Personalausweis für Falken-Nachwuchs
NABU beringt Turmfalken in der Park-Klinik Weißensee
Personal Identity
Genau neunzehn Tage alt sind die vier Jungen des Turmfalkenpaars, das den Nistkasten unter dem Dach der Park-Klinik in Weißensee bezogen hat – alt genug, um mit einer individuellen Kennzeichnung versehen zu werden: Mit geschicktem Griff holte André Hallau die flauschigen Küken aus dem Nistkasten und legte ihnen vorsichtig einen leichten Aluminium-Ring um das jeweils rechte Bein. Die individuelle Buchstaben- und Zahlenkombination wird zukünftig für Wiedererkennung sorgen, denn die Daten werden an die Vogelwarte Radolfzell gemeldet.
Gewichtskontrolle
Bei der Gelegenheit kontrollierte der Leiter der NABU-Wildvogelstation auch gleich den Entwicklungsstand der Tiere und vermaß die Länge der Handschwingen und das Gewicht der Tiere. Zwar ist das Nesthäkchen noch 50 Gramm leichter als seine ältere Schwester mit 251 Gramm, beide befinden sich aber für ihr Alter in allerbester Verfassung. Davon überzeugten sich auch KlinikmitarbeiterInnen, die gemeinsam mit Frau Dr. Brien, Klinikmanagement, die Beringung der Jungfalken verfolgten.
Faszinierende Erkenntnisse
Die Methode der Vogelberingung ermöglicht seit fast 120 Jahren wissenschaftlich fundierte Aussagen zu Biologie und Verhalten von Vögeln. Weltweit beringen tausende Ornithologen Brut- und Zugvögel, und tragen so dazu bei, die Grundlagen für den Schutz der Tiere zu erkennen. Allein in Europa werden alljährlich rund vier Millionen Vögel beringt.
Über die individuellen Ring-Kennzeichnung ließen sich zum Beispiel die Flugrouten von Vögeln identifizieren und erkennen, welche enormen Flugstrecken selbst kleine Singvögel zurücklegen, um in wärmeren Gefilden zu überwintern. Entscheidend für den Schutz der Tiere sind zum Beispiel auch die Erkenntnisse über die erstaunliche Standorttreue mancher Vogelarten.
Die Beringung von Turmfalken in Berlin und Umland zeigte, dass es nur wenig Austausch zwischen Stadt und Umland gibt und die meisten der in Berlin geborenen Vögel auch in Berlin ihre Nachkommen aufziehen. Auch im Winter sind Turmfalken nicht besonders wanderfreudig: Nur ein Teil von ihnen überwintert im Süden. Wiederfunde gab es zum Beispiel auf Mallorca oder in Algerien.
Durch die jahrzehntelange Forschung im Rahmen des Turmfalkenmonitorings durch die NABU AG Greifvogelschutz wurden auch phänotypische Unterschiede bei „Stadt und Landfalken“ festgestellt. „Stadtturmfalken“ haben kürzere Flügel und zeigen hier vermutlich eine Anpassung an den Lebensraum Stadt, wo mangels Mäusen die Jagdbeute bis zu 60% aus Kleinvögeln besteht. Um diese zu erwischen, ist eine besondere Wendigkeit notwendig
Vorbildliche Pflege in der Park-Klinik Weißensee
Nur selten haben Wissenschaftler so komfortablen Zutritt zu Niststätten wie in der Park-Klinik Weißensee, die gleich bei ihrer Errichtung zwei Falken-Kästen eingebaut hatte. Seit inzwischen 5 Jahren ermöglichen die Park-Klinik Weißensee und der NABU-Berlin e.V. Patienten, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit gestochen scharfe Einblicke in das geheime Brutgeschehen von Turmfalken: Eine webcam überträgt die Jungenaufzucht in Kinoqualität. 15.000 Berliner_innen verfolgen derzeit die rasante Entwicklung der vier Küken. In wenigen Wochen werden die Jungvögel in ein selbstständiges Leben flattern.