Berliner Falken brauchen Grün
Turmfalken-Teenies kurz vor dem Abflug in eigenes Leben
Nach genau einem Monat Rundumversorgung durch die Elterntiere hat der Turmfalken-Nachwuchs nun sein Jugendkleid angelegt, die Federn sind fast ausgewachsen. Im Nistkasten unter dem Dach der Park-Klinik Weißensee herrscht seitdem reger Flugverkehr, denn die Jungen verlassen den Nistkasten für erste Flugversuche. Draußen fordern die sogenannten Ästlinge die Aufmerksamkeit der Eltern durch laute Rufe ein, die ihre Jungen weiterhin mit Beute versorgen. Wer schon kann, fliegt den Eltern entgegen und nimmt ihnen die Beute ab. Erst im Spätsommer erlischt die enge Bindung der Falkenfamilie, die Jungen streifen umher und müssen das Leben nun selbstständig meistern.
Population noch in gutem Zustand
Vor 25 Jahren war der Bestand der Berliner Turmfalken, die als Kulturfolger in Gebäuden brüten, durch Abriss- und Sanierungsarbeiten stark eingebrochen. Erst durch ein Artenhilfsprogramm der NABU-AG Greifvogelschutz Berlin & Bernau, in dem mehr als 320 Nistkästen installiert wurden, hat die Population wieder deutlichen Aufwind bekommen. Inzwischen brüten wieder circa 250 Turmfalkenpaare in Berlin. Doch Niststätten allein reichen nicht, um die Lebensgrundlage zu sichern.
Flächenfraß verringert Nahrungsgrundlage
Am Ende einer Nahrungskette stehend wird auch der Turmfalkenbestand vom fortschreitenden Flächenfraß in Berlin betroffen sein. Die Bebauung von Brachen, ehemaligen Friedhöfen, Gärten oder landwirtschaftlichen Flächen vernichtet nicht nur Bäume, Sträucher oder Wiesenflächen, sondern damit auch die Lebens- und Nahrungsgrundlage von Kleinvögeln und Mäusen, der Beute der Turmfalken.
Seit dem Jahr 2010 wurden in Berlin pro Jahr durchschnittlich 130 Hektar Freiflächen versiegelt. Mit dem derzeitigen Bauboom wird der Anteil der versiegelten Fläche in Berlin erheblich steigen. „Die Schaffung und der Erhalt von Niststätten allein reichen nicht aus, um das Biodiversitätsziel einer artenreichen und erholungswirksamen Stadtlandschaft, das sich Berlin noch vor vier Jahren gesetzt hat, zu erreichen“, kritisiert Katrin Koch, Naturschutzreferentin des NABU Berlin. Nur eine flächensparende Baupolitik kann die Lebensqualität für Mensch und Natur in Berlin erhalten. „Die Bewertung, Berlin habe große Freiflächenreserven, ist irreführend, denn der wesentliche Grünanteil konzentriert sich am Stadtrand, während der Innenstadtbereich immer stärker verdichtet wird“, ergänzt Jutta Sandkühler, Geschäftsführerin des NABU.