Die Fachgruppe Hymenopterenschutz (Hautflügler)
Die Fachgruppe Hymenopterenschutz stellt sich vor
- Was sind "Hymenopteren" ?
- Wissenswertes rund um Hummeln, Bienen, Wespen und Hornissen
- Häufige Konflikte und Lösungen
- Wer berät zu Problemen mit Hautflüglern und wann sollte man sich beraten lassen ?
- Ziele und Angebote der FG Hymenopterenschutz
- Projekte der FG Hymenopterenschutz
- Kontakt und Ansprechpartner
- Lesens- und Verlinkenswertes/Bezug von Hummel- und Hornissennisthilfen
Treffen:
Die AG Hymenopterenschutz trifft sich in unregelmäßigen Abständen und immer bei Gelegenheiten. Öffentliche Treffen oder Veranstaltungen finden Sie auf unserem Terminkalender auf der Startseite.
Leitung: Dr. Melanie von Orlow
Was sind Hymenopteren?
Die Gruppe der Hautflügler oder Hymenoptera beschreibt eine sehr große Gruppe von Insekten, die eine Reihe von Kennzeichen teilen. Zwei häutige Flügelpaare und eine Eilegeröhre der Weibchen sind einige typische Merkmale.
Die wohl landläufig bekanntesten Hautflügler sind die Ameisen (von denen nur noch die Königinnen und Männchen für kurze Zeit Flügel besitzen), die Bienen (zu denen auch die Hummeln zählen) und die Wespen (von denen die bis 4 cm lange Hornisse eine der größten Arten ist).
Bei vielen dieser Artengruppen ist die Eilegeröhre zu einem Stachel umgewandelt. Zudem bilden einige Arten Sozialstaaten, deren Nester sie vehement gegen Angreifer verteidigen, was ihnen beim Menschen einen eher schlechten Ruf eingebracht hat. Dabei erfüllen diese Arten wichtige und leider oft übersehene Aufgaben in der Natur - sei es in der Bestäubung oder in der natürlichen "Schädlingsbekämpfung".
Wissenswertes rund um Hummeln, Bienen, Wespen und Hornissen
Einzelkämpfer - solitäre Bienen und Wespen
Die meisten Bienen- und Wespenarten (einige hundert Arten) bilden keine Völker, doch diese Einzelkämpfer fallen selten auf und werden daher meist nicht als Problem betrachtet. Sie nisten häufig in selbstgegrabenen Löchern in der Erde, oder in bereits existierenden Bohr- und Fraßgängen in Gebäudemauern, Holzstämmen oder in Pflanzenstengeln. Gut besonnte, günstige Stellen führen manchmal zur regelrechten Koloniebildung, so daß mancher denkt, er habe hier ein Wespennest. Wer hier aber genau hinschaut kann erkennen, daß jedes Insekt ein eigenes Loch anfliegt. Dort trägt es Pollen (im Falle solitärer Bienen) oder gelähmte Insekten oder Spinnen (im Falle solitärer Wespen) ein. Nach der Verproviantierung und Eiablage werden die Löcher mit Lehm oder Harz verschlossen und das Insekt überläßt die Brut ihrem Schicksal. Meist schlüpfen die Söhne und Töchter erst im nächsten Jahr und verpaaren sich unmittelbar nach dem Schlupf. Während die Männchen danach absterben, beginnen die Weibchen mit der Verproviantierung ihrer eigenen Niströhre.
Die Weibchen dieser Arten haben einen Stachel, der aber in der Regel zu schwach ist um durch die menschliche Haut zu dringen. Zudem verteidigen die Tiere ihre Nester nicht; sie geben eher den Nistplatz auf und versuchen es an anderer Stelle erneut.
