Vierbeinige Landschaftspfleger in Aktion
Schafe und Rinder pflegen den Biesenhorster Sand
Entlang der östlichen Grenze vom Berliner Bezirk Lichtenberg erstreckt sich zwischen der U-Bahnlinie U5 im Norden und der Wuhlheide im Süden eine ca. 108 Hektar große innerstädtische Brachfläche – der Biesenhorster Sand. Von Birkenwald und Acker über Flugplatz und Militärgelände bis hin zum Rangierbahnhof hat das Gebiet eine wechselvolle Geschichte erlebt, die sich noch heute durch verschiedenste Hinterlassenschaften auf dem Gelände wiederspiegelt, auf der sich aber auch viele wertvolle gefährdete und geschützte Biotope entwickelt sowie Tier- und Pflanzenarten angesiedelt haben.
Der kleinere, Lichtenberger Teil des Biesenhorster Sandes ist 2008 dem NABU Berlin zur Pflege wertvoller Flächen übertragen worden. Langfristiges Ziel von Bezirk Lichtenberg und Naturschutzverband ist es, den Biesenhorster Sand teils als Naturschutz- und teils als Landschaftsschutzgebiet zu sichern. Derzeit befindet sich auf dem Gelände ein Mosaik verschiedenster Lebensräume. Neben Halbtrocken-, Trockenrasen und Sandoffenflächen, prägen Vorwälder, Baumgruppen und Hochstauden das Bild.
Gemeinsames Konzept von Bezirk Lichtenberg und NABU Berlin
Durch die zunehmende Verbuschung und damit Verschattung der Offenlandbereiche besteht aber die Gefahr, diese interessanten und wertvollen Vegetationsstandorte zu verlieren. Ziel ist es, die vorhandenen offenen, schotterrasigen Trockenstandorte nachhaltig zu erhalten und für den Naturschutz weiterzuentwickeln. Dabei soll die Fläche auch der Öffentlichkeit zugänglich und die Natur erlebbar gemacht werden. Das Konzept wurde gemeinsam von Bezirksamt Lichtenberg und NABU Berlin entwickelt und abgestimmt.
Alternativen dringend gesucht – und gefunden
Als Landschaftspfleger kommen Schafe und Rinder zum Einsatz. Für sie werden zurzeit Koppeln abgesteckt, die durch Weide- bzw. Wildschutzzäune begrenzt werden. Die Zäune sind rund 1,20 Meter hoch und bestehen aus einem Drahtgeflecht sowie stabilen, robusten Eichenpfählen.
Um die Koppeln werden Wanderwege geführt, um ein Naturerlebnis zu ermöglichen. Es handelt sich dabei nur um einen einfachen Wegebau mittels einer einfachen Planierung, der in einzelnen Bereichen mit Natursteinschotter befestigt wird. Eine Versiegelung findet nicht statt. Die Wegeführung durch das zum Teil wellige Gelände, die Verwendung von unauffälligem Drahtgeflecht und von Holzpfosten dienen dazu, die Weidekoppeln so behutsam wie möglich in die Landschaft einzubinden. Durch die moderate Zaunhöhe und das optisch zurückhaltende Drahtgeflecht ist das Gelände immer gut einzusehen und stellt somit keinen Fremdkörper dar.
Schafe und Rinder als vierbeinige Landschaftspfleger
Auf dem Gelände wurde bislang viel von (ehrenamtlicher) Hand gearbeitet. Auch wurde bereits eine Mahd erfolgreich durchgeführt. Allerdings ist diese Bewirtschaftungsform im Fall des Biesenhorster Sandes aufgrund seiner Größe, seiner Inhomogenität und der Kleinteiligkeit der Flächen nicht immer durchzuhalten. Aus diesem Grund wurde in Abstimmung zwischen NABU Berlin, Bezirksamt Lichtenberg und dem Vorhabenträger der Maßnahme WPK Grundstücksentwicklungsgesellschaft beschlossen, die Flächen weitgehend durch Tiere extensiv beweiden zu lassen. Es wird dabei auf eine extensive Dauerbeweidungsform mit Schafen und Rindern gesetzt.
Erfahrene Schäfer werden die Tiere halten, betreuen und täglich die Zäune kontrollieren. Die Bewirtschaftung erfolgt unter einschlägig festgelegten Kriterien der ökologischen Tierhaltung, dazu gehört auch die regelmäßige tierärztliche Kontrolle.
Projektstart jetzt
Der Zaun- und Wegebau erfolgt seit dem 02. März 2015, so dass das Projekt bald auf dem kleineren Teil des Biesenhorster Sands in der nördlichen Hälfte starten kann. Die Beweidung mit Schafen und Rindern ist zunächst bis 2020 geplant. Ziel soll es aber sein langfristig und damit nachhaltig die Fläche auf diese Weise zu bewirtschaften. Bei erfolgreicher Umsetzung des Projektes kann ein repräsentatives Vorbild für zukünftige Projekte zum Thema „Innerstädtische Beweidung, Naturschutz, Erholung“ geschaffen werden.
Finanziert wird das Projekt bis 2020 aus Ausgleichszahlungen, die im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages durch den Bau der Gartenstadt Karlshorst vom Vorhabenträger an das Bezirksamt Lichtenberg zu leisten sind.