Kraniche in der Lietzengrabenniederung - Foto: Jürgen Erdmann
Die Lietzengrabenniederung
Erfolgreicher Naturschutz im Norden Berlins
Bereits seit etwa 12 Jahren finden umfangreiche Naturschutzmaßnahmen im Berliner Norden statt. Mit Unterstützung durch Fördermittelprojekte der EU wurden durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm), den Berliner Forsten sowie Landschaftsplanern, Biologen, Technikern und Ingenieurbüros große Anstrengungen zur Stärkung des Wasserhaushaltes und damit zur Förderung des Biotop- und Artenschutzes unternommen.
Der Lietzengraben ist eine eiszeitliche Abflussrinne. Sein Einzugsgebiet reicht von Schönow/Gorin und den angrenzenden Forstflächen (Basdorfer-, Schönower- und Probstheide) nördlich der Stadtgrenze Berlins bis zu seiner Einmündung in die Panke nördlich der Karower Teiche.
Im Zuge der Rieselfeldbewirtschaftung oblag ihm - sowie einem weit verzweigtem Grabensystem - die Ableitung großer Mengen aufgeleiteter und nach der Bodenpassage gefilterter Abwässer.
Mit der Inbetriebnahme des Klärwerkes Schönerlinde 1985 wurde der Rieselfeldbetrieb eingestellt. Der folgende Wassermangel und die Umwidmung der gewachsenen, kleinteiligen und artenreichen Kulturlandschaft in eine Agrarsteppe. Eine nahezu monostrukturelle, forstwirtschaftliche Nutzung führten zu einem defizitären Wasserhaushalt. Wertvolle Lebensräume - Feuchtgebiete, Moore, Bruchwälder sowie die Bucher Bogenseen und die Karower Teiche wurden stark beeinträchtigt.
Sanierungsmaßnahmen wurden geplant
Ein ganzes Bündel von Maßnahmekomplexen wurde seit 2002 entwickelt, um den Landschaftswasserhaushalt im Einzugsgebiet des Lietzengrabens gemäß der vorhandenen Möglichkeiten zu sanieren:
Ökologischer Waldumbau, Rückbau von Drainagen, Sanierung des Gorinsees, Wiederbewässerung von Landschaftsbereichen, Stützung des Landschaftswasserhaushaltes durch Einleitung gereinigter Abwässer aus Schönerlinde in das Lietzengrabensystem, Herstellen der Durchlässigkeit, Sohlanhebungen u.v.m.
-
Trockengefallene Feuchtflächen - Foto: Jens Scharon
-
Teichkomplex in der Lietzengrabenniederung - Foto: Jens Scharon
-
Zunehmender Schilfaufwuchs - Foto: Jens Scharon
-
Schilfpflanzungen ... - Foto: Jens Scharon
-
Foto: Jens Scharon
-
20 Jahre alte Aufforstungsareale zwischen den Teichen - Foto: Jens Scharon
-
Pumpstation - Foto: Jens Scharon
Rückblick auf das Jahr 2005
Landschaft am Tropf
Auch wenn der Waldumbau noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, wurden seit 2004 schon verschiedene technische Projekte zur Wiedervernässung im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms (Fördermaßnahen der EU) bereits erfolgreich umgesetzt:
- Bewässerung von drei Teichen mit Wasser aus dem Klärwerk Schönerlinde (5000m³/Tag)
- Versuchsaufbau zur natürlichen Wasserreinigung (Großer und Kleiner Reinigungsteich) mit Entwicklung verschiedener Feuchtbiotope
- Stützung des Wasserdargebotes im Lietzengraben sowie seiner Nebengräben
- Erhalt der Wasserflächen der Bucher Bogenseekette, der Karower Teiche sowie von Flachwasserbereichen in der Lietzengrabenniederung.
Ein fast unsichtbares Netz von Reglern verteilt das kostbare Nass so, dass alle Feuchtgebiete davon profitieren: Niederungsbereiche in der Schönower Heide, Teichanlagen auf den Hobrechtsfelder Forstflächen, das NSG Bucher Forst mit seinem Bruchwald und den Bogenseen sowie das NSG Karower Teiche.
Artenvielfalt befördern
In relativ kurzer Zeit hat sich die Artenvielfalt auf fast schon spektakuläre Weise entwickelt! Die neu geschaffenen Feuchtgebiete ziehen viele Wasservögel sowie Limikolen an - die mit der Einstellung der Rieselwirtschaft verschwundenen Arten kommen nun zurück. Hinzu kommen seltene Vogelarten der halboffenen bis Offenlandschaft, die in der ausgeräumten Feldflur selten geworden sind.
Natur erleben
Von einem Wanderwegenetz oder Beobachtungsplattformen können Besucher diesen attraktiven Landschaftsraum erleben ohne zu stören. Die Weidetiere – Rinder und Pferde – üben eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Auch wenn es Haustiere sind - als Landschaftspfleger leisten sie einen erheblichen Beitrag zum Erhalt der Lebensräume von Wildtier- und Pflanzenarten.
Die enormen Anstrengungen, die hinter solchen Projekten stehen, werden von der Öffentlichkeit oft kaum bemerkt. Deshalb hier der Link auf die Internetseiten von SenStadtUm mit Informationen über die Projekte im Bucher Raum: www.stadtentwicklung.berlin.de/forsten/rieselfelder_hobrechtsfelde/
Dokumentation des Erreichten
Bereits am 8. Juli 2015 fand eine Fachtagung im Pankower Rathaus statt, auf der die Ergebnisse der 12-jährigen UEP-Förderung (Umweltentlastungsprogramm) vorgestellt und diskutiert wurde.
Alle Vorträge sind nun in einer Broschüre mit folgendem Titel veröffentlicht worden:
Berliner Forsten, Forstamt Pankow (Hrg.):
Entwicklung der ehemaligen Rieselfelder Hobrechtsfelde
12 Jahre UEP - 2003 - 2015
Förderprogramme- Maßnahmen- Ergebnisse- Erkenntnisse