Gemeinsam statt einsam - soziale Bienen und Wespen
Die meisten Konflikte im dichtbesiedelten Berlin gibt es mit den sozialen Hautflüglern, also den staatenbildenden Wespen und Bienen. Bis auf die Honigbiene bilden die Hummeln und die sozialen Wespenarten sogenannte Sommerstaaten. Die Völker existieren also nur für wenige Monate zwischen Juni und Oktober und sterben danach restlos ab.
Ihr Zyklus beginnt mit dem Erwachen der überwinternden Königinnen im Frühjahr. Die zwischen März und Mai erscheinenden Königinnen machen sich dann auf Nistplatzsuche. Hummeln suchen in der Regel bodennah und besiedeln leere Mäusenester oder andere weich gepolsterte Hohlräume, z. B. in Komposthaufen oder Hausisolierungen. Nur eine Art besiedelt auch Vogelnester oder andere luftige Standorte.
Wespen (zu denen auch die Hornisse gehört) suchen nach trockenen, warmen Hohlräumen - Baumhöhlen, Vogelnistkästen, Rollladenkästen, Dachböden, Verschalungen und Schuppen sind typische Nistorte.
Während die Hummelkönigin ihre erste Wabe aus Wachs baut, bauen die Wespenköniginnen aus zerbissenem, eingespeicheltem Holz. Die Wespenwaben hängen als Platten mit den Zellöffnungen nach unten übereinander und werden durch eine Hülle geschützt. Die Hummelwaben bestehen dagegen aus senkrecht stehenden Töpfchen und werden durch die am Nistort vorgefundenen Isoliermaterialien (Federn, Wolle, Pflanzenfasern, Tierhaare, Gras) geschützt.
Wespennester erreichen beeindruckende Größen - Hornissennester können rund 60 bis 80 cm lang werden, doch die wahren Rekordhalter sind die Deutsche und Gemeine Wespe, deren Nester in Einzelfällen über einen Meter Länge erreichen.
Wespen- wie Hummelköniginnen beginnen zunächst mit der Anzucht von Arbeiterinnen, die dann die weiteren Arbeiten übernehmen. Die aus den Eiern der Königin schlüpfenden Larven werden mit Proteinen gefüttert - im Falle von Wespen mit erbeuteten Insekten, während Hummellarven Pollen erhalten. Je nach Art wächst so ein Volk von einigen Hundert (Hummeln) bis zu rund 10.000 Tieren (Gemeine und Deutsche Wespe) heran. Hornissenvölker erreichen meist nur wenige Hundert Tiere. Im Sommer werden dann Königinnen und Männchen herangezogen. Die Königinnen werden kräftig gefüttert, so dass sie nach dem Hochzeitsflug gleich an einem witterungsgeschützten Ort in Winterruhe gehen können. Die Männchen wie auch die alte Königin und alle Arbeiterinnen sterben allmählich mit der herbstlichen Witterung ab. Üblicherweise sind die Nester dann - je nach Art und Witterung - Anfang November ausgestorben. Sie werden im nächsten Jahr nicht wiederbesiedelt.
Übrigens sind auch nur die Deutsche und die Gemeine Wespe ungebete Tischgäste - alle anderen Wespenarten finden sich allenfalls am Fallobst, nicht aber zu Tische ein. Leider sind die Wespenarten nur schwer zu unterscheiden - nur die 3,5 bis 4 cm lange Hornisse mit ihren rötlichen Beinansätzen ist für den Laien schnell und sicher zu identifizieren. Wer ein Wespennest entdeckt, kann daran aber recht schnell erkennen, ob er sich um den Tischfrieden Sorgen machen muß: Graue, glatte Nester in konischer Form, mit einem oder zwei Eingängen an der Spitze und freihängend im Gebüsch oder an der Schuppendecke befestigt, sind meist Nester der unproblematischen Langkopfwespenarten. Die Nester der Deutschen und der Gemeinen Wespe werden dahingegen meist in kleinen, versteckten Hohlräumen gegründet und bilden assymetrische Nester gelbbrauner Färbung, die manchmal erst im Spätsommer aus Platznot nach außen erweitert werden. Bevor man also selber Stiche riskiert oder Geld für den Kammerjäger ausgibt, sollte man sich beraten lassen ob hier überhaupt Maßnahmen erforderlich sind - manche Langkopfwespenarten beenden ihren Zyklus schon sehr früh (Mitte Juli bis Anfang August) und dann kann man sich wilden Aktionismus sparen.
