20. März ist Weltspatzentag
Ein eigener Tag für den Spatz
Sind die Berliner Naturschützer nun größenwahnsinnig geworden und haben dem Haussperling, gemeinhin als Spatz bekannt, einen eigenen Tag verpasst? Was zunächst wie eine neue Episode aus dem Buch der skurrilen Geschichten Berlins klingt, ist vielleicht ungewöhnlich, aber garantiert nicht größenwahnsinnig, denn den Spatzentag am 20. März gibt es weltweit bereits seit 2010. Die Idee dazu stammt aus Indien und natürlich macht der Berliner Spatz als echter Kosmopolit mit, wenn es seinetwegen eine kleine, aber internationale Sause gibt.
Die Initiative für den Weltspatzentag geht auf die „Nature Forever Society“ in Indien zurück. Weltweit haben sich bereits eine ganze Reihe von Organisationen angeschlossen, darunter auch die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) in England.
Ein Tag für den Haussperling
Bei jeder Vogelzählung in Berlin wird immer wieder festgestellt, dass Berlin den Beinamen „Hauptstadt der Spatzen“ zu Recht trägt. Haussperlinge profitieren von offenen Flächen auf denen sie Nahrung finden, genauso wie von jeder Pommes-Bude in der Innenstadt. Nistplätze finden sie in Gebäudenischen oder in eigens für an Gebäuden brütenden Vögeln eingerichteten Nistmöglichkeiten.
Also alles O.K.?
Nicht unbedingt. Der NABU Berlin möchte anlässlich des dafür sensibilisieren, dass auch häufige Arten ein wichtiger Teil der Biodiversität sind und dass auch sie in ihren Beständen zurückgehen. „Problematisch ist zum einen die Sanierung von Gebäudefassaden, zum anderen aber auch der Wohnungsneubau, der mit Flächenverdichtung und –verlusten einhergeht“, erläutert Anja Sorges, Geschäftsführerin und Pressereferentin vom NABU Landesverband Berlin. Wo Brutraum an Gebäuden fehlt oder die Sperlinge kein Nistmaterial mehr auf den großen Freiflächen finden oder ihre natürliche Nahrung aus Grassamen und Insekten knapp wird, fühlt sich auch der robusteste Haussperling auf Dauer nicht wohl.
Was tun?
Zum einen: jeder kann persönlich ganz leicht helfen. Es ist ganz einfach, Pflanzen auszusähen, die viele Insekten anziehen. Man kann auch Nistkästen für Spatzen kaufen oder selbst bauen und anbringen. Der NABU Berlin hält Tipps für den Nistkastenbau und die richtige Anbringung bereit. Bauherren werden aufgefordert bei anstehenden Sanierungen dringend für den Ersatz von dabei verloren gegangenen Niststätten zu sorgen. „Das Gesetz ist denkbar einfach und leicht zu merken“, erläutert Sorges. „Wer Niststätten z.B. bei einer Gebäudesanierung beseitigen muss, braucht dafür eine Genehmigung und muss für Ersatz sorgen. Bevor man empfindliche Strafen riskiert, sollte man sich im Zweifelsfall an die zuständigen Naturschutzbehörden wenden, die Listen über versierte Gutachter führen. Weitere Infos hält der NABU Berlin auch unter berlin.nabu.de/stadt-und-natur/lebensraum-haus/ bereit.“ Wenn viele Naturliebhaber und Bauherren helfen Arten zu erhalten, wird auch der Haussperling weiterhin Namenspate für die Hauptstadt bleiben.
Und im Großen wird der NABU Berlin nicht müde, zu einem gesunden Miteinander von Mensch und Natur in der Berliner Stadtentwicklung zu mahnen und die schlimmsten Auswüchse zu verhindern. „Was bringt mir als Einwohner der tollste Wohnungsneubau, wenn ich im grauen, leblos-sterilen Einerlei einer Boomtown leben muss?“ fragt Sorges mehr rhetorisch. Schließlich will Berlin ja auch weiterhin Werbung mit seinem grünen Image machen von dem nicht nur Einwohner, sondern auch Tiere und Pflanzen profitieren.
Wer sich über die Berliner Vogelwelt informieren möchte, hat bei den Exkursionen der Berliner NABU-Gruppen dazu die Gelegenheit, etwa im Großen Tiergarten, in Reinickendorf und in anderen grünen Ecken Berlins.