Fledermausarten
Eine geheime Vielfalt
Mückenfledermaus
Pipistrellus pygmaeus
Erst vor wenigen Jahren wurde die Mückenfledermaus entdeckt und bisher nur wenig erforscht. Sie gilt nun als kleinste Fledermaus Deutschlands, ist knapp daumengroß und würde in eine Streichholzschachtel passen. Im Flug erscheint sie deutlich größer wegen der ausgebreiteten Flügel. Mit nur 3 bis 8 Gramm ist das Fliegengwicht so schwer bzw. leicht wie ein bis zwei Zuckerwürfel.
Die Wochenstuben (= Gruppe an Weibchen, die sich ein Quartier für die Aufzucht des Nachwuchs teilen) der Mückenfledermaus zeichnen sich durch die hohe Anzahl an Individuen aus. Es wurden Quartiere in Deutschland mit bis zu 300 Tieren gefunden. Es kommen aber auch kleinere Verbände mit nur 15 bis 20 Weibchen vor. Als Quartier dienen meistens die Außenverkleidungen von Häusern, Flachdachverkleidungen, Zwischendächer, Hohlwände, Baumhöhlen und Fledermauskästen.
Wie ihr Name schon vermuten lässt, ernährt sich die Mückenfledermaus vor allem von Mücken. Aber auch andere kleine Insekten frisst sie. Meistens findet die Jagd an Waldrändern statt, doch auch an Straßen, in Park- und Gartenanlagen, an Waldwege und in Gebiete an/um Gewässer wurde die Mückenfledermaus schon bei der Jagd entdeckt.
Zwergfledermaus
Pipistrellus pipistrellus
Die Zwergfledermaus ist nur geringfügig größer als die Mückenfledermaus und damit die zweitkleinste heimische Fledermausart. Größe und Gewicht sind nur minimal höher als bei der Mückenfledermaus. Daher würde auch sie mit angelegten Flügeln in eine Streichholzschachtel passen. Ihr Fell ist schwarzbräunlich und sie hat kleine, dunkle Ohren.
Engen Spalten wie z.B. Mauerritzen, Rolladenkästen, Wand- und Deckenverkleidungen, Verschalungen und Fensterläden dienen dem kleinen Säugetier insbesondere im Sommer als Quartier.
Bei Einbruch der Dämmerung beginnt die Insektenjagd in städtischen Park, über Alleen, am Ufer von Teichen und Seen oder an Waldrändern.
Die Zwergfledermäuse brauchen nur wenig Platz für ihre Wochenstuben. In einer Nische in Größe eines Telefonbuchs können problemlos 50 Weibchen ihre Jungen gebären. Anders als die Wochenstuben der ihr so ähnliche Mückenfledermaus, sind die der Zwergfledermaus in der Regel wesentlich individuenärmer.
Im Spätsommer und Herbst fliegen einzelne Tiere oder kleine Gruppen häufig in Wohnungen ein. Grund für diese sogenannten "Invasionen" ist vermutlich die Suche junger Tiere nach geeigneten Quartieren.
Braunes Langohr
Plecotus auritus
Das Braune Langohr hat seinen Namen nicht ohne Grund. Seine Ohren sind fast genauso lang wie ihr Körper und ermöglichen dem Insektenjäger das kleinste Geräusch seiner Beute wahrzunehmen und bei der Orientierung: Das leiseste Echo der Ultraschallrufe kann das Braune Langohr hören. Damit die riesigen Lauscher im Quartier das Tier nicht behindern oder auch einreißen, kann es die Ohren einklappen, sodass sie den Hörnern eines Widders ähneln. Zusammen mit den großen, schwarzen Knopfaugen sorgen die großen Ohren für ein niedliches Aussehen.
Mit einer Länge von 4 bis 5,5 Zentimetern ist das Braune Mausohr eine mittelgroße Fledermausart und erreicht ein Gewicht von 5 bis 12 Gramm. Es hat eine graue Oberseite und hellgraues Bauchfell. Seine Flughäute und die namensgebenden Ohren sind graubraun.
Die wärmeliebende Art lebt gesellig in Dachböden, teils frei im First, teils in Spalten und Balkenlöchern versteckt. Felshöhlen, Stollen, Keller und Gewölbe dienen als Winterquartier.
Wasserfledermaus
Myotis daubentonii
Die mittelgroße Fledermaus wiegt 7 bis 15 Gramm und ist damit etwas schwerer als das gleichgroße Braune Langohr. Die Wasserfledermaus hat ein graubraunes Fell und eine grauweiße Unterseite. Ihre Ohren sind eher kurz, während sie relativ große Füße besitzt. Die Füße werden von einer borstige Behaarung bedeckt.