Alle solitären Bienenarten, alle Hummelarten und die Hornisse sind besonders geschützt nach § 10 Abs. 2 Nr. 10 BNatSchG in Verbindung mit § 1 BArtSchV - weder Privatpersonen noch Schädlingsbekämpfer dürfen diese Arten ohne Ausnahmegenehmigung der Oberen Naturschutzbehörde (in Berlin: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abt. Artenschutz) fangen oder bekämpfen !
Häufige Konflikte und Lösungen
Nächtliches Einfliegen in Wohnbereiche
Dies betrifft fast ausschließlich die Hornisse, die als einzige Wespe auch nachtaktiv ist. Sie wird durch Licht angelockt und gerät so in den Bann von Partybeleuchtungen oder gelangt durch Fernseher und Nachtlichter angezogen in die Zimmer. Wer dies beobachtet, kann, muß aber nicht unbedingt ein Nest am Haus haben - manchmal sind die Nester beim Nachbarn oder weiter entfernt, so daß die Suche nach dem Ursprungsnest wenig sinnvoll ist.
Besser ist es durch konsequentes Fensterschließen oder mittels Fliegengaze ein Eindringen zu verhindern. Die Tiere lassen sich an den Lichtquellen mit einem Glas und einem Stück Papier gefahrlos einfangen und nach draußen transportieren. Partylichter sollten mit einigem Abstand zu den Gästen betrieben werden und wer endlich dem massenhaften Sterben der nachtaktiven Insekten an Hausbeleuchtungen ein Ende bereiten will, sollte auf Natriumdampflampen umsteigen, die weniger attraktiv für Hornissen und Motten sind.
Übrigens sind Elektrofallen, bei denen man nachtaktive Insekten gezielt anlockt um sie dann am elektrisch geladenen Gitter zu exekutieren, keine "Lösung". Man lockt sich so noch mehr Insekten in die Nähe und darunter zahlreiche Kleinschmetterlinge - echte "Lästlinge" wie Stechmücken interessieren sich aber herzlich wenig für diese Fallen, da sie nicht durch Licht, sondern durch Körperwärme und Kohlendioxidgehalt ihre Opfer finden.
Einfliegen bei Tage
Dies ist ein generelles Sommerproblem das am besten mit Fliegengaze beseitigt wird. Manchmal kann massenhaftes Einfliegen von Wespen in z. B. Dachgeschoßwohnungen ein Hinweis auf ein Nest im Dach sein, das einen direkten Zugang zur Wohnung besitzt. Hier hilft nur akribisches Suchen und Verschließen der Ritzen und Spalten durch die die Tiere eindringen können. Das "prophylaktische" Versprühen von Insektiziden oder der Einsatz eines Schädlingsbekämpfers, ohne dass die genaue Nestlage bekannt ist, ist nicht zu empfehlen - denn diese Substanzen sind gesundheitlich umstritten.
Verunreinigung durch Nestabfälle
Dieses Problem ist vor allem bei Hornissennestern bekannt. Unter großen Nestern entwickelt sich schnell ein regelrechter Sumpf aus flüssigem Abfall, Insektenleichen und Fliegenlarven, der zudem unangenehm riecht. Es kann dadurch zum Durchfaulen von Rigipsplatten, Verfärben von Tapeten oder Verformen von Holzverschalungen kommen. Während freihängende Nester einfach durch Unterlegen einer Lage Zeitungspapier oder einer Wanne mit Katzenstreu "gewindelt" werden können, ist dies bei versteckten Nestern in der Regel nicht möglich. Falls sich jedoch Schäden abzeichnen, sollte man sich ausführlich beraten lassen. Bei Nestern in Rolllädenkästen ist eine solche Beratung zu einem frühen Zeitpunkt (ab Ende Juni) generell anzuraten.
