Unfallzeuge übergibt verletzten Turmfalken
Turmfalke derzeit Patient der NABU-Wildvogelstation
Schon seit zwei Wochen ist ein älteres Turmfalkenmännchen, das im Bezirk Tiergarten nach einem Scheibenanflug gefunden wurde, zur Pflege in der NABU-Wildvogelstation untergebracht. Ein Finder hatte beobachtet, wie der Turmfalke beim Jagen gegen eine Fensterscheibe im 5. Obergeschoss eines Hauses aufprallte, sich des Vogels angenommen und ihn in medizinische Betreuung übergeben. Eine eingehende medizinische Untersuchung ergab zwar keine Fraktur, doch für eine Auswilderung ist er immer noch nicht stabil genug.
Noch nicht richtig fit
Durch einen solchen Aufprall auf die für die Vögel oft nicht wahrnehmbaren Glasflächen erleiden diese im günstigsten Fall ein Anflugtrauma, eine Art Gehirnerschütterung, und sind eine ganze Zeit lang völlig taumelig. Der Turmfalke verhält sich zurzeit ruhig, frisst und ist aufmerksam, lässt sich aber mit seiner völligen Genesung sehr viel Zeit. So richtig mag André Hallau, Leiter der NABU-Wildvogelstation, dem Patienten noch keine Unbedenklichkeitsbescheinigung über seinen Gesundheitszustand aushändigen. „Wir haben die Hoffnung, dass der Turmfalke bald wieder alleine jagen kann. Bis dahin muss er uns noch beweisen, dass er wirklich wieder topfit ist.“
Hintergrund
Verletzungen und Traumata durch Scheibenanflug sind nicht nur bei Greifvögeln besonders häufig. Selbst nicht verletzte Tiere leiden als Folge des Anpralls oft an Entkräftung durch Nahrungsmangel und geraten so in einen lebensbedrohlichen Zustand. Gerade bei jungen Greifvögeln ist der Scheibenanflug die Haupttodesursache, wie eine Erhebung in Berlin durch NABU-Experte Rainer Altenkamp belegt. Große Fenster und verspiegelte Gebäudefronten werden von den Tieren im rasanten Jagdflug oft nicht erkannt.
Neben „Hauptstadt der Spatzen“ und „Grünes Berlin“ hat sich die Metropole im Laufe der Jahre auch noch einen anderen Beinamen erworben: Berlin gilt als „Hauptstadt der Turmfalken“- es leben durchschnittlich 180 – 250 Brutpaare in der Spreemetropole.
Die Versorgung jedes Greifvogels bedeutet für das Team der NABU-Wildvogelstation einen Aufwand von mindestens 300 Euro.
Helfen Sie mit, indem sie eine Patenschaft für unsere Wildvögel übernehmen. Interessenten melden sich bitte unter (030) 9860837-18.