Tödliche Hetzjagd am Flughafensee Tegel
NABU sucht Zeugen für Angriff auf Schafe
Zwei weitere Tiere waren in Zaun und Gebüsch verheddert. Bereits Anfang Juni wurden Schafe auf dem Biesenhorster Sand in Berlin-Lichtenberg durch Hunde verletzt und mussten in die Tierklinik gebracht werden. Der NABU Berlin sucht Zeugen, die zur Aufklärung des Geschehens beitragen können.
Am 15. Juli fand Rick Satorius, FÖJler des NABU Berlin im Vogelschutzreservat, vier tote Schafe im Flughafensee. Alle hatten Bisswunden an Hals und Flanken, der Hinterleib eines der Tiere war aufgerissen. „Hier hat sich ein Drama abgespielt“ beschreibt Björn Hagge, Schäfer und Eigentümer der Herde aus Heidschnucken und Guteschafen. „Gestern ging es allen Tieren noch gut. Die Verletzungen sind typische Hundebisse, offenbar sind die Tiere von einem oder mehreren Hunden gehetzt und angegriffen worden und dann in Panik ins Wasser gelaufen. Vermutlich haben sie hier einen Kreislaufschock erlitten.“
Gefahr durch frei laufende Hunde
Immer wieder werden Tiere aus den Herden des Schäfers durch frei laufende Hunde verletzt – entweder durch Bisse oder indirekt, indem sie gehetzt werden und sich auf der Flucht auf unebenem Gelände die Beine brechen oder stauchen. „Die meisten Hundebesitzer nehmen Rücksicht und ihre Hunde an die Leine, wenn Weidetiere in der Nähe sind. Einige lassen sie jedoch frei laufen. Viele von denen haben ihre Hunde aber nicht im Griff, wenn sie ihrem Jagdinstinkt nachgeben.“ Björn Hagge hat in dieser Weidesaison bereits sieben Schafe durch Hundeattacken am Flughafensee und auf dem Biesenhorster Sand verloren. Zwei verletzte Tiere mussten in der Tierklinik behandelt werden. Den Verlust von über 1.700,00 EURO muss Hagge selbst tragen, solange kein Täter ermittelt ist.
Aufruf an die Bevölkerung
Frank Sieste, der die Arbeiten des NABU Berlin im Flughafenreservat seit 15 Jahren organisiert, schließt vorsätzliches Handeln des verantwortlichen Hundehalters nicht aus: „Wir haben schon häufig Zäune flicken müssen, aber es hat noch nie jemand mit einem Bolzenschneider das Tor geöffnet und so zusätzlich das Risiko in Kauf genommen, dass die gesamte Herde entläuft und womöglich noch Straßenunfälle verursacht.“ Sieste bittet die Bevölkerung um Hinweise, falls jemand den Tathergang beobachtet haben sollte.
Schafe als Landschaftspfleger
Weidetiere werden in vielen Gebieten, u. a. auch in Naturschutzgebieten Berlins, oft mit finanzieller Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt oder der Bezirke als Landschaftspfleger eingesetzt. Durch sie sollen die Lebensräume mit ihrer häufig bemerkenswerten Pflanzen- und Tierwelt erhalten werden. Ohne Beweidung würde die natürliche Sukzession zu einem geschlossen Gehölzbestand führen, in Berlin häufig durch fremdländische Arten. Für andere Pflegemethoden, wie die Mahd, fehlen oft die finanziellen Mittel, so dass sich die Weidetiere als Landschaftspfleger bewährt haben. In Kombination mit der Arbeit der AG Flughafensee des NABU Berlin konnte sich das Vogelschutzreservat Flughafensee Tegel zu einem besonders wertvollen, artenreichen Gebiet entwickeln.