trägt damit auch eine große Verantwortung für die Erhaltung der Art. Unser neues Projekt soll verwaisten jungen Mauerseglern helfen.
Jungvögel leiden unter Hitze
Denn den Vögeln mach die zunehmenden Hitzeperioden im Sommer zu schaffen: Ihre Nistplätze in Nischen und Hohlräumen unter den Dächern der Stadt heizen sich so stark auf, dass die Jungvögel vorzeitig aus dem Nest springen. Doch die noch nicht flugfähigen Küken haben ohne elterliche Versorgung keine Überlebenschance. Jedes Jahr erreichen unsere Wildvogelstation Hunderte Anrufe besorgter Berliner*innen, die verwaiste Mauersegler-Küken gefunden haben. Leider sind die Hilfsmöglichkeiten bislang sehr begrenzt. Junge Mauersegler von Hand aufzuziehen ist schwierig und erfordert sehr viel Zeit, denn die Jungvögel müssen stündlich gefüttert werden. Ohnehin stellt die Handaufzucht von Jungvögeln eine absolute Notlösung dar, da der Mensch nie in vollem Maße eine natürliche Aufzucht durch die Elternvögeln kompensieren kann. Weil die Zahl hilfsbedürftiger Mausersegler immer weiter steigt, gelangen die Mitarbeiter*innen der NABU Wildvogelstation zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen.
Pilotprojekt zur Vogel-Adoption
Eine bessere Lösung ist das Adoptionsverfahren, bei dem Jungvögel in andere, intakte Mauersegler-Bruten eingesetzt werden. Wenn die Größe der Brut und das Alter der Jungtiere passen, akzeptieren die Eltern die fremden Küken in der Regel problemlos. Allerdings sind die meisten Mauersegler-Nester für Helfer*innen nicht zugänglich.
In einem Pilotprojekt haben wir deshalb zusammen mit der bbg Berliner Baugenossenschaft insgesamt 14 speziell für das Adoptionsverfahren entworfene Brutkästen in einem Dachstuhl einer Wohnanlage in Berlin-Mitte installiert. Diese Kästen sind vom Hausinneren zugänglich und nach innen aufklappbar, so dass sich verwaiste Jungvögel leicht einsetzen lassen. Als erste Berliner Initiative dieser Art soll die Kooperation dem Team der Wildvogelstation in den kommenden Jahren ermöglichen, verwaiste Mauersegler-Jungvögel naturnah unterzubringen.
Mithilfe gefragt
Wir möchten das Netzwerk an Adoptionsniststätten in Zusammenarbeit mit weiteren Hausverwaltungen in den kommenden Jahren erweitern.
Dafür suchen wir Gebäude in ganz Berlin, die sich für die Anbringung der Kästen eignen – etwa Gebäude mit Drempelfenstern in begehbaren Dachstühlen oder an anderen hochgelegenden Stellen, die für Mitarbeiter*innen der Wildvogelstation zugänglich sind.
Folgende Kriterien sollten dabei für die Anbringung der Adoptionsnistkästen erfüllt sein:
- Mindesthöhe von 6-7 m, freier Luftraum ohne Bäume von 4 m vor/unter den Anbringungsstellen
- Möglichkeit für mindestens 4 Kästen an einem Standort
- Zugang zu den Kästen von innen
- Ausrichtung nach Nord-West bis Süd-Ost.
- Ausnahme: Anbringung im Schatten oder Gebäudeinneren (mit Einflugloch außen und Kasten innen) möglich, dann auch nach Süden und Westen.
- Idealerweise: Regelmäßige Beobachtungen von Mauerseglern in Ihrem Viertel
Wie können Sie aktiv werden?
Wenn Sie Möglichkeiten für die Anbringung von Adoptionsniststätten für Mauersegler sehen und das Projekt unterstützen wollen, kontaktieren Sie uns gern!
Bitte schicken Sie eine E-Mail an Marc Engler (Stationsleitung der NABU Wildvogelstation) mit Ihren Kontaktdaten, der Adresse der Gebäude, Anzahl möglicher Kästen, Beschreibung des Zugangs sowie Fotos der Anbringungsmöglichkeiten. Wir werden uns dann mit Ihnen für weitere Absprachen und ggfs. Einer Vor-Ort-Besichtigung in Verbindung setzen. Aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens in den Frühlings- und Sommermonaten kann es sein, dass dies erst zum Herbst hin passiert.
Wir freuen uns, dass wir den Grundstein dafür gelegt haben, Mauerseglerküken das Leben retten zu können und hoffen, dass sich viele weitere Berliner Hausverwaltungen, Vermieter*innen oder Eigentümer*innen finden, die bei dem Adoptionsprogramm mitmachen wollen und geeignete Gebäude für die Installation von Adoptionsniststätten zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir diesen tollen Vögeln helfen und tragen daher die entstehenden Kosten für Bau und Installation der Kästen selbst. Wir finden: Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!