Ihre großen Füße braucht die Wasserfledermaus für die Jagd, denn sie hat eine ganz eigene Jagdtechnik. Mit 5 bis 20 Zentimetern Abstand fliegt sie über der Wasseroberfläche und greift wie ein Seeadler mit den Füßen nach ihrer Beute. Im Flug wird das erbeutete Insekt ins Maul befördert und gefressen. So kann die Jagd ohne eine Pause fortgesetzt werden und sie fliegt erneut in flinken, waghalsigen Wendemanöver über das Wasser. So wichtig das Wasser für das Säugetier ist, ein Bad nehmen möchte sie nicht. Sollte sie während ihres Flugs ungewollt ins Wasser fallen, sucht sie anschließend schnellstmöglichst Schutz am Ufer.
Im Sommer verschläft die Wasserfledermaus den Tag in der Regel in Baumhöhlen in Ufernähe, manchmal auch in Fledermauskästen. Menschliche und meist unterirdische Strukturen wie Keller oder Bunker nutzt die Wasserfledermaus vor allem als Winterquartier, um dort mehrere Monate zu verschlafen. Wichtig ist ihr hierbei eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent.
Fransenfledermaus
Myotis nattereri
Die Fransenfledermaus sieht der Wasserfledermaus auf dem ersten Blick sehr ähnlich, denn sie hat ein graubraunes Fell und einen grauweißen Bauch. Ihre Ohren sind jedoch etwas größer und unterscheiden sich vor allem mit dem relativ langen Tragus - einem dünnen Knorpel vor der Ohrmuschel - von den Ohren der Wasserfledermaus. Zudem ist der Rand der Schwanzflughaut mit nach kurzen, steifen, innen gebogenen Haaren bedeckt. Diese festen Haare an der Schwanzflughaut sind namensgebend für die Fransenfledermaus.Wie auch das Braune Langohr ist die Wasserfledermaus 5 bis 12 Gramm schwer.
Als Wochenstube und Sommerquartier bezieht die Wasserfledermaus sowohl Baumhöhlen, als auch Spalten und Hohlräume an Gebäuden. Vor allem ist sie jedoch während ihres Winterschlafs in menschlicher Nähe zu finden. Sie sucht meistens in Kellern, Kalkberghöhlen, Bunkern und anderen frostfreien Gewölben nach einem Unterschlupf für den Winter.
Breitflügelfledermaus
Eptesicus serotinus
Die Breitflügelfledermaus zählt zu den großen Fledermausarten und wird 6 bis 8 Zentimeter lang. Sie hat ein Gewicht von etwa 17 bis 35 Gramm. Ihr Fell ist eher lang, an der Oberseite meist dunkelbraun und am Bauch gelblichbraun gefärbt. Die Flügel sind breit und schwarzbraun.
Das Säugetier lebt in kleineren Gruppen, in der Regel mit 20 bis 40 Tiere. Mauerspalten, Dachgebälk und Fensterläden bieten der Breitflügelfledermaus Unterschlupf für den Sommer. Im Winter dienen unterirdische Hohlräume wioe zum Beispiel Keller, Stollen und Tunnel als Quartier.
Die Breitflügelfledermaus fliegt eher langsam mit ruhigem Flügelschlag verglichen mit anderen Fledermausarten. Während z.B. die Wasserfledermaus waghalsige Wendemanöver über Flüssen, Seen und Teichen fliegt, wirkt die Breitflügelfledermaus eher gemütlich. Doch auch ohne hohes Tempo wird ihre Jagd oft mit Erfolg gekrönt, denn ihrer feinen Ultraschallechoortung entgeht kein Insekt.
Graues Mausohr
Myotis myotis
Mit einem Gewicht von 28 bis 40 Gramm ist das Große Mausohr die größte heimische Fledermausart. Die Größe entspricht etwa einer Amsel. Das Rückenfell ist hell graubraun, das Bauchfell weißgrau und die Flügel graubraun. Die langen und breiten Ohren erinnern an Mäuseohren und sind namensgebend für die Fledermaus.
Das Große Mausohr ist in ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet. Es bildet zum Teil große Kolonien mit mehr als 1000 Individuen. Oft nutzt es Dachböden als Sommerquartier und zieht sich im Winter in Felshöhlen, Stollen und Kellern zurück. Ihre Jagdgebiete - vorzugsweise alte Laubwälder - können 20 km vom Quartier entfernt liegen. Die große Fledermaus fliegt dicht über den Boden und erbeutet so aus dem Flug Käfer. Neben Käfern frisst das Große Mausohr auch andere Insekten, abhängig von Standort und Jahreszeit.