Der Eisvogel ist Vogel des Jahres 2009
Mehr Naturschutz an Berliner Gewässern dringend nötig
Bei Naturfotografen und –filmern ist er ein begehrtes Motiv: Der Eisvogel mit seinem kobaltblau bis türkisfarben schillernden Deckgefieder und der orangeroten Unterseite gehört zu den optisch attraktivsten heimischen Wildvogelarten, weswegen man ihm den Namen „fliegender Edelstein“ verlieh. Er brütet an langsam fließenden und stehenden Gewässern, in Berlin vorwiegend am Stadtrand. Der Eisvogel gilt als äußerst geschickter Fischjäger. Hat er geeignete Beute erspäht, stößt er von seiner Sitzwarte oder aus dem Rüttelflug blitzschnell ins Wasser, taucht nahezu senkrecht bis zu 1 Meter tief und packt sich die Beute, bevorzugt kleine Süßwasserfische. Erfolgsquote hierbei: fast 100 Prozent! Vor allem im Sommer erbeutet er neben Kleinfischen auch Kaulquappen, Weichtiere, Krebse oder Insekten.
Gesucht: naturbelassene See- und Flussufer
Unverbaute Uferbereiche sind für den kleinen, bunten Vogel mit dem charakteristischen geraden kräftigen Schnabel überlebenswichtig. Anstelle von Nestern baut er Bruthöhlen in die Prallhänge und Steilufer von Bächen, Flüssen oder Seen – gelegentlich auch bis zu 300 Meter entfernt im angrenzen- den Wald. Schon ab Juli kann man mit etwas Glück umherstreifende Eisvögel außerhalb der Brutgewässer antreffen.
In dieser Jahreszeit, wenn die Jungvögel nach einem eigenen Revier Ausschau halten, kommt er an vielen Gewässern in Berlin vor, etwa am Ufer des Müggelsees, am Schlachtensee oder an der Pfaueninsel, aber auch regelmäßig entlang der Wuhle, an den Karower und Bucher Teichen sowie dem Teltowkanal.
Selten und streng geschützt
Brutnachweise der Berliner Ornithologen konzentrieren sich in Randbereichen der Stadt, z.B. an Havel und Havelseen und im Südosten im Spree-Dahme-Gebiet. Im Vogelschutzreservat des NABU am Tegeler Flughafensee wurde im Zuge umfangreicher Biotopverbesserungsmaßnahmen ein unbewachsener Ufersteilhang wieder hergestellt und damit dem „fliegenden Edelstein“ sein Bruthabitat wieder zurück gegeben.
Doch in Berlin und Brandenburg ist der Bestand des Eisvogels gefährdet, in beiden Ländern steht er auf der "Roten Liste". Die jährlichen Bestandsangaben für Berlin schwanken zwischen nur 2 Brutpaaren in den Jahren 2002 – 2004 und 9 Brutpaaren im Jahr 2007, wobei allerdings zu beachten ist, dass nicht alle Brutpaare auch entdeckt werden.
Der Eisvogel braucht Hilfe
Die ausgedehnten Wasserflächen in Berlin stellen einen wichtigen Naturraum dar. Doch die Umsetzung rechtlicher Regelungen wie der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gehen schleppend voran und auch der strenge Schutz des Eisvogels gemäß Bundesnaturschutzgesetz oder Fauna-Flora-Habitat Richtlinie haben seine akute Bedrohung in der Region nicht stoppen können.
Der Jahresvogel 2009 braucht daher in Berlin dringend Hilfe.
Hierzu gehört:
- Verzicht auf unsinnige Verkehrsgroßprojekte wie den Ausbau von Spree und Havel
- Gewässerreinhaltung und die konsequente Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie
- Schutz von Kleinfischbiotopen
- Schutz oder Schaffung unbewachsener Abbruchkanten an Gewässern
- In Parks und Wäldern: Erhalt der Wurzelteller von Windwurfbäumen, die als Bruthabitat genutzt werden können.