Comeback der Stars, Einbruch bei Flugkünstlern
Berliner zählten über 28.000 Vögel
Licht ….
Die Stunde der Gartenvögel ist eine der wenigen Erfassungen, die schwerpunktmäßig Daten für den Siedlungsraum erhebt – immerhin ein großer Teil der Landesfläche von Berlin. Zu den Gewinnern in Berlin zählt der Star, der seit langer Zeit wieder den 2. Platz einnimmt. Generell leidet der Vogel mit dem purpur-glänzendem Gefieder unter dem Rückgang artenreicher und kurzrasiger Grünlandflächen, auf denen er im Frühjahr seine Nahrung sucht. Möglicherweise hat der besonders milde Winter eine positive Wirkung für ihn gehabt. Auch Buntspecht, Feldsperling und Ringeltaube zeigen in Berlin Zunahmen und entsprechen damit den bundesweiten Trends.
…und Schatten
Während die Mehlschwalbe sich nach einen dramatischen Einbruch vor vier Jahren auf einem niedrigen Level einpendelt, setzt sich der Rückgang beim Mauersegler kontinuierlich fort. Zwar gehört der Flugkünstler in Berlin noch zu den häufigeren Arten, doch Bautätigkeit und der Rückgang von Nahrungsinsekten wirken sich fortgesetzt auf seinen Bestand aus.
Besonders Gebäudesanierungen machen den sichelförmigen Dauerfliegern zu schaffen. Mauersegler brüten in Spalten, Löchern und Vorsprüngen alter Gebäude. Werden bei Fassaden- oder Dachsanierungen ihre Niststätten verschlossen, bedeutet das für den Brutplatz-treuen Mauersegler den Ausfall der Brut. Daher appelliert der NABU Berlin an Hausverwaltungen und Gebäudeeigentümer, Fassadendämmung nicht innerhalb der Brutzeit vorzunehmen und für verschlossenen Niststätten Ersatz bereit zu stellen, wie es das Artenschutzrecht vorschreibt.
Auch der Rückgang von Fluginsekten, ihrer ausschließlichen Nahrung, spielt für Mauersegler eine wichtige Rolle. Neue Daten aus einem Langzeit-Monitoring bestätigen einen alarmierenden Rückgang von um 80 Prozent allein in den vergangenen 15 Jahren. Grund für die Abnahme der Insekten ist mutmaßlich die intensive und flächendeckende Verwendung von Insektengiften in der Landwirtschaft. Aber auch in privaten Gärten oder zur Verdrängung von Straßengrün werden noch immer gefährliche Substanzen eingesetzt.
Wie geht´s der Prominenz?
Der Vogel des Jahres, der Stieglitz, wurde in 8 Prozent aller Gärten festgestellt mit einem gegenüber dem Vorjahr leicht ansteigendem Bestandstrend. Bundesweit konnte der Stieglitz in jedem achten Garten beobachtet werden und belegt Rang 25 und damit seine beste Platzierung seit Beginn der Vogelzählung.
Wer zählte wen und was?
Mehr als 1.180 Berlinerinnen und Berliner haben sich an der citizens science Erhebung beteiligt. Sie zählten bei der bundesweiten Aktion, an der sich deutschlandweit mehr als 45.000 Vogelfreunde beteiligt hatten, in 796 Gärten und Parks der Spreemetropole insgesamt 28.177 Vögel. Der NABU bedankt sich bei den zahlreichen Helfern, die sich eine Stunde für die Aktion Zeit genommen haben und damit wertvolle Erkenntnisse über die Situation der Vogelwelt vor unserer Haustür geliefert haben.
Hintergrund
2016 fand die Stunde der Gartenvögel bereits zum zwölften Mal statt. Insgesamt lassen sich dank der gesammelten Daten engagierter Vogelfreunde nach über 10 Jahren die Entwicklungen und Trends in den Vogelpopulationen erkennen. Sorgenkinder im Berliner Siedlungsraum sind neben Mehlschwalbe und der Mauersegler auch Heckenbewohner wie das Rotkehlchen. Umso wichtiger ist es Parks und Gärten naturnah zu gestalten und vorhandene Niststätten am Gebäude zu erhalten.