Der Turmfalke
Falco tinnunculus
Mitarbeiter*innen unserer AG Greifvogelschutz untersuchen seit Mitte der 80er Jahre verschiedene Fragen zu Vorkommen und Lebensweise von Turmfalken im Rahmen des Forschungsprojektes "Monitoring für Greifvögel und Eulen Europas" der Martin-Luther Universität in Halle. Der ehemals Westberliner Teil der Untersuchungsfläche umfasst 480 Quadratkilometer; eine weitere Fläche von 10 Quadratkilometern Größe gibt es in Marzahn. Genau genommen gehören die Vögel allerdings nicht zu den Greifvögeln, sondern sind den Falkenartigen untergeordnet.
Berliner Turmfalken im Forschungsvisier
Der Turmfalke brütet in Berlin bevorzugt an Gebäuden wie Kirchtürmen oder Hochhäusern; nach Schätzungen der Berliner Ornithologen sind es regelmäßig zwischen 180 und 240 Paare.
Turmfalken kommen in der ganzen Stadt vor, besonders in den stark bebauten Stadtteilen ist die Besiedlungsdichte hoch. Dort, wo die dichte Bebauung die Jagd auf Bodentiere erschwert, ernährt sich der Turmfalke hauptsächlich von Kleinvögeln, beispielsweise Spatzen. Beliebt bei Turmfalken sind zudem Hochhaussiedlungen wie Marzahn, wo allein 25 Paare alljährlich ihre Brutplätze unter den Dächern der Plattenbauten beziehen.
Bekannte ebenso wie potentielle Brutreviere, aktuell und ehemals belegte Nistkästen und Brutplätze werden durch die Bearbeiter im Rahmen des Monitoringprogramms regelmäßig, insbesondere aber zur Brutzeit kontrolliert. Die Jungvögel werden beringt und eventuell vorhandene Ringe bei Altvögeln abgelesen; neben anderen Parametern wird der Zustand der Brutplätze, etwa mögliche Gefährdung durch Gebäudesanierung, erfasst. Weit mehr als die Hälfte der brütenden Turmfalken stammt aus Berlin und wurde hier von uns beringt.
Die im Zuge der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse sind Grundlage eines Artenhilfsprogrammes für Berliner Turmfalken. Im Jahr 2006 waren im Stadtgebiet 320 Nistkästen installiert, die gerne angenommen werden: Mehr als 70 Prozent der Berliner Turmfalkenpaare bezieht inzwischen die von Menschenhand bereit gestellten Kinderstuben!
Prominente Gebäude, wie die Rathäuser von Schöneberg, Pankow, Neukölln und Charlottenburg und die Parkklinik Weißensee sind mit Nistkästen versehen, und auch Vattenfall zeigt sich dem Artenschutz aufgeschlossen: Nistkästen für Turmfalken am Kraftwerk Steglitz oder an Hochspannungsmasten in Pankow oder Marzahn zeugen davon.
Die konsequente Forschungstätigkeit der AG Turmfalken im Naturschutzbund, begleitet von Öffentlichkeitsarbeit und umfangreichen Hilfsmaßnahmen, hatte großen Erfolg: Seit Anfang der 80er Jahre hat der Bestand der Turmfalken in Berlin um 40 Prozent zugenommen!