Denn sie wissen, was sie tun
Bereits drei Seeadler in diesem Winter durch Bleimunition vergiftet
Ende Dezember 2013 wurde ein stark abgemagerter Seeadler aus dem Landkreis Oder-Spree mit massiver Atemnot und Erstickungsanfällen in die Kleintierklinik der FU Berlin in Berlin-Zehlendorf gebracht. Da sich der Zustand des Seeadlers nicht besserte, wurde er dort nach zwei Tagen eingeschläfert. Nun liegen die Ergebnisse der Blutuntersuchung vor, die den Verdacht bestätigten: Auch dieser Adler war Opfer einer Bleivergiftung. Der NABU Berlin fordert zum wiederholten Male Bund und Länder dazu auf, bleihaltige Munition endlich zu verbieten.
Ein vergifteter Seeadler leidet an Atemnot und Erstickungsanfällen: Aufnahmen vom 28. Dezember 2013 in der Kleintierklinik der FU Düppel.
Allein in diesem Winterhalbjahr ist es bereits der dritte Seeadler mit Bleivergiftung aus Brandenburg. Die beiden anderen Bleiopfer wurden im Oktober 2013 bei Belzig/Kreis Potsdam-Mittelmark und bei Kunersdorf, ebenfalls Landkreis Oder-Spree, gefunden. Auch diese beiden Adler kamen in die Kleintierklinik der Freien Universität, konnten jedoch nicht mehr gerettet werden. Alle drei Vergiftungsfälle wurden durch Reste bleihaltiger Munition verursacht, die die Adler beim Fressen von Aas aufnehmen. Dabei handelt es sich fast immer um die von Jägern in der Natur hinterlassenen Innereien von Hirschen, Rehen oder Wildschweinen oder um angeschossene Tiere, die nach der Jagd nicht gefunden wurden und später verenden.
Der Seeadler musste kurz nach diesen Aufnahmen eingeschläfert werden.
Never ending story
Rainer Altenkamp, 2. Vorstandsvorsitzender des NABU Berlin: „Dieser Skandal ist nun seit bestimmt 13 Jahren bekannt. Außerdem hat das hochgiftige Blei auch im Lebensmittel Wildfleisch nichts zu suchen. Das bundesweite Verbot bleihaltiger Munition ist seit Jahren überfällig.“
Viele Landesforstverwaltungen haben längst Konsequenzen gezogen: so ist im Berliner Landesforst schon seit dem 1. April 2012 die Nutzung bleihaltiger Munition verboten. Hingegen ist beim Deutschen Jagdverband e.V. (DJV), in dem viele Jagdpächter organisiert sind, wie auch beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) noch keinerlei Umdenken festzustellen - sie blockieren landes- bzw. bundesweite Verbote von Bleimunition nun seit Jahren nach Kräften.
Dabei werden sowohl vom DJV als auch vom BMEL immer neue und abstrusere angebliche Risiken bleifreier Munition angeführt, für die es zwar nie gesicherte Belege gibt, die aber vor einem Verbot bleihaltiger Munition angeblich trotzdem und natürlich mit Unterstützung des BMEL jahrelang untersucht werden müssten. Bei den bisher schon vorliegenden umfangreichen Untersuchungen konnte keines dieser angeblichen Risiken bleifreier Munition bestätigt werden, trotzdem wird weiter auf Kosten des Steuerzahlers geforscht. Rainer Altenkamp: „Der neue Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich hat hier in seinem Ministerium endlich für Ordnung zu sorgen.“
NABU Berlin fordert eine Erhöhung der Jagdsteuer und für die Landesjagdverbände des DJV die Aberkennung des Status als anerkannte Naturschutzverbände!
Vor dem Hintergrund der permanenten Blockade seitens der Jägerschaft, schlägt der NABU Berlin vor, dem Landesjagdverband Brandenburg seinen Status als anerkannter Naturschutzverband solange zu entziehen, wie noch mit bleihaltiger Munition gejagt wird. Rainer Altenkamp: „Ein Verband, der in Kauf nimmt, dass bei seinem Hauptzweck, der Jagd, ständig streng geschützte Tierarten wie Seeadler qualvoll vergiftet werden, kann kein anerkannter Naturschutzverband sein. Zudem kann es nicht sein, dass Jäger immer wieder Seeadler mit Blei vergiften und die Naturschutzverbände und eine Tierklinik dann versuchen, diese Adler mit hohem Aufwand zu retten. Zum Ausgleich der durch die Jäger verursachten Schäden sollte die Jagdsteuer daher drastisch erhöht werden.“
Jeder kann beim Verbot bleihaltiger Munition helfen
Der NABU Berlin bittet alle Bürger:
- Kaufen und essen Sie kein Wildfleisch, wenn Sie keine sichere Angabe darüber bekommen können, mit welcher Munition das Tier erlegt wurde. Wer mit Bleimunition erlegtes Wild kauft oder isst, gefährdet seine eigene Gesundheit und fördert damit die Vergiftung von Seeadlern!
- Fordern Sie jeden Jäger in ihrem Bekanntenkreis auf, bleifreie Munition zu verwenden!
- Schreiben Sie an das zuständige Ministerium in ihrem Bundesland und fordern Sie, dass Bleimunition endlich verboten wird!
28. Januar 2014