Ein weiteres Problem kann der im Spätsommer manchmal zu beobachtende Larvenrauswurf werden. Vor manchen Nesteingängen sammeln sich dann regelrechte Haufen aus toten Larven, was auf Terrassen und Balkonen wiederholtes Reinigen erfordern kann.
Anfliegen süßer Speisen, Anfliegen von Grillfleisch
Nur zwei Wespenarten "fliegen" wortwörtlich auf Süßes, Wurst und Fleisch: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Beide sind sehr häufige Arten, deren manchmal massenhaftes Auftreten sie zur regelrechten Plage werden läßt. Dagegen hilft, die Speisen konsequent abzudecken, Fallobst rechtzeitig aufzusammeln und auch Mülleimer und Kompost abzudecken (Obstabfälle). Dosengetränke sollten nur über einen Strohhalm genossen werden und bei Kindern sollte auf saubere Mundwinkel und Hände geachtet werden.
Die Suche nach Nestern und ihre Vernichtung bringt meist nur wenig, da sie oft schwer zugänglich sind und es in der Regel stets mehrere in der Nähe gibt. Wer aber das Glück hat, ein Hornissennest im Garten zu beherbergen, macht oft die Erfahrung, dass Wespenbesuch zu Tische ausbleibt - die Hornissen halten durch Bejagung deren Nester klein.
Ausfliegen bei Nesterschütterung/Nestlage
Dieses Problem ist bei allen Arten immer wieder ein Thema - ob ein Hornissennest im Treppenaufgang oder ein Wespennest in der Hecke. In der Regel wird ein Nest erst dann ein Problem, wenn es erschüttert wird. Viele Nester werden leider auch erst entdeckt, wenn seine Bewohner die ersten Stiche austeilen. Hier gilt es, sich beraten zu lassen und abzuwägen: Manche Nester sind nur eine kurze Zeit über aktiv und können durch Absperrungen und Markierungen gekennzeichnet werden. Ein Radius von rund 2 m um das Nest reicht in der Regel schon aus. Eventuell lassen sich auch geplante Maßnahmen im Nestbereich (z. B. Bauarbeiten) auf den Herbst verschieben. Auch das Absperren des Nestbereichs mit Gaze oder das Käfigen des Nestes zur Umleitung des Flugverkehrs haben sich bewährt. Andere Nester sind dagegen schwer zu tolerieren: Ein Hummelnest unter einer Gehwegplatte oder ein Hornissennest im Rollladenkasten sind Beispiele für eher problematische Nestlagen. Hier ist eine Beratung und eventuell eine Umsiedlung erforderlich.
Geräuschbelästigung
Häufig werden Hummelnester in Dachböden oder Hausisolierungen in der Nacht zur "Lärmbelästigung". Meist handelt es sich aber um kurzzyklische Arten, so dass sich das Problem schnell von selber gibt. Oft ist die Umsiedlung solcher Nester schwieriger als das kurzfristige Umbetten des Lärmgeplagten.
Schäden an Holz, Rigips oder Isolierung
Vor allem die Deutsche und Gemeine Wespe sind für Ihre Nagetätigkeit bekannt und gefürchtet. Von diesen Arten ist bekannt, dass sie für ihre teilweise sehr groß werdenden Nester Holzverschalungen, Styropor, Dachfolie und selbst Rigips durchnagen. Hornissen sind dahingegen keine "Nager". Sie tragen allenfalls Styropor ab - falls der Nistraum zu klein ist, ziehen sie eher um als sich an die mühsame Erweiterung zu wagen. Allerdings werden ihre sehr feuchten und übelriechenden Nestabfälle oft ein Problem. Unter dem Nest kann es dadurch zu Feuchtigkeit und Verfärbungen kommen (siehe oben). Hummelnester und die Nester der anderen Wespenarten verursachen dahingegen in der Regel keine Schäden. Generell gilt, daß von den abgestorbenen Nestern im Winter keine Belästigung mehr ausgeht - die Nester zerfallen allmählich geruchslos und ohne Schädlinge anzulocken. Sie dienen allenfalls einigen Insekten als Winterquartier.
