Die Rotbauchunke
Ein überraschend feuriger Lurch
So sieht die Rotbauchunke aus
Der kleine Froschlurch ist etwa 4,5 bis 5 cm groß, seine Haut auf der Oberseite ist mit flachen Warzen besetzt und seine Pupillen sind herzförmig. Der Rücken ist in verschiedenen Braun- und Grautönen gefärbt und die Unterseite ist in schwarz-orange gefleckt mit kleinen weißen Punkten. Die grelle Färbung dient als Warnung an potentielle Fressfeinde, denn die nasse Schönheit ist giftig. Mit Hilfe des Gifts schützt sich die Rotbauchunke vor Raubtieren, aber auch vor Bakterien und Pilzen. Für Menschen ist das Gift jedoch ungefährlich und führt höchstens zu Hautreizungen.
Die feuerfarbene Musterung ist das eindeutigste und einfachste Unterscheidungsmerkmal der Rotbauchunke zu ihrer Verwandten der Gelbbauchunke. Wie ihr Name schon vermuten lässt, hat die Gelbbauchunke eine schwarz-gelbe Unterseite.
Männchen und Weibchen der Rotbauchunke sehen sich sehr ähnlich. Zur Paarungszeit jedoch haben die männlichen Feuerkröten Brunstschwielen an den Unterarmen und den ersten beiden Fingern, wodurch die Geschlechter leichter zu unterscheiden sind. Die Brunstschwielen, auch Brunft- oder Paarungsschwielen genannt sind verdickte und verhornte Hautstellen. Sie erleichtern dem Männchen einen festeren Halt bei dem Amplexus, der Paarungsumklammerung.
Melancholische Sänger
Die Paarungszeit im April wird eingeleitet von dem Gesang der Männchen. Die “uuuh... uuuh... uuuh”-Rufe der Rotbauchunke klingen traurig und wunderschön zugleich.
Vor allem am Nachmittag blähen die männlichen Unken ihre Schallblasen auf und stimmen so in ihren geheimnisvollen Gesang ein. Doch um ihr Konzert geben zu können, brauchen die wärmeliebenden Tiere eine Wassertemperatur von mindestens 12°C. Bei steigender Temperatur steigt auch ihr Eifer und die Frequenz der Rufe nimmt zu.
Bis in den Juni werben sie mit ihrem Gesang um die Weibchen, um sich anschließend im flachen und sonnenbeschienenen Wasser zu paaren. Hat das Männchen mit seinen werbenden Rufen Erfolg, klammert es sich mit Hilfe der Brunstschwielen an die Lendengegend seiner Partnerin. Der Amplexus dient dazu, die vom Weibchen gelegten Eier möglichst schnell zu befruchten, sobald sie im Wasser sind. Dadurch kann das Männchen den Fortbestand der eigenen Gene sichern. Die weibliche Rotbauchunke legt die Eier in geringer Wassertiefe, wo sie anschließend an Wasserpflanzen geheftet werden.
Leben in der Pfütze und Überwintern auf dem Land
Während des Frühjahrs und Sommers findet man die Rotbauchunke meistens an Kleingewässern oder in Überschwemmungsgebieten in Talauen. Manchmal kommt sie auch am flachen Randbereich größerer Seen, in verlandeten Kiesgruben oder in Wassergräben vor. Vor allem zwischen reicher Vegetation in besonnten und fischfreien Flachgewässern fühlt sich die Amphibie wohl. Dort kann sie ein Sonnenbad nehmen und zugleich nach Beute Ausschau halten. Was ihren Speiseplan angeht ist die Rotbauchunke nicht besonders wählerisch: Mückenlarven, Käfer, Wanzen, Ameisen, aber auch Springschwänze, Wasserasseln, Spinnentiere, sowie Doppelfüßer und Schnecken lässt sie sich gerne schmecken.
