Hin und weg
Auf Kranichexkursion mit dem NABU Berlin
Linum, 23.10.2019. Die Sonne strahlt an diesem Nachmittag im Oktober, zur Freude der rund 30 Teilnehmer*innen der Busexkursion zum abendlichen Kranicheinflug nach Linum. Alle finden sich pünktlich an der NABU Landesgeschäftsstelle in Pankow ein und gemeinsam mit unserer Exkursionsleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh beginnt die Reise. Bereits während der Fahrt bekommen wir einige spannende Informationen über Kraniche und den herbstlichen Vogelzug in die Überwinterungsgebiete. Schon entlang der Autobahn und Landstraßen können wir größere Kranichtrupps auf den gemähten Feldern beobachten.
Der erste Halt findet am Rand einer kleinen Landstraße an den Äsungsflächen statt, von wo aus wir in sicherer Entfernung die ersten genaueren Blicke auf diese stattlichen Vögel werfen können. Sie stehen nun etwas weiter entfernt als in den letzten Wochen und es sind auch weniger Exemplare zu sehen. Bei einer Rekordzahl von rund 70 044 Kranichen in dieser Woche in Linum aber kein Wunder: Irgendwann ist die Verfügbarkeit von Ernterückständen wie Maiskörnern auf den Feldern im nahen Umkreis der Schlafplätze so weit reduziert, dass die Vögel ihre Nahrungsaufnahme in die umliegenden Gegenden ausweiten. Bevor sie ihren Zug in Richtung Frankreich und Spanien fortsetzen, nutzen sie das breite Nahrungsangebot im Linumer Umland. Mais ist bei Kranichen während der Zugzeit besonders beliebt, da diese kohlenhydratreiche Nahrung ein guter Energielieferant ist.
Nun geht es weiter zur Storchenschmiede Linum, dem Naturschutzzentrum des NABU Berlin. Im Frühling und Sommer gibt es hier unter anderem brütende Störche zu bewundern. Um diese Jahreszeit sind die allerdings schon in Richtung Süden abgeflogen und der Fokus liegt ganz auf den großen Vögeln des Glücks, wie man sie auch nennt, den Kranichen.
Nach einer kurzen Kaffeepause im Ausstellungsraum machen wir uns auf den Weg in Richtung des Vorsammelplatzes. Dort treffen zum Sonnenuntergang die Kranichtrupps aus der Umgebung ein, um anschließend gemeinsam zu ihren Schlafplätzen für die Nacht im Linumer Teichgebiet zu fliegen.
Wir werden nicht enttäuscht. Bei dem Spaziergang zum Vorsammelplatz halten wir hin und wieder an, um Mirjams Ausführungen zur Kranichbiologie, ihrem Sozial- und Zugverhalten zu lauschen. Begleitet wird sie dabei von dem trompetenden Rufen der ersten einfliegenden Kranichtrupps. Auch verschiedene Gänse können wir in großer Anzahl beobachten, vor allem Saat-, Grau- und Blässgänse, die sich unter die Kraniche am Sammelplatz mischen.
Etwa eine Viertelstunde vor Sonnenuntergang haben wir unser Ziel erreicht, von dem aus wir durch Fernglas und Spektiv wunderbar die landenden Trupps beobachten können, ohne sie zu stören. Immer wieder ziehen neue Formationen über unsere Köpfe hinweg, unter lautem Rufen finden sich die Vögel so nach und nach an ihrem Sammelplatz zusammen. Schließlich ist es fast ganz dunkel und glücklich und zufrieden machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Bus, der uns wieder nach Berlin bringen soll. Was für eine tolle Erfahrung, unsere Exkursion zu den Kranichen nach Linum.
Text: Rosanna Mersmann