Das abgeschlossene Projekt der Kleingruppe „Bienenweide“ der NABU-Bezirksgruppe Steglitz-Zehlendorf
Blüchtenpracht für Biene, Schmetterling und Co.
Im Spätsommer 2016 haben wir, das sind eine Handvoll Mitstreiterinnen und Mitstreiter der NABU-Bezirksgruppe Steglitz-Zehlendorf, uns zusammengetan, um etwas für Insekten tun. Der Anstoß kam vom Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“. In Kooperation mit dem Imkerverein Lichtenrade entstand so Jahr für Jahr auf dessen Lehrbienenstand im Freizeitpark Marienfelde eine 80 Quadratmeter große, bestäuberfreundliche Fläche. Ziel des Projekts war es, ein nektar- und pollenreiches Blühangebot über die gesamte Vegetationsperiode hindurch zu schaffen. Und das mit einigem Erfolg wie sich später herausstellte.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei unserem NABU-Aktiven Erwin Biller bedanken, ohne dessen ständige Unterstützung und großes Interesse für das Thema dieses Projekt so hätte nicht stattfinden können: herzlichen Dank!
Der Hintergrund – Honigbiene, Wildbienen und viele mehr
Für viele gilt die Honigbiene (Apis mellifera) als wahrscheinlich bekanntestes Insekt, weil sie uns Menschen Honig liefert. Die Honigbiene ist deshalb ein wahrer Sympathieträger in der Klasse der Insekten – von denen es allein in Deutschland und Mitteleuropa ca. 40.000 Arten gibt - und tatsächlich ein nicht unwesentlicher Bestäuber in unserer Kulturlandschaft. Neben der Honigbiene gibt es in Deutschland – je nachdem welcher Quelle man folgt – zwischen 560 und 580 Wildbienenarten. Darunter andere Sympathieträger wie die pelzigen Hummeln. Letztere, wie auch die Honigbiene, alle weiteren Wildbienenarten, aber auch Wespen, Hornissen und auch die Ameisen gehören zur Ordnung der sogenannten Hautflügler (Hymenoptera).
Der Honigbiene geht es vergleichsweise gut, zumindest so lange, wie sich Menschen der Imkerei widmen. Sorgen bereiten den Akteuren des Naturschutzes hingegen die Entwicklung der Wildbienenarten. So taucht fast die Hälfte aller Arten auf der Roten Liste in unterschiedlichen Gefährdungskategorien auf (weitere Infos hier und hier). Für Berlins 317 nachgewiesene Arten gilt fast das gleiche (weitere Infos hier). Anlass genug für die NABU-Bezirksgruppe Steglitz-Zehlendorf, etwas für unsere heimischen Bestäuber zu tun.
Die Entstehungsgeschichte – Wie sind wir vorgegangen?
Inspiriert vom Wettbewerb Wir tun was für Bienen und der Initiative Deutschland summt! fanden sich im Spätsommer 2016 eine Handvoll NABU-Aktive zur Kleingruppe Bienenweide zusammen. Der Fokus war allerdings von Anfang an nicht nur auf die Honigbiene gerichtet. Stattdessen haben wir alle blütenbesuchenden Insekten im Blick gehabt. Eine Fläche war dann auch recht schnell gefunden: Im Freizeitpark Marienfelde betreibt der Imkerverein Lichtenrade einen Lehrbienenstand.
In Kooperation mit diesem haben wir auf rund 80 Quadratmetern im Herbst 2016 neben mehreren hundert Tulpen auch Zierlauch und rund 1500 Krokusse in den Boden gebracht, damit die lokale Insektenwelt zum Start in den Frühling 2017 ein reichhaltiges Nektar- und Pollenangebot vorfindet. Nachdem uns das gelungen ist, sind wir – parallel zum Wettbewerb – in die zweite Etappe gestartet, um für ein umfangreiches Blühangebot im Sommer zu sorgen (zum Beispiel mit Lavendel, Kugeldistel und Katzenminze). Mit der dritten Etappe haben wir abschließend dann auch das Angebot in den Herbst hinein verlängert (zum Beispiel mit Herbstanemone, Stockrose und Malve) weil gerade in dieser Zeit ein Mangel an Nektar und Pollen herrscht, aber noch viele Wildbienenarten und viele andere Insekten unterwegs sind.
