Flugrouten über den Müggelsee abgelehnt
Zweiter Vorsitzender des NABU Berlin bei 11. Montagsdemo am 12.9.
Flugrouten über den Müggelsee abgelehnt
NABU Berlin fordert neue Umweltverträglichkeitsprüfung
Die neuen Flugrouten für den BBI sehen eine Verlagerung der Flüge und damit der Fluglärmbelastung vom Südwesten Berlins mehr in den Südosten vor. Flugrouten über den Müggelsee in rund 1100 Metern Höhe führen zu einer massiven Entwertung des gesamten Naherholungsraumes für den Menschen, so dass der NABU diese Routen schon aus diesem Grund strikt ablehnt.
Neue Umweltprüfung nötig!
Mit dem neuen Flugroutenkonzept ändern sich die Auswirkungen auf die Umwelt, so dass der NABU eine Aktualisierung und Anpassung der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) an die aktuellen Gegebenheiten fordert. Die jetzt favorisierten Flugrouten über den Müggelsee waren nie Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens, so dass sich die in ihren Rechten auf Lärmschutz betroffenen Bürger nicht dazu äußern konnten. Das ist ein Skandal, in keinem anderen Planverfahren (wie beispielsweise bei Autobahnplanungen oder der Planung von Bahntrassen) ist eine so weitreichende Änderung ohne ein neues förmliches Verfahren möglich.
Keine Entwertung des Erholungsgebiets Müggelsee!
Der Müggelsee mit seinen umgebenden gewässerreichen Wäldern ist eines, wenn nicht das bedeutsamste Naherholungsgebiet in Berlin. Untersuchungen von Reck u.a. aus dem Jahr 2001 (Auswirkungen von Lärm und Planungsinstrumente des Naturschutzes in: Naturschutz und Landschaftsplanung 33, 145 – 149) sowie von Rassmus u. a. aus dem Jahr 2003 (Methodische Anforderungen an Wirkungsprognosen in der Eingriffsregelung [Veröffentlichungen des Bundesamtes für Naturschutz. Angewandte Landschaftsökologie Band 51]) ergaben, das bei Emissionswerten von > 70 dB(A) eine Minderung der Lebensraumeignung von 85 % (70-100 %) eintritt. Nach offiziellen Angaben werden die Missionswerte für diesen Landschaftsraum mit 75-85 dB(A) angegeben. Diese Minderung der Lebensraumeignung wirkt sich ebenfalls auf die Bewohner und Erholungssuchenden aus.
Gleiches Recht auf Lärmschutz für alle Berliner Bürger
Auch befürchtet der NABU bei dem neuen Flugroutenkonzept einen Rückschlag beim Zusammenwachsen Berlins. Die neuen Vorschläge entlasten deutlich die Lärmbelastungen im Südwesten Berlins, was der NABU ausdrücklich begrüßt, belasten aber im gleichen Maße den Südosten. Aus diesem Grund fordert der NABU Lösungen, die gleiche Lebensbedingungen für alle BerlinerInnen schafft, egal ob sich die Flugrouten auf die äsenden Gänse auf den Marienfelder Feldern oder die rastenden Wasservögel auf dem Müggelsee auswirken können – von den menschlichen Bewohnern dieser Stadtgebiete ganz zu schweigen.
Auswirkungen auf Natur
Flüge und von ihnen ausgehender Fluglärm können sich vorwiegend auf die Vogelwelt auswirken und das vor allem im Winterhalbjahr, wenn die großen Seen Berlins, wie der Müggelsee, Seddinsee unter anderem von einer Vielzahl Wasservögel als Rast-, Schlaf- und Nahrungsgewässer genutzt werden.
Bei den veröffentlichten Flughöhen von über 1000 Metern in diesem Raum sind allerdings nach Auswertung vorhandener Untersuchungen und Beobachtungen keine direkten Auswirkungen auf die Vogelwelt zu erwarten. Wasservögel reagieren sehr unterschiedlich auf Störungen. Es kommt darüber hinaus zu Gewöhnungseffekten, wenn von der Störung keine Beeinträchtigungen für die Tiere ausgehen. Die wenigen Beobachtungen und methodischen Untersuchungen zeigen vor allem auffliegende Schwärme bei herannahenden Hubschraubern und Kleinflugzeugen in geringer Entfernung (<300 Meter). Größere Flugzeuge werden eher toleriert. Bei Entfernungen von 500 Metern bleiben Auswirkungen auf rastende Wasservögel gering bzw. völlig aus.
Auch für das in der Nähe des Müggelsees brütende Seeadlerpaar oder die Trauerseeschwalbenkolonien am Ostufer des Sees werden keine Beeinträchtigungen durch Überflüge prognostiziert.
Anders sieht es bei den niedrigeren Flughöhen (500 Meter) über die Vogelschutzgebiete in Brandenburg aus, zum Beispliel das SPA (Special Protected Area) „NSG Rangsdorfer See“, ein Brut- und Rastgebiet mit überregionaler Bedeutung. Hier ist eine mögliche Beeinträchtigung durch niedrige Überflüge dringend zu überprüfen.
Forderungen des NABU:
- Einleitung eines offiziellen Planänderungsverfahrens
- Bei neu entstandenen Betroffenheiten sowohl für Mensch als auch für die Natur müssen auch neue Umweltverträglichkeitsstudien erarbeitet werden.
- Die Anzahl der Flüge begrenzen, damit nur wenige Parallelstarts und -landungen notwendig werden
- Umsetzung des Nachtflugverbots
- Die Flugrouten müssen nach dem Prinzip der höchstmöglichen Lärmminimierung für alle Betroffenen ermittelt werden.
11. August 2011
NABU Berlin bei 11. Montagsdemo
Zweiter Vorsitzender des Landesverbandes stellt NABU-Position dar
Kurz vor den Wahlen in Berlin nutzt der Zweite Vorsitzende des NABU Berlin, Rainer Altenkamp, die Gelegenheit, auf der 11. Montagsdemo in Friedrichshagen die Position des NABU zu den geplanten Flugrouten über den Müggelsee darzustellen und damit die Bürgerproteste zu unterstützen.
12. September 2011, 19.00 Uhr
Ort:
Marktplatz in Friedrichshagen
Weitere Informationen zur Demonstration finden Sie unter www.fbi-berlin.org.