Die Moorlinse in Berlin-Buch - Foto: Katrin Koch
Die Moorlinse Buch
Das Feuchtbiotop muss langfristig erhalten werden

Der NABU Berlin unterstützt die Unterschriftenaktion der "Initiative Buch am Sandhaus". Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.initiative-buch-am-sandhaus.de/
Auch wir haben in unserer Geschäftsstelle in Berlin-Pankow einige Unterschriftenlisten liegen. Sie können also gerne auch bei uns vorbeikommen und unterschreiben. Jede Stimme zählt!
NABU setzt sich für Änderung der Flächennutzungsplanung ein
Die Moorlinse Buch, nahe des S-Bahnhofes im Nordosten der Stadt gelegen, ist ein außerordentlich wertvolles Refugium für Amphibien, Reptilien und Vögel. Rohrweihe und Rothalstaucher brüten hier, den Seeadler kann man auf Nahrungssuche kreisen sehen und auch bei durchziehenden Vögeln ist das Feuchtgebiet beliebt; an manchen Herbsttagen versammeln sich Wildgänse zu Hunderten dort.
Moorlinse Buch: Feuchtbiotop muss langfristig erhalten werden
NABU setzt sich für Änderung der Flächennutzungsplanung ein
Der NABU Vorsitzende Torsten Hauschild appellierte nun in einem Brief an Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer durch eine Änderung der Bebauungspläne nach Möglichkeiten für einen besseren und dauerhaften Schutz des Gebietes zu suchen.
In Erwartung einer stetigen stark ansteigenden Berliner Bevölkerung wurde fast die gesamte Fläche um die Moorlinse im Flächennutzungsplan (FNP) für Gewerbe und insbesondere Wohnbebauung vorgesehen und teilweise an die SEG Buch (GSW) verkauft. Zurzeit ruhen die Bebauungspläne, vermutlich mangels Vermarktungschancen. Aber wie lange noch? Noch ist es Zeit für die Stadtplaner, die ausgewiesene Nutzungen zu ändern.
Durch eine deutliche Beschränkung der für Wohn- und Mischbebauung vorgesehenen Flächen könnten größere Bereiche, die bisher landwirtschaftlich (zwischen)genutzt werden, als Freiflächen erhalten bleiben. So entstünde eine Pufferzone zum Gewässer mit seinem umfangreichen Röhrichtgürtel und Auengehölzen. Die Moorlinse, die bisher nur Bestandteil eines Landschaftsschutzgebietes (LSG) ist, könnte im Rahmen eines Unterschutzstellungsverfahrens als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen werden.
Mit dem Projekt "Wiedervernässung der ehemaligen Rieselfelder um Hobrechtsfelde" wurden bereits erhebliche Anstrengungen unternommen, den Wasserhaushalt im wasserarmen Norden Berlins zu stabilisieren. Mehrere Feuchtgebiete, wie die Lietzengrabenniederung, die Bogenseekette, Bruchwaldbereiche im Bucher Forst und die Karower Teiche - alles Bestandteile von bereits ausgewiesenen NSG - profitieren davon. Die Moorlinse - ein zur Pankeniederung gehörendes Niedermoor - hat sich durch hydrologische Veränderungen (Abflussverzögerungen, Einstellung der Trinkwasserförderung in Buch) zu einer offenen Wasserfläche entwickelt und besticht mit einer besonders imposanten Artenvielfalt und recht komfortablen Beobachtungsmöglichkeiten für Vogelfreunde. Sie könnte langfristig als Teil dieses Feuchtgebietssystems gesichert werden.
Hauschild erinnerte in dem Schreiben an die Stadtentwicklungssenatorin an den Beitritt der Stadt Berlin zur Kampagne "CountDown 2010" im Mai 2008. Mithilfe dieses internationalen Aktionsbündnisses sollen die Ziele der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen umgesetzt und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bis 2010 gestoppt werden.
In Berlin Buch könne ein "praktischer und außerordentlich wertvoller Beitrag zu dieser Kampagne geleistet werden" heißt es in dem Brief.
