Möwen
Meeresvögel in der Hauptstadt
Die typische mitteleuropäische Binnenlandmöwe und mit Abstand häufigste Möwenart in Berlin ist die Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus). Sie ist verhältnismäßig klein und unter den Berliner Möwen die einzige Art mit rotem Schnabel und roten Beinen. Ihr Kopf ist im Sommer vollständig dunkelbraun gefärbt, das sogenannte „Prachtkleid“, zum Herbst hin wird das „Schlichtkleid“ angelegt, der Kopf ist dann weiß mit einer undeutlichen dunklen Zeichnung hinter den Augen. Die Lachmöwe wird schon im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif und ist dann auch ausgefärbt. Das bräunlich gesprenkelte Jugendkleid zeigt also immer ein frisch geschlüpftes Tier der aktuellen Brutperiode an.
Lachmöwen brüten meist am Gewässerrand, inmitten von dichter Vegetation. Bisweilen auch direkt im Wasser auf schwimmenden Pflanzenmaterialien. In Berlin zB an der Moorlinse Buch oder im Bereich des Müggelsees.
Unsere heimischen Brutvögel verlassen die Region oft zum Herbst oder Winter hin, dafür sind dann Vögel aus dem Osten bei uns zu beobachten. Gerade im Winter sieht man an einigen Orten große Ansammlungen von teilweise mehreren hundert Individuen, so am Tegeler See, am Urban- oder Osthafen.
Während des Durchzugs kann bisweilen die Zwergmöwe (Hydrocoloeus minutus) in Berlin beobachtet werden. Sie ist vor allem ein Brutvogel Osteuropas und Zentralasiens, die hierzulande sehr selten und verstreut im Bereich der Ostseeküste brütet. Sie sieht der Lachmöwe ein wenig ähnlich, ist aber deutlich kleiner und der Schnabel ist schwarz.
Ein weiterer typischer Wintergast ist die Sturmmöwe (Larus canus), sie ist ein wenig größer als die Lachmöwe, aber immer noch eine eher kleine Möwe. Ihr Kopf ist reinweiß, nur im winterlichen Schlichtkleid zeigt er ein paar grau-braune Strichelungen. Der eher kurze Schnabel ist gelb, die Beine gräulich oder bisweilen auch grün-grau.
In Deutschland ist die Sturmmöwe eigentlich ein Küstenvogel, die größten Brutkolonien liegen an der Unterelbe und auf den Inseln vor der Nordseeküste, in Berlin brütet sie nur sehr vereinzelt und mit ungewissem Erfolg. Dafür ist sie im Winter regelmäßig auch in der inneren Stadt zu beobachten, beispielsweise auf dem Tempelhofer Feld.
Großmöwen
Die anderen Berliner Möwen zählen zu der Großmöwen, eine Gruppe nah verwandter Arten oder Unterarten deren auffälligstes Merkmal neben der schieren Größe, sie haben eine Flügelspanne bis zu 140 cm und teilweise noch deutlich mehr, der kräftige gelbe Schnabel ist, der unterseits mit einem deutlichen roten Punkt verziert ist.
Die Großmöwen sind aus mancherlei Hinsicht eine äußerst interessante, aber auch schwierige Gruppe. Zum einen, weil sie sich, gerade auch im Binnenland und in städtischen Lebensräumen, in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich ausgebreitet haben, zum anderen, weil sie sich bisweilen untereinander verpaaren, hybridisieren, und so Mischformen hervorbringen. Eigentlich ist es also korrekter von einem „Artenkomplex“ der Großmöwen zu sprechen, als von einzelnen, getrennten Arten. Wir werden aber der Übersichtlichkeit halber, die klassischen, eingebürgerten Artnamen verwenden.
Die häufigste Großmöwe Berlins ist die Silbermöwe (Larus argentatus), sie ist eigentlich ein Brutvogel der Küste und brütet erst seit jüngerer Zeit im Binnenland, zunächst an den Ufern größerer Flüsse dann vermehrt auch in Städten. Sie ist ein typischer Kulturfolger, die gerne auf Müllkippen oder Äckern zu finden ist. Sie ist seit vielen Jahren als Gastvogel, gerade in den Wintermonaten, in Berlin bekannt.
Seit 2010 ist sie als Brutvogel in Berlin nachgewiesen, und zwar an recht ungewöhnlichen Plätzen: Auf Hausdächern. Genauer gesagt, auf großen, kiesbestreuten Dachflächen, die gewisse Ähnlichkeiten mit den natürlichen Brutplätzen der Großmöwen an der Küste haben. Die Silbermöwe ist groß und fast reinweiß, nur ihre Flügeldecken sind silber-grau. Charakteristisch sind ihre fleischfarbenen Beine.
Daneben kommen in Berlin noch die Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und die Steppenmöwe (L. cachinnans) als Brutvögel vor. Wie die Namen vermuten lassen, hat sich die Mittelmeermöwe von Süden her ausgebreitet, die Steppenmöwe von Osten. Beide Arten brüten in wenigen Paaren auf einigen Berliner Hochäusern. Im Winter kann man gerade die Steppenmöwe in kleineren Gruppen auf den Seen im Westen und Südosten des Stadtgebietes beobachten. Beide Arten sind der Silbermöwe sehr ähnlich, bestes Unterscheidungsmerkmal sind die gelben Beine, die beide Arten aufweisen. Untereinander sind sie nur schwer auseinanderzuhalten.
Die Steppenmöwe ist im Mittel größer und ihr Kopf ist tendenziell länglicher und weniger rund geformt als bei der Mittelmeermöwe. Auch der Schnabel der Steppenmöwen ist länger.
Die anderen heimischen Großmöwen sind in Berlin nur als Gastvögel nachgewiesen. Sie sind typische Küstenbewohner und zeigen nur geringe Tendenzen als Kulturfolger. Die größte heimische Möwe ist die Mantelmöwe (Larus marinus), mit einer Spannweite von knapp 170 cm! Sie brütet spärlich an der deutschen Nord- und Ostseeküste und ist vor allem an den felsigen Ufern Nord- und Westeuropas zu finden. Ihre Flügeldecken sind dunkelgrau, fast schwarz, ihre Beine sind leicht rosa oder fleischfarben, durch ihre schiere Größe ist sie unverwechselbar.
Gerade am Müggelsee wird sie in den Herbst- und Wintermonaten alljährlich beobachtet.
Die Heringsmöwe (Larus fuscus) ist ein wenig kleiner als die Silbermöwe, ihre Flügeldecken können dunkelgrau bis fast rein schwarz gefärbt sein, sind aber immer dunkler als die Silbermöwe, ihre Füße sind gelb. Sie brütet hierzulande vor allem an der Nordseeküste. Auch sie wird in den Wintermonaten alljährlich aber nur in geringer Zahl in Berlin festgestellt.