Sorge um Stichgefahren/Allergie
Sorge um Stichgefahren/Allergie
Grundsätzlich können die Weibchen der sozialen Wespen- und Bienenarten stechen - sie tun dies jedoch nicht ohne Anlaß. Schwere Nesterschütterungen oder -störungen sind die üblichen Auslöser solcher Stiche. Auch das Drücken oder Quetschen eines Tieres löst Stiche aus - nur die Honigbiene verliert dabei in der Regel ihren Stachel. Die Stiche von Bienen und Wespen sind schmerzhaft aber nicht so gefährlich wie manche ihnen nachsagen. Tatsächlich ist das Gift der allgemein geschätzten Honigbiene stärker als das der Hornisse. Auch Kinder oder alte Menschen sind nicht stärker gefährdet und können einzelne Stiche gut verkraften.
Zwei Ausnahmen gelten jedoch: Bei Stichen im Hals (z. B. durch Verschlucken einer Wespe beim Trinken) und bei einer bestehenden Insektengiftallergie ist umgehend ärztliche Hilfe anzufordern. In beiden Fällen muß schnell gehandelt werden. Daher wird insbesondere Eltern geraten, ihre Kinder rechtzeitig auf eine mögliche Insektengiftallergie testen zu lassen, da diese Allergie oft sehr lange unerkannt bleibt. Allerdings ist sie selten - nur zwischen 3 bis 5% der Bevölkerung sind derartige Allergiker. Und sie läßt sich sehr gut heilen - lassen Sie sich hierzu beraten, denn was nützt das beste Notfallbesteck, wenn niemand da oder in der Lage ist, es anzuwenden ?
Massenhafter Wespenanflug an Weiden und anderen Garten- und Balkonpflanzen
Manchmal werden Weidenzäune, Bambus und andere Gewächse plötzlich massenhaft angeflogen. Hier hilft ein genauer Blick: In der Regel sind es Blattläuse, deren süße Exkrete die Wespen anlocken. Eine konsequente Blattlausbekämpfung leistet schnelle Abhilfe. Anders liegt der Fall bei manchen Gehölzen: Hornissen fliegen gerne Flieder, Weiden, Birnen, Birken und andere saftreiche Gehölze an, um ihre Rinde aufzubeißen und den süßen Baumsaft zu trinken. Diesem ist nur schwer zu begegnen: Über ein häufiges, längerdauerndes Besprühen des Gehölzes mit dem Gartenschlauch kann man sie kurzfristig vertreiben. Größere Baumwunden können durch Baumwachs behandelt und verschlossen werden - eine dauerhaft erfolgreiche Abwehrmaßnahme ist jedoch bisher nicht bekannt.
Wer berät zu Problemen mit Hautflüglern, und wann sollte man sich beraten lassen ?
Lassen Sie sich beraten wenn...
- Sie ein Hornissennest im Rollladenkasten entdecken
- Sie Zweifel haben, ob ein Nest vernichtet werden muss oder darf
- Sie sich nicht sicher sind, welche Art vorliegt
- Sie die Bekämpfung besonders geschützter Arten beobachten und Zweifel an der Zulässigkeit haben
- Sie Baumaßnahmen im Nestbereich planen oder durchführen
Bitte beachten Sie, dass es in den meisten Beratungsfällen erforderlich ist, dass Sie...
