Habicht-Teenager erlitt Scheibenanflug
Pflegling mit Flügelbruch in der NABU-Wildvogelstation
Junge Erwachsene sind oft unerfahren, übermütig und mit einem speziellen Temperament ausgestattet. Dass sich der junge Habicht, der am 21. August von der Flughafenfeuerwehr Schönefeld gefunden wurde, ebenso flegelhaft verhielt, ist eher unwahrscheinlich. „Wir vermuten, dass der Habicht ein typisches Anflugtrauma an einer großen Fensterscheibe erlitten hat“, sagt André Hallau, Leiter der NABU-Wildvogelstation. Mit „nur“ einem Flügelbruch ist er noch einmal dem Tod entkommen.
Lernzeitraum voller Gefahren
Der junge Habicht war bei seinem Fund mit nur 645 Gramm Körpergewicht stark untergewichtig. Die medizinische Untersuchung in der Kleintierklinik ergab eine Flügelfraktur auf der linken Seite. Weitere schwere Verletzungen konnten ausgeschlossen werden. Sein Ernährungszustand belegt jedoch, dass sein Jagderfolg schon längere Zeit gering war. „Das Tier ist gegen Ende der Bettelflugphase verunglückt“, urteilt André Hallau von der Wildvogelstation. Der Teenager war gerade dabei, verschiedene Verhaltensweise wie Beutefang, Feinderkennung und Fluchtverhalten zu entwickeln. Dieser Lernzeitraum ist oft voller Gefahren, wie der Scheibenanflug belegt.
Vorsicht Glas!
Besonders häufig sind Verletzungen und Traumata durch Scheibenanflug. Dabei entkräften die Tiere oft durch Nahrungsmangel. So ist der Scheibenanflug die Haupttodesursache bei jungen Greifvögeln, wie eine Erhebung in Berlin durch NABU-Experte Rainer Altenkamp belegt. Gerade unerfahrene Jungtiere erkennen in großen Fenstern und verspiegelten Gebäudefronten kein Hindernis. Auch Wartehäuschen an Bushaltestellen können so beim rasanten Jagdflug zur Todesfalle werden.
Hintergrund
Heute brüten Habichte in Berlin nicht nur in den Forsten, sondern auch in allen größeren und vielen kleinen Parks bis in die Innenstadt und regelmäßig selbst in größeren Hinterhöfen. Jeder Berliner, der sich für Greifvögel interessiert, wird in Berlin schon Habichte gesehen haben und das häufig in geringer Entfernung vom eigenen Balkon oder Garten aus, denn sie zeigen gegenüber Menschen kaum noch Fluchtverhalten. Der Berliner Bestand beläuft sich auf rund 100 Brutpaare.
Abflug erwartet
Mit seinen Verletzungen scheint der junge Habicht dennoch gut zurecht zu kommen. Der Halbstarke hat einen guten Appetit. In den nächsten Tagen wird der Verband abgenommen und die Prognose, ihn gut trainiert wieder in die Freiheit zu entlassen, steht gut.
Helfen Sie mit, indem Sie Pate für diesen Habicht werden! Die Pflege und Wiederauswilderung von solch anspruchsvollen Patienten beläuft sich auf mindestens 300 Euro.
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