Faszinierende Artenvielfalt
Amphibien und Reptilien
Herpetologen des NABU, unterstützt durch Praktikanten, Studenten der FH Eberswalde sowie freiwillige Helfer der Pankower Bezirksgruppe, ermittelten bereits ab 2003 das Artenspektrum der Amphibien in der Moorlinse: Teichmolche, Knoblauchkröten, Erdkröten, Moor-, Teich- und Grasfrösche wurden nachgewiesen. Hinzu kamen Reptilien wie Zauneidechsen und Ringelnattern.
Entlang der Wiltbergstraße, parallel zum Bahndamm, werden seit 2005 alljährlich Fangzäune aufgestellt, weil viele der am Bahndamm überwinternden Tiere auf dem Weg zum Laichgewässer die Straße kaum noch lebend überqueren können.
In diesem Jahr wurden 2351 Tiere - darunter 108 Individuen der europaweit geschützten Knoblauchkröte - den Fangeimern entnommen und über die Straße getragen.
An diesem Fangzaun wird nur ein Teil der Gesamtpopulation gefangen und man kann davon ausgehen, dass eine beträchtliche Anzahl der Tiere aus dem südlichen, westlichen und nördlichen Umkreis einwandert. Damit ist die Moorlinse, neben den Bucher Bogenseen und den Karower Teichen, eines der bedeutenden Laichgewässer für gefährdete Amphibien im Berliner Norden.
Avifauna
Weniger unscheinbar als die Amphibien präsentieren sich die verschiedenen Vogelarten. Für Ornithologen ist die Moorlinse längst eine bekannte Adresse, um insbesondere Wasservögel und Limikolen (Watvögel) zu beobachten. Teichhühner, Blessrallen, Zwerg- und Rothalstaucher, Schnatter- und Stockenten, Höckerschwäne und Graugänse ziehen hier ihre Jungen auf. Hinzu kommen Vögel der Schilfzone wie z.B. Sumpf- und Drosselrohrsänger oder Rohrammern.
Jetzt, im Spätsommer, ist die Brutzeit abgeschlossen. Die ersten Rast- und Zugvögel, wie z.B. Pfeifenten und Löffelenten mausern hier ihr Gefieder oder nutzen wie Wald- und Bruchwasserläufer sowie Bekassine das reichliche Nahrungsangebot der Schlamm- und Flachwasserbereiche. Tausende Stare sammeln sich auf der nahen Hochspannungsleitung und fliegen in großen Wolken zur Moorlinse um dort im Schilf zu übernachten.
Lieber Landwirtschaft als Gewerbe und Wohnhäuser
Die Aufregung war groß, als durch Landwirte vom Stadtgut Berlin Nord KG (ehemaliges Stadtgut Schönerlinde), welche die Flächen um die Moorlinse bereits seit mehreren Jahren extensiv bewirtschaftet hatten, im Mai erst Gülle, dann ein Herbizid aufgebracht wurde (auf unsrer Nachfrage war es ein zugelassenes Mittel ohne den Wirkstoff Tallowamin, der Amphibien schädigt), welches binnen eines Tages alles Gras verwelken ließ. Kurz darauf wurde umgepflügt und Mais gesät. Die bisherige Stilllegungsfläche ist nach den neu in Kraft tretenden EU-Richtlinien, wonach es Flächenprämien gibt, wieder unter den Pflug genommen worden.
Ein vorheriges Schreiben des NABU an den Eigentümer, betreffs einer Beweidung der Fläche, war unbeantwortet geblieben. Das Stadtgut bewirtschaftet sie nun auf konventionelle Art. Zwar sind für Vogelarten des Randbereiches der Moorlinse Lebensräume verloren gegangen, so z.B. für die Schafstelzen, die in großer Zahl dort zu beobachten waren. Andererseits kommt es zu deutlich geringeren Störungen der Brut- und Rastvögel durch frei laufende Hunde.
Und eine landwirtschaftliche Nutzung ist allemal besser als die Bebauung der Flächen und sollte auf Dauer, abzüglich einer Pufferzone um das Gewässer beibehalten werden.