- genau wissen, wo das betreffende Nest ist
- genaue Beschreibungen abgeben können (Aussehen des Nestes und/oder der Tiere, Verhalten, usw.)
- tatsächlich ein Nest in der Umgebung haben (eine einzelne bauende Hornissenkönigin ist noch lange kein Nest - nur eine von zehn Hornissenköniginnen überstehen die schwierige Phase der Nestgründung)
- der Möglichkeit zum Zusammenleben mit den Tieren grundsätzlich eine Chance einräumen - nur mit Kompromissbereitschaft ist die Beratung möglich und sinnvoll
- sich, sofern Sie die Möglichkeit haben, zuvor selbst um Informationen bemühen (z. B. Internet). Die meisten Fragen können dort bereits umfassend geklärt werden !
Ziele und Angebote der FG Hymenopterenschutz
Die Fachgruppe Hymenopterenschutz des NABU Berlin e.V. möchte den Arten- und Naturschutz Berliner Hautflügler thematisieren und unterstützen. Dazu leisten wir...
- Beratung und Hilfe:
Wir sind immer auf der Suche nach MitstreiterInnen jeden Alters und bieten in allen Bereichen Möglichkeiten zum Mitmachen: Bastler, Leute mit Spaß an der Beratung, Insektenfreunde, Computerspezis, und alle, die sich für dieses Thema begeistern können. Vor allem für den Bereich Beratung/Umsiedlung wird dringend einsatzfreudige Mithilfe gesucht. Eine NABU-Mitgliedschaft ist für die Mitarbeit in der Fachgruppe übrigens nicht zwingend - aber empfehlenswert.
Bitte kontaktieren Sie uns!
Projekte der FG Hymenopterenschutz
Hornissenpatennetzwerk
Seit einigen Jahren pflegen wir ein Patennetzwerk für Hornissen - Idee hierbei ist, daß interessierte Bürger ihren Garten für umzusiedelnde Hornissennester zur Verfügung stellen. Der Garten muß nicht groß sein; sollte aber einen Platz für Hornissen bieten ohne daß es zu Konflikten (auch mit den Nachbarn) kommen kann. Eine "ruhige Ecke", in der so ein Umsiedlungskasten zwischen Juni und August in ca. 2,5 m Höhe installiert werden kann, genügt. Das Volk wird dann samt Nest in dem Kasten installiert, in den Garten des Paten verbracht und dort angebracht. Nach dem Auflassen fliegen sich die Tiere neu ein und können dort ihren Nestzyklus beenden. Erfahrungsgemäß kann es einige Jahre dauern bis dann wirklich das "eigene Nest" in den Garten kommt - wir haben mehr Paten als Umsiedlungen - doch versuchen wir, die Paten über einen jährlichen Rundbrief und Einladungen zu Veranstaltungen über unsere Arbeit auf dem Laufenden zu halten. Die Patenschaft ist mit keinen Kosten oder Auflagen verbunden; soweit möglich kann der Hornissenkasten nach dem Absterben des Volkes an Ort und Stelle verbleiben um auch zukünftig Hornissen zur Verfügung zu stehen. Derzeit sind ca. 27 Hornissenpaten in Berlin gemeldet - bei Interesse melden Sie sich einfach bei der Fachgruppenleitung!
Schaunistkästen in Berliner Umweltbildungseinrichtungen
Für viele ein Widerspruch - Kinder und Hornissen. Dabei sind gerade Kinder für diese Insekten zu begeistern. Aus der zufälligen Ansiedlung eines Hornissennestes auf dem Abenteuerspielplatz in der Sodener Straße (Berlin-Wilmersdorf) entstand die Idee eines kindergerechten Schaunistkastens. Hinter Glas, erschütterungssicher und auf Kinderhöhe sollten die Kinder die Möglichkeit haben, das Entstehen des Nestes zu beobachten.