Wenn es im Herbst kälter wird, ist es für die Rotbauchunke Zeit ihr Winterquartier aufzusuchen, welches an Land liegt. Die große Krötenwanderung beginnt, um den Winter in verlassenen Tierhöhlen wie zum Beispiel nicht mehr bewohnten Mäusegängen zu überdauern. Als Amphibien lautet die Überlebensstrategie der Rotbauchunke für die kalte Jahreszeit Winterstarre. Das wechselwarme Tier senkt seine Körpertemperatur mit dem Absinken der Umgebungstemperatur und sein Versteck schützt sie vor zu hartem Frost. So verbrauchen die Rotbauchunken über den Winter kaum Energie und sind anders als im Sommer nicht darauf angewiesen regelmäßig zu fressen.
Zwischen März und April kommt wieder Leben in die Amphibien und sie begeben sich auf die Wanderung zurück ans Gewässer, wo sie sich paaren und für Rotbauchunken-Nachwuchs zu sorgen.
Dort kommt die Rotbauchunke vor
Einen geeigneten Lebensraum findet die Rotbauchunke in vor allem Mittel- und Osteuropa. In Deutschland kommt sie in den Kleingewässern von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen vor. Auch gehört sie zu einer der 13 Lurcharten, die derzeit Berlin bewohnen, aber sie kommt nur selten in Deutschlands Hauptstadt vor.
Damit die Rotbauchunke nicht heimatlos wird
Die Zerstörungen und die Veränderungen von Kleingewässern bedrohen die seltene Amphibie. Sie verliert ihr Heim, wenn Seen zugeschüttet werden und auch Müll, Dünger und Umweltgifte zerstören ihren Lebensraum.
Damit die Rotbauchunke auch weiterhin die Europas Gewässer bewohnt, ist sie europaweit nach den FFH-Richtlinien geschützt und im deutschen Bundesnaturschutzgesetz trägt sie den Schutzstatus streng geschützt. Dieser besagt, dass Tiere nicht gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Auch ist es untersagt die kleine Unke zu stören, indem man ihre Lebensstätte aufsucht oder auch zerstört. Als Störung wird alles bezeichnet, was die Rotbauchunke negativ beeinflusst oder bedroht.
Neben ihrem rechtlichen Schutzstatus helfen der Feuerkröte aber vor allem auch konkrete und in die Tat umgesetzte Schutzmaßnahmen. Durch extensivere Landwirtschaft auf den nahegelegenen Feldern und Wiesen kann vermieden werden, dass Dünger und Pestizide ins Gewässer gelangen. Und auch andere Umweltverschmutzung müssen verhindert werden wie zum Beispiel Müll oder ungereinigt eingeleiteten Abwässer. Des Weiteren spielt die Erhaltung eines hohen Grundwasserstandes der umliegenden Wiesen am Laichplatz eine wichtige Rolle. Vor allem die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre erschwert den Amphibien das Überleben. Aber mit gutem Wassermanagement und der Wiedervernässung trockengelegter Felder kann der Rotbauchunke und auch vielen anderen Lurchen geholfen werden. Die Amphibie kann zudem mit regelmäßigen gärtnerischen Arbeitseinsätzen unterstützt werden. Wenn das Ufergehölz an ihrem Laichplatz regelmäßig ausgelichtet oder entfernt wird, dringt die Sonne wieder bis zum Wasser durch. Dadurch steigen die Chancen auf erfolgreichen Nachwuchs der wärmeliebenden Tiere.
Der Weg ins Unglück
Neben dem Verlust von Lebensraum stellt auch die Krötenwanderung eine lebensbedrohliche Gefahr für die Rotbauchunke dar. Kreuzt ihr Weg eine Straße und ein Auto fährt vorbei, kann das ihr Ende bedeuten.
Doch es gibt eine Lösung für die Todesfalle: Amphibienzäune, die während der Krötenwanderung an entsprechenden Stellen an den Straßen aufgestellt werden. Sie verhindern, dass Rotbauchunken, sowie viele andere Amphibien vors Auto springen, laufen, kriechen. Stattdessen werden sie zu Fangeimern geleitet und von Helfer*innen, die den Amphibienzaun regelmäßig kontrollieren, sicher über die Straße getragen.