Ziel war es, die Fläche anschließend nur noch so pflegen zu müssen, dass die Fläche in den Folgejahren von „unerwünschtem Begleitgrün“ befreit wird. So haben wir beispielsweise nie sämtliche Brombeersträucher oder gar alle Brennnesseln entfernt, weil gerade letztere eine überaus wichtige Nahrungsquelle für Tagpfauenauge, Admiral, Kleiner Fuchs und weitere Falterarten darstellt. Klar war aber auch, dass unsere ausgebrachten Frühblüher, Stauden sowie ein- und zweijährige Wildblumen keine Chance gegen dessen zu starken Bewuchs haben würden. Der Mix macht es.
Die Fläche blüht auf – Mehrfachauszeichnungen durch die Initiative „Deutschland summt!“
Wie eingangs bereits angedeutet, wurde die Fläche vom deutschlandweit stattfindenden Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ der Initiative „Deutschland summt!“ ausgezeichnet. Angetreten in der Kategorie Firmen-, Institutions- und Vereinsgärten wurden wir in der ersten Etappe, dem Herbstsummen 2016, mit dem 2. Platz, im Frühlingssummen 2017 erneut mit dem 2. Platz und im Sommersummen 2017 noch einmal mit dem 3. Platz ausgezeichnet. Für das Herbstsummen 2017 sind wir nicht mehr angetreten, weil unsere Fläche bereits vom Vorjahr gut bestückt gewesen ist. Vor allem die unzähligen Krokusse und auch das sich üppig ausbreitende Vergissmeinnicht erfreuten nicht nur die Gaumen der Insekten, sondern auch unsere Augen im Frühjahr dieses Jahres. Auch wenn unsere Bemühungen vorrangig den Insekten vor Ort galten, freuen wir uns, dass unser Engagement gewürdigt wurde.
Eine Auswahl an Pflanzen – Was blüht vor Ort?
Neben den bereits erwähnten Frühlingsblühern bringt es die eigentlich überschaubare Fläche auf eine trotzdem sehr erfreulich hohe Anzahl an verschiedenen Blühangeboten – hinweg durch alle Jahreszeiten. So haben wir in diesem Jahr unser Engagement erweitert und haben damit begonnen, eine Vielzahl an Pflanzen zu beschriften (nach aktuellem Stand sind wir bei rund 30 Arten, darunter echte „Bienenweiden“ wie Garten- und Blutstorchschnabel, Dahlie, Purpurrote Taubnessel, Brombeere, Brennnessel, Wilde Karde, Lungenkraut, Beinwell, Kugeldistel, Knoblauchrauke, Lavendel und Wasserdost).
Uns war es wichtig, allen Besucherinnen und Besuchern des Lehrbienenstands einen Überblick zu verschaffen, was vor Ort wächst. Nicht vergessen werden darf, dass es sich beim Freizeitpark Marienfelde – und somit auch um das Gelände des Lehrbienenstands – um eine alte, mittlerweile renaturierte Berliner Mülldeponie handelt. Der Park umfasst nicht nur großflächige Wildblumenwiesen, gezielt angelegte Gewässer für Amphibien und ist Heimat für wildlebende Tiere wie Fuchs, Rehwild oder Fasan, dort befindet sich auch Südberlins höchster Aussichtspunkt, die Marienfelder Höhe mit 80 Metern über Normalnull. Hierbei handelt es sich schlicht um den höchsten Punkt des ehemaligen „Müllbergs“, von dem aus ein herrlich weitreichender Blick über Berlin und bis nach Brandenburg hinein möglich ist. Weitere Infos hier und hier.
Der Lehrbienenstand hat von April bis Oktober jeden Sonntag für interessierte Besucherinnen und Besucher von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Schauen Sie gerne vorbei, besichtigen Sie die Bienenweide und lassen sich von den anwesenden Imkerinnen und Imkern über deren Arbeit berichten. Hier finden Sie alle Infos.
Alexander Gürtler