Seither wird dort Jahr für Jahr ein Hornissennest angesiedelt, das an einer anderen Ecke Berlins unerwünscht war - bisher gab es keinen einzigen Stichzwischenfall aber dafür viele begeisterte Kinder. Das Projekt wurde 2002 durch den Berliner NABU ausgezeichnet.
Das "Ökowerk" im Grunewald verfügt inzwischen auch allsommerlich über ein Hornissenvolk hinter Glas. Hier können die Besucher das Leben eines Hornissenvolkes ganz nah (wenn auch nicht "hautnah") erleben. Öffnungszeiten und Informationen zum Ökowerk
Hornissennistkästen in der Jungfernheide
Wer am Flughafen Tegel spazierengeht, wundert sich vielleicht über große Kästen in 3 m Höhe mit senkrechtem Schlitz. Das sind Hornissennistkästen, die sowohl der Ansiedlung als auch der Ablenkung suchender Hornissenköniginnen dienen sollen. Denn immer wieder klagen Anwohner darüber, dass sich Hornissen in Rollladenkästen oder Vogelhäuschen niederlassen - der Grund dafür: akute Wohnungsnot.
Zusammen mit der Naturschutzstiftung Berlin und den Berliner Forsten konnte dieses Projekt 2003 realisiert werden.
Beratung und Umsiedlung
Schätzungsweise 1500 Beratungsgespräche rund um Hummeln, Wespen und Hornissen werden pro Jahr zwischen Mai und September von den Berliner Beratungseinrichtungen durchgeführt. Seit 2001 wird versucht, zumindest einen Teil dieser Gespräche statistisch zu erfassen. Demnach zeigt sich am Beispiel der Hornisse, dass rund 85 % der Konfliktfälle am Telefon oder vor Ort zu lösen sind - nur weitere 10 % werden durch Umsiedlung gelöst. Nestvernichtungen werden dadurch weitgehend unnötig - zwischen 1 bis 4 % der Nester können aufgrund der Nestlage oder durch den akuten Mangel an Umsiedlern nicht umgesetzt werden und müssen in begründeten Fällen nach Erteilung einer Ausnahmegenehmigung vernichtet werden. Bei anderen Arten wie solitären Bienen und Hummeln dürfte der Beratungserfolg noch deutlicher sein.
Kontakt und Ansprechpartner
Neben Hornissen ist uns auch der Schutz der Mittleren Wespe (Dolichovespula media) besonders wichtig. Diese Art steht auf diversen "Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten", ist jedoch nicht besonders geschützt. Wer uns die typischerweise im Gebüsch gebauten Nester meldet, hilft mit - denn die in freihängenden, auffälligen Nestern heimischen Völker werden häufig abgetötet.
Folgende Einrichtungen beraten und vermitteln in begründeten Fällen Umsiedler:
- Ansprechpartner FG Hymenopterenschutz:
Dr. Melanie von Orlow
Tel.: 0163 - 9773788
Lesenswertes:
Die kompakten Bestimmungshilfen von Rolf Witt aus dem Vademecum-Verlag
http://www.vademecumverlag.de/index.php/produkte/bestimmungshilfe-hummeln
http://www.vademecumverlag.de/index.php/produkte/bestimmungshilfe-wildbienen-co
und das große Nachschlagwerk
Wespen von Rolf Witt, ISBN-10: 3894402431
Das Standardwerk über Hummeln, ihre Artbestimmung und Ansiedlung:
Von Hagen: Hummeln - Bestimmen, Ansiedeln, Vermehren, Schützen. Fauna-Verlag (320 Seiten, 150 Farbfotos und Zeichnungen, broschiert, 2003).
ISBN: 3-935980-28-0
Literatur
Rund um Wespen und Hornissen, Hilfe zur Artbestimmung und Ansiedlung:
Rippberger / Hutter: Schützt die Hornissen. Weitbrecht-Verlag (1992).
ISBN: 3-522-30450-0 (Leider vergriffen!)