Mal wieder richtig krachen lassen?
Vögel und andere Wildtiere leiden unter Silvester-Böllern



Feuerwerk - Foto: Ondrejk / Wikimedia
Ja, in diesem Jahr ist alles anders. Weihnachten wird nur im engsten Familienkreis gefeiert und auch Silvester gelten weiterhin Kontaktbeschränkungen . Auch der Verkauf von Feuerwerkskörpern ist dieses Jahr deutschlandweit untersagt. Damit sollen die Krankenhäuser entlastet werden. Aber auch die Berliner Natur wird durch die Maßnahmen entlastet, da die Unmengen an Feinstaub, die normalerweise in der Silvesternacht verfeuert werden, nicht anfällt. Denn vor allem Vögel und andere Wildtiere leiden erheblich unter dem Feuerwerk. Der NABU Berlin befürchtet, dass trotz des Verbots einige Berliner*innen private Feuerwerkskörper in Nachbarländern kaufen und entzünden werden. Wir bitten deshalb alle Berliner*innen auch dieses Jahr auf die Böllerei zu verzichten und in Parks und Grünanlagen, an Seen, Teichen und Fließgewässern konsequent keine Knaller zu zünden. Mit den 129 Millionen Euro, die die Deutschen zum Jahreswechsel normalerweise buchstäblich in die Luft jagen, könnten statt dessen wertvolle Naturräume erhalten oder die Lebenssituation hilfebedürftiger Menschen und Tiere verbessert werden.
Alle Jahre wieder kommt die Silvesterböllerei
Alle Jahre wieder begrüßen die Deutschen das neue Jahr mit Böllern und Lichtfontänen, der Überlieferung nach auch zur Vertreibung böser Geister. Vertrieben und gestört werden aber vor allem die „wilden Berliner“: Vögel zeigen panische Reaktionen, werden von ihren Schlafplätzen aufgescheucht und unter Umständen bis zu 14 Tage lang vertrieben. Dabei verlieren sie Energie, die sie im Winter dringend benötigen. Vögel, die vom Feuerwerk aufgeschreckt werden, fliegen bis zu 1.000 Meter hoch, während sie sonst nur selten Höhen über 100 Meter erreichen. Auch Familienverbände werden durch die Flucht auseinander gerissen. Manche Vögel kehren nie wieder an ihre Schlafplätze zurück. Säugetiere wie Fuchs oder Biber können Gehörschäden erleiden. Und es werden regelmäßig an Neujahr tote und verletzte Tiere gefunden, so zum Beispiel ein Biber in Königs Wusterhausen, der nach einer heftigen, durch einen Knallkörper verursachten, Druckwelle ertrunken ist.
Sekt im Blut, Feinstaub in den Lungen
Gerade bei feuchter Witterung und Windstille ist die Berliner Luft in der Silvesternacht zum Schneiden. Ursache für die dicke Luft sind Verbrennungsrückstände von Raketen und Böllern, die als Feinstaub durch die Straßen wabern. Zu Silvester werden in Deutschland durch die Feuerwerke circa 15 % der jährlichen im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge freigesetzt. Das sind circa 4.000 Tonnen. In Berlin wurden um 1 Uhr in der Silvesternacht 647 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen – 47 waren es im Tagesdurchschnitt am 1. Januar 2017. Bei Windstille steht der Feinstaub besonders lange in der Luft und schädigt Lungen und Bronchien. Die Staubteilchen erreichen beim Einatmen auch die kleinsten Lungenbläschen, gelangen in den Blutkreislauf und werden von der Weltgesundheitsorganisation für lebensbedrohliche Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich gemacht. Welche Auswirkungen der Regen, der mit Rückständen von Feuerwerkskörpern versetzt ist, auf Gewässer und Boden hat, ist noch gar nicht erforscht. Auch direkt in der Innenstadt auf höheren Bäumen und an Gebäuden befinden sich Schlafstätten von Vögeln und Fledermäusen.
Krisenjahr 2020 als Chance für neuen Silvesterbrauch
Dieses Jahr steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Deshalb wurde der Verkauf von Feuerwerkskörpern offiziell verboten, um Krankenhäuser zu entlasten. Doch auch vor dem Erlass der Bundesregierung gaben viele Bau- und Supermärkte, dieses Jahr auf den Verkauf von Feuerwerk verzichten wollten. Die vielen Debatten der letzten Jahre über die erhebliche Feinstaubbelastung und den Schäden für Umwelt und Tiere hat viele Bürger*innen zum Umdenken angeregt. Dieses Jahr wird es nun ruhiger an Silvester. Jetzt haben wir die Möglichkeit neue Silvesterbräuche zu etablieren und die ewige Silvesterböllerei an den Nagel zu hängen - für die Gesundheit von Mensch und Natur